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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 16
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Volkmann, Hans von; Glück, A.: Vertriebsstellen für Graphik
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0222

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2s8

Die Werkstatt der Kunst.

Heft s6.

die Werke ihres Verlages, sondern in erster Linie
die graphischen Arbeiten von Mitgliedern des
Künstlerbundes und von Gästen, indem sie den
Kommissionsvertrieb der den Künstlern gehörigen
Künstlerdrucke übernommen hat. Es ist also das,
was die Firma Piper de Eo. für eine größere All-
gemeinheit seit einem Jahre ins Leben gerufen hat,
bei uns für unseren speziellen Kreis tatsächlich schon
seit fahren Gebrauch. Auch bei uns sind diese
in Kommission gegebenen Werke nach wie vor
Besitztum der Autoren, welche die Preise auch
nur ganz nach ihrem eigenen Ermessen festsetzen.
In unserem alljährlich im Spätherbst erscheinenden,
mit Abbildungen versehenen Katalog, von dem wir
Ihnen ein Exemplar beifügen, nehmen diese vom
Künstler signierten Handpressendrucke bei weitem den
größten Kaum ein; die Verlagswerke der Kunstdruk-
kerei Künstlerbund Karlsruhe (Schnellpressendrucke,
Plakate, Tisch- und Wenukarten, Postkarten rc.) be-
anspruchen nur wenige Seiten.
Es erscheint uns demnach nicht weiter ver-
wunderlich, wenn zwischen dem Piper'schen und
unserem Unternehmen prinzipielle Vergleiche an-
gestellt werden.
In vorzüglicher Hochachtung
Der Vorstand des Künstlerbund Karlsruhe.
Hans v. Volkmann, I. Vorsitzender.
A. Glück, II. Schriftführer."
Kunstgewerblicher Unterricht in
Lehrwerkstätten.
Vom preußischen Rlinister für Handel und
Gewerbe ist unterm s5. Dezember v. Is. ein Erlaß
ergangen, dem wir entnehmen:
Die neuere Entwicklung des kunstgewerblichen
Unterrichts hat dazu geführt, den Lehrwerkstätten
eine vermehrte Bedeutung zuzuerkennen. Eine An-
zahl kunstgewerblicher Lehranstalten ist bereits dazu
übergegangen, die praktische Fertigkeit in kunstge-
werblichen Arbeitsweisen in besonders dafür ein-
gerichteten Lehrwerkstätten zu vermitteln. Im Hin-
blick auf den günstigen Einfluß, der hiervon auf
das Kunstgewerbe zu erwarten ist, empfiehlt es sich,
diesen Bestrebungen auch fernerhin besondere Auf-
merksamkeit zu widmen.
Bei der Einrichtung von Lehrwerkstätten em-
pfiehlt es sich, in erster Linie die örtlichen Indu-
strien zu berücksichtigen und zunächst solche Arbeits-

weisen ins Auge zu fassen, bei denen der künstle-
rische Wert vornehmlich auf der eigenen Arbeit
des Künstlers beruht. Von der Einrichtung solcher
Werkstätten dagegen, die kunstgewerbliche Gegen-
stände in größerer Zahl oder von größerem Um-
fange ausführen sollen, ist der Regel nach abzu-
sehen. Neben den schon in weiterem Umfange
bestehenden Werkstätten für Treiben, Ziselieren und
Holzschnitzen werden sich an Kunstgewerbeschulen
zunächst etwa das Kunstschmieden, die Lithographie,
der Schriftsatz, das Buchbinden, die feinere Holz- und
Metallbearbeitung jeder Art und die weiblichen
Kunsthandarbeiten für den Werkstättenbetrieb eignen.
Das Wesen der Kunstgewerbeschule bedingt es,
daß in der Werkstätte die künstlerische Unterweisung
mit der technischen Hand in Hand geht. Die Schüler
haben daher in der Regel ihre eigenen Entwürfe
auszuführen. Die zeichnerische Behandlung des Ent-
wurfes hat sich dann auf das Notwendigste zu be-
schränken und innerhalb der Grenzen der Werkstatt-
zeichnung zu halten, bei der aus die Darstellung
kein wesentliches Gewicht gelegt wird. Als ge-
eignetster Lehrer für den Werkstätteunterricht in den
kunstgewerblichen Abteilungen ist der ausübende
Kunsthandwerker so lange zu betrachten, als es ge-
lingt, Persönlichkeiten zu finden, die das Künstlerische
wie das Technische in gleicher Weise beherrschen.
Nur da, wo ausübende Handwerker mit ge-
nügenden künstlerischen Fähigkeiten nicht zu erlangen
sind, ist der Unterricht zwischen einem Künstler und
einein Techniker zu teilen, wobei der Techniker unter
der Leitung des Künstlers arbeitet.
Für Anstalten oder Abteilungen von Schulen,
die nicht in erster Linie das Ziel der Kunsterziehung,
sondern das der Heranbildung tüchtiger Handwerker
verfolgen (Handwerkerschulen), kommt in der Werk-
stätte vorzugsweise die technische Ausführung in Be-
tracht. Obgleich auch hier der Schüler auf das
Künstlerische hinzuweisen und namentlich sein Sinn
für die logische Entwicklung der Form aus der
Konstruktion zu wecken ist, so wird es sich bei
Schulen dieser Art im allgemeinen doch um die
Ausführung vorhandener Entwürfe handeln. Es
ist dann jedoch peinlich daraus zu achten, daß nur
Entwürfe von künstlerisch guter und technisch ein-
wandfreier Art hierfür gewählt werden.
In allen Fällen empfiehlt es sich, den Werk-
stättenbetrieb zunächst in kleinem Rahmen zu be-
ginnen und Erweiterungen erst auf dem Boden
 
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