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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 51
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Todesfälle / Gedenktage / Aus Künstler-Vereinen / Aus Kunstvereinen / Vom Kunsthandel / Aus Galerien und Museen / Auktionen / Vermischtes / Literatur-Umschau / Briefkasten der Schriftleitung / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0704

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700

Die Werkstatt der Aunst.

Heft

entsteht", — davon kann man in der Tat reden, wenn man
heute nach jener Stätte wandert, wo auf gewaltigem Funda-
mente der gigantische Bau emxorwächst. Ls wird dem Be-
schauer bei dem Anblick der mit ungeheuren Dimensionen
rechnenden Bauteile zu Mute, als ob das klassische Altertum
und nicht die moderne Zeit ihre Werke schüfe. Die gewal-
tigen, staffelsörmig aufgebauten Gründungspfeiler, die wohl
an ;5 m hoch, aus Stampfbeton errichtet und dazu bestimmt
sind, den Sockel des Oberbaues zu tragen, gemahnen in ihrer
gigantischen Größe an Pergamons Riesenarchitektur, wie ja
auch der bildnerische Schmuck für die seitlich dem Denkmal
angegliederten Stützmauern, zu denen das Material in riesigen,
bis über 200 Zentnern schweren Granitblöcken aus den Beuchaer
Brüchen herbeigeholt worden, als Hochrelief imposantester Form
an die Gigantomachie der Attaliden erinnert. Alles ist wuch-
tig, mächtig, imposant an diesem Fundament. Schon über-
ragt es um ein ansehnliches den ihn umgebenden Denkmals-
hügel. Lichtgrau steigen inmitten der seitlichen südlichen, öst-
lichen und westlichen Erdanschüttungen die Pfeiler, jeder ein
Riesen-Pylon für sich, aus der Tiefe zur Höhe empor, wäh-
rend zugleich die von den Stützmauern der Vorderfront seit-
lich liegenden Erdwälle immer mehr zu wachsen beginnen.
Immer deutlicher, immer klarer gliedern sich die Einzelheiten
des Bauwerkes, das von den Großtaten der Befreiungskriege
und der einst wiedergewonnenen Freiheit unseres Volkes reden
wird, aneinander. Schon liegt die HO m breite Freitreppe frei,
Ouader an Duader setzt sich an den Bau selbst an, und un-
aufhörlich treibt die pustende Lokomobile in der Bauhalde
Stein auf Stein innerhalb des 30 m hohen Aufzugsgerüstes,
dessen Holzgerippe in seiner Silhouette weithin die Gegend
beherrscht, empor. In diesen Tagen hat man auch damit be-
gonnen, die Grundpfeiler des Denkmals nach oben abzu-
schließen und die Zementdecke des Postaments vorzubereiten,
so daß nunmehr der Bau der eigentlichen Pyramide ihren
Anfang nimmt.
Ivilmersdorf b. Berlin. (Ein monumentalerKaiser -
brunnen) soll Hierselbst, veranlaßt durch die bevorstehende sil-
berne Hochzeit des Kaiserpaares, aus Anregung der Vereinigung
der Bewohner des nördlichen Stadtteils auf einem noch zu
bestimmenden Schmuckplatze errichtet und am 27. Februar ent-
hüllt werden. Das Werk soll eine Ehrengabe der gesamten
Wilmersdorfer Bevölkerung bilden und nicht lediglich aus
aus Gemeindemitteln beschafft werden, sondern in erster Linie
aus freiwilligen Beiträgen der Einwohnerschaft. Zur Zeich-
nung von Beiträgen ist jetzt ein Aufruf erlassen worden.
Architektur.
Leipzig. (Der bildnerische Schmuck am Aeußeren
des neuen Rathauses) hat in den letzten Tagen seinen
Abschluß bekommen durch zwei mächtige steinerne Löwen, die
zu beiden Seiten des Haupteingangs am Mbstmarkt aufgestellt
sind. Die doppelt mannshohen Postamente sind mit nackten
Kinderfiguren geziert, die schwere Blumengewinde halten und
wie Pilaster die Mittelstäche einrahmen. An den Seitenwänden
der Postamente sind bekannte Verse aus Schillers „Teil" an-
gebracht. Das linke Postament enthält die so oft gebrauchten
Worte aus der Schwurszene auf dem Rütli. Durch Vollen-
dung und Enthüllung der Löwen, als deren Schöpfer wohl
Georg Wrba anzusehen ist, ist nun auch der übrige Skulp-
turenschmuck am Hauptportal dem Publikum erst recht zu-
gänglich geworden, es sind dies die sechs Flachreliefs in
den Türlaibungen, die von dem Breslauer Bildhauer Christian
Behrens herrühren. Der Inhalt der Darstellung geht mit der
Knappheit der künstlerischen Form Hand in Hand. Es sind
weibliche Figuren, die sich teils aus ihrer Tätigkeit, teils aus
Beiwerk, teils aus schwer zu buchstabierenden Inschriften als
die Lipsia entpuppen und als Sinnbilder menschlicher Tugen-
den, die in diesem Falle wohl ebenso als Eigenschaften der
Lipsia wie ihrer Bürger aufzufasten sind: Ortameu pro aris
et foci8 (Kampf für Altar und Herd), Diligentia (Sorgfalt,
Zuverlässigkeit), Laritas (Mutterliebe-Uneigennützigkeit) und
viäelitLs patriae (Vaterlandsliebe).

Aus Akademien unä k^unslsckulen.

München, em. (Die Lehr- und Versuchs-Ateliers
für angewandte und freie Kunst), geleitet von Wilhelm
v. Debschitz, Hohenzollernstraße 2; R. HI, beginnen den Unter-
richt sowohl in den Abteilungen für angewandte Kunst und
den Fachwerkstätten, als in den Ateliers für Zeichnen und
Malen nach dem Modell am 2. Oktober. Es wird darauf auf-
merksam gemacht, sich baldigst im Sekretariat anzumelden, wo
auch Prospekte zu haben sind.
München. (Die Mal- und Zeichenschule Walter
Thor) eröffnete ihr Wintersemester ;y05/os am ^5. Sep-
tember. Anmeldungen sind schriftlich an die Adresse des Künst-
lers, Ainmillerstraße ;o/I1, zu richten. Das Schulatelier be-
findet sich Blütenstraße 2 Pli Rückgebäude.
Wien. (Die Errichtung einer Graveur- und
Medailleurschule.) Die „Wiener Zeitung" publiziert die
Ernennung des Professors für Graveur- und Medailleurkunst
an der Wiener Akademie der bildenden Künste Rudolf Mar-
schall zum Professor und Leiter der neu zu errichtenden Gra-
veur- und Medailleurschule in Wien; gleichzeitig veröffentlicht
das Amtsblatt das für die neue Anstalt vom Kaiser ge-
nehmigte Statut. Durch die Gründung der neuen Anstalt wie
durch die Ernennung Marschalls zu ihrem Leiter scheidet dieser
aus dem verbände des prosestorenkollegiums der Akademie
der bildenden Künste und damit ist wohl die sogen. „Affäre
Marschall", die sowohl das Parlament wie auch die gesamte
D öffentlich keit, voran die Künstlerschaft, fast ein volles Jahr
hindurch beschäftigte, aus der Welt geschafft. Der Kaiser hat
gestattet, daß die an der Akademie der bildenden Künste be-
stehende Spezialschule für Graveur- und Medailleurkunst mit
Beginn des kommenden Studienjahres aufgelöst und mit
diesem Zeitpunkt als eine eigene, selbständige Graveur- und
Medailleurschule in Wien, und zwar mit Hochschulcharakter,
errichtet werde, wie dem „Neuen Wiener Tagblatt" mitge-
teilt wird, soll die neuerrichtete Schule in den Privatateliers
Pros. Marschalls errichtet werden, vorderhand dürsten diese
Räume den Unterrichtszwecken auch vollkommen genügen, da
die Anzahl im vorigen Semester nur vier Studierende betrug.
Immerhin hat Prof. Marschall den Auftrag erhalten, im
Falle sein Atelier für den Unterricht zu klein sich erweisen
sollte, um neue Lokalitäten Umschau zu Hallen. Mit dem
kommenden Wintersemester beginnt auch schon der Unterricht
in der neuen, von der Akademie nunmehr endgültig abge-
gliederten Schule. Den Unterricht wird Prof. Marschall allein
führen und es erfolgen auch keine Ernennungen neuer Lehrkräfte.
Aus Galerien uncl Museen.
Berlin. (Die Bibliothek des Kgl. Kunstge-
werbemuseums) wurde am d. Mts. in ihren neuen
Räumen wieder eröffnet. In dein Erweiterungsbau des Mu-
seums nimmt sie einen Flügel der Straßenfront ein und hat
einen besonderen Eingang, Prinz Albrechtstraße 7 u, erhalten.
Der große Lesesaal liegt im ersten Geschoß; er ist mit be-
sonderer Sorgfalt ausgestattet und abends elektrisch erleuchtet.
In den oberen Stockwerken sind die Verwaltung und das
sechsstöckige Magazin für die Bücher und Linzelblätter unter-
gebracht, die ein reiches und übersichtlich geordnetes Material
über alle Zweige des Kunstgewerbes und die verwandten
Kunstgebiete enthalten. Die Bibliothek ist im letzten Jahre
von über so 000 Besuchern benutzt worden und gehört zu
den meistbenutzten Spezialbibliotheken. Der Lesesaal ist an
allen Wochentagen von ;o Uhr vormittags bis ;o Uhr abends
geöffnet.
Slaalsauslräge eic.
Berlin. (Bei Reinh 0 ld Begas) haben der Kaiser und
die Kaiserin den Sarkophag Kaiser Friedrichs, der demnächst
in Potsdam ausgestellt werden soll, besichtigt. Der Sarkophag,
der vom Bildhauer Geritz in weißem pemhelischem Marmor
 
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