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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 43
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Ueber die Jury der Nordwestdeutschen Kunstausstellung in Oldenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0592

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588

Die Werkstatt der Kunst.

Heft HZ.

es möglich? Das Werk mit der alizarinblauen Luft und dem
unentwirrbaren Vordergrund (es soll, wie man mir sagte, eine
Eisfläche sein) ist mit der goldenen Medaille prämiiert!!! Un-
glaublich aber wahr!!! Malen die Maler für die Jury oder
Kritik? von den Herren käuft doch keiner ein Bild, sondern
ans dem Publikum känst hier und da 'mal einer ein Bild
nach langem Pin- und perhandeln und zu einem Preise weit
unter dem geforderten seitens des Malers, wie lange ein
Maler studieren muß, bis er es zu einem verkäuflichen Werke
bringt, was Studienreisen u. s. w. kosten — daran will das
Publikum nicht denken. (Sapperment, welche Einsicht! D. R.)
Na aber schließlich käuft doch das Publikum die Bilder, die
ihm gefallen, und so meine ich, sollte man doch auch mehr
Rücksicht auf den Geschmack des Publikums nehmen und das
Publikum entscheiden lassen, was ihm gefällt. Gottlob geht
ja auch da der Geschmack weit auseinander und ist den Künst-
lern weiter Spielraum gelassen. Es dürfte doch am Ende nicht
ganz verkehrt sein, der Jury eine Anzahl von Kunstlaien zu-
zugesellen (z. B. den perrn Verfasser! D. R.), ähnlich wie das
ja bei den Schöffen- und Schwurgerichten der Fall ist, damit
auch Unbefangene ein Wort mitsprechen. Das Publikum
braucht gar nicht so bevormundet zu werden. Es weiß meist
ganz genau das Gute zwischen dem Schlechten herauszufinden.
wissen möchte ich aber doch, ob die perren von der
hypermodernen Richtung, (der) sogen. Moderne, wirklich in
der Natur die Farben so sehen, wie sie sie uns aus der Lein-
wand vorführen? — Dann freilich wundert's mich nicht, daß
die perren gar nicht sehen, wie unser perrgott doch alles so
wunderbar schön, auch in der Linie, der Form gemacht hat.
wie schön in der Zeichnung ist jeder Strauch, jeder Ast, jeder
Baum mit seinen Laubmassen, jeder Felsen, die Uferlinie, das
Tier und der Mensch! Und was machen die perren der Mo-
derne daraus!!!? Man sollte es nicht für möglich halten, sähe
man es nicht vor Augen.
Aber ist es nicht beinahe überall jetzt so? Kürzlich sah
ich in dem Ausstellungslokal des pamburger Kunstvereins in
pamburg — beinahe noch (ja, wie soll ich mich ausdrücken?)
wunderbareres, wir leben ja nun einmal in einer wunder-
lichen Zeit.
Daß der Besuch der Oldenburger Kunstausstellung ein
verhältnismäßig recht mäßiger — und soweit ich sehen konnte,
noch nichts verkauft ist — wundert mich nicht. Das meiste
sind Studien oder versuche, aber keine Bilder.
Na, adio Kunstausstellung; die Augen tun mir weh
und der Kopf brummt mir."
Uns auch! Aber nicht vor Aerger oder der-
gleichen, sondern vor Lachen, wirklich, dieser Ar-
tikel für den die Oldenburger Kollegin vorsichtiger-
weise keine Verantwortung übernahm, war uns in
dem gegenwärtig so heißen und staubigen München
eine gar wohltätige Erfrischung, wie derselbe, wie
wir zuversichtlich hoffen, es auch unseren Lesern sein
wird. Unwillkürlich glaubt man, beim Lesen dieser
Zeilen, sich in jene Zeiten vor s5 Zähren zurück-
versetzt, als gegenüber dein „entsetzlichen" und „uner-
hörten" Blau-, Grün- und Violettmalen Gespräche
dieser Art auch in den großen Kunststädten an der
Tagesordnung waren. Der Verfasser des Artikels
hat das Verdienst, daß er uns wieder einmal ge-
zeigt hat, wie weit wir in einer vernünftigen Kunst-
beurteilung, wenigstens an diesen großen Plätzen,
seitdem fortgeschritten sind, wie wir mit klarer ge-
wordenem Blick in objektiver Würdigung der Ent-
wicklung deutscher Kunst während der letzten Jahr-
zehnte sowohl den Alten wie den Zungen die ge-
bührende Gerechtigkeit widerfahren lassen.
Dem unbekannten Einsender des Artikels in
Varel, dessen Sendung, obwohl er dieselbe, ohne

jede weitere Bezeichnung, an „die Werkstatt der
Kunst" in Berlin adressierte, uns dennoch mit großer
Schnelligkeit und sehr prompt in München erreichte,
verbindlichsten Dank für seine Bemühung, selbst
wenn er sie ernsthaft aufgefaßt wissen wollte. Man
weiß, wie erwähnt, zur Genüge, daß wir Dinge
dieser Art gewöhnlichermaßen durchaus nicht spaß-
haft zu nehmen geneigt sind, aber in diesem Falle
mußte ob der vollendeten, zu einem Drittel freiwil-
ligen, zu zwei Dritteln unfreiwilligen Komik des
Gedruckten, eine Ausnahme geinacht werden.
Aber nun „adio Kunstausstellung; die Augen
tun mir weh und der Kopf brummt mir."

Erledigte Preisausschreiben.
Berlin. Der erste Preis in dem internationalen Wett-
bewerb um Entwürfe eines Plakates für die Kunstbauaus-
stellnng ;yos zu St. Petersburg ist dem Architekten Ernst
Rentsch in Berlin zugefallen.
Eöln a. Ah. Das Preisausschreiben des „Verbandes der
Kunstfreunde in den Ländern am Rhein" für ein Plakat der
„Großen Kunstausstellung zu Eöln ;c>06" hatte, wie man
uns schreibt, folgendes Ergebnis: Eingelaufen waren recht-
zeitig ;5 Entwürfe. Das Preisgericht (die perren Klingel-
höfer, Prof. Gregor v. Bochmann, Prof. Klaus-Meyer, Maler
Deusser und Prof. vr. v. Falke) hat den I. Preis (800 Mk.)
verliehen an Pros. Aug. Groh in Karlsruhe, den II. lFoo Mk.)
an Maler Z. v. Lissarz in Darmstadt, den III. (ZOO Mk.)
an Maler Alfred N. Oppenheim in Frankfurt a. M.
Dessau. Das Preisausschreiben des Anhaltischen Kunst-
vereins für die Innenausstattung von kleinbürger-
lichen und Arbeiterwohnungen hat folgendes Ergebnis
gehabt: von der Erteilung eines ersten Preises wurde ab-
gesehen. Es wurden zwei zweite Preise im Betrage von je
200 Mk. verteilt, zwei Arbeiten zu je ;oo Mk. angekauft und
von zwei weiteren einzelne Teile zu 70 bezw. zo Mk. er-
worben. poffentlich gelingt es, die Mittel aufzubringen, um
eine der preisgekrönten oder angekauften Lösungen auszu-
sühren und dann in Dresden auf der großen Ausstellung ;906
als ein Ergebnis der Arbeit des anhaltischen Kunstvereins,
der deutschen Künstlerschaft und des anhaltischen Gewerbe-
steißes auszustellen.
Eisleben. (Architektonischer Wettbewerb.) Bei
dem Wettbewerbe für eine Realschule und Direktionswohnung
für die Stadt wurde dem Architekten Adolf Bruckner-Mün-
chen ein zweiter Preis zuerkannt. Lin erster Preis kam nicht
zur Verteilung.
München. (Deutsche Gesellschaft für christliche
Kunst.) Zn der Konkurrenz für einen Pochaltar in der katho-
lischen Pfarrkirche zu Stadtsteinach, O.-P., hat die Jury fol-
gende Prämien ausgesprochen: Entwurf Motto „Roma" von
Emil Wagner 200 Mk., Motto „Segen" von Valentin Kraus
;oo Mk., Entwurf von A. Bachmann ;oo Mk., Entwurf
„Louis XV." von Ruthmann ;oo Mk. Die Konkurrenz für
ein Titelblatt erzielte folgendes Resultat: Entwurf „Grün"
von p. M. Glatz ;50 Mk., Entwurf „Kirche" von Zoh. Kopp
;so Mk., „Am Kreuz" von Kitschker ;so Mk., „Kreuz" von
Zoh. Kopp 50 Mk., „Kreuzblumen" von Fritz Leguer de La-
tour 50 Mk., „Not" von Karl Kunz 50 Mk.
Denkmäler.
München. (Der Brunnen am Thierschplatz), den
im Vorjahre Rentier Karl waitzfelder stiftete und dessen Aus-
führung Bildhauer Pros. Erwin Kurz übertragen wurde,
ist nunmehr, wie die „N. N. N." mitteilen, in der Baum-
 
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