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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 30
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Französisch-deutsche Tauschausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0407

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Heft 30.

Die Werkstatt der Aunft.

§03

besondere wenn uns der Staat einem dem Zweck würdigen
Raum geben würde. Vielleicht ist jedoch eine freie Ausstel-
lung vorzuziehen; ich glaube, daß eine der großen privaten
Kunstgalerien hier unter dem Protektorate der französischen
Künstlers-Haft die deutsche Ausstellung ohne Kosten für die
Aussteller übernehmen würde. Ich rate dazu, nächst eine An-
zahl Persönlichkeiten aller Schulen und auch Kunstfreunde zu
einer kontradiktorischen Vorbesprechung des Planes einzu-
laden. Das Komitee würde höchstens 200 Bilder und Skulp-
turen von ;oo—;50 deutschen Künstlern erbitten. Lin solcher
Kunstsalon müßte etwas ganz Exzellentes sein, und würde
ganz ohne Frage das Publikum anziehen. Ob es gut wäre,
jedesmal eine verschwundene Persönlichkeit historischen Kunst-
rufs in den Mittelpunkt der Tauschausstellungen zu stellen,
weiß ich nicht; erfahrungsgemäß beschäftigt sich dann Publikum
und Kritik in erster Linie mit der ,klassierten' Größe und ver-
nachlässigt das Neue, das noch um die Anerkennung ringt. —
Dauer der Ausstellung ein Monat — Januar! — Ich werde
mich gern an der Vorbereitung beteiligen, da ich mir viel von
dem Doppelunternehmen verspreche."
Eugene Earriere:
„Gewiß. — Alles, was einen engeren Zusammenschluß
der Künstler in der Welt herbeiführen kann, ist etwas Gutes —,
sie haben alle dasselbe Existenzziel und arbeiten alle daran,
den Menschen für das Ideal befreiter Humanität empfäng-
licher zu machen. Ich wünsche Ihrer Initiative viel Glück
und hoffe, nach meiner Rückkehr von diesem Ausstellungs-
projekt weiteres zu hören."
Auguste Rodin:
„Der plan ist interessant; — die Schwierigkeiten liegen
in der Bildung des Komitees. Es gibt zwei Wege zur Bil-
dung eines solchen; entweder ein freies Komitee oder ein
offizielles, d. h. staatlich protegiertes. Beides hat seine Vor-
züge und Nachteile. Das letztere würde für die deutsche Tausch-
ausstellung vielleicht ohne weiteres die Lokal- und finanziellen
Schwierigkeiten, die in Paris für gewöhnlich nicht gering sind,
beheben; das erstere gewährt weiteren Spielraum. Sobald
die Meinungen der Künstler bekannt sein werden und eine
Entscheidung für einen der beiden Wege getroffen ist, will
ich weiter sehen. Ich kenne eine Reihe deutscher Künstler von
großem Talent, die man leider hier nicht erblickt und die
man hier kennen lernen müßte; sie würden hier Interesse
finden. Ich höre also gern von dem Fortschreiten des planes."
Edouard Detaille:
„Seit ;88si ist vieles anders geworden — die Kunst
soll keine Politik kennen. Darum trete ich gern für den Vor-
schlag ein, der sehr viel verlockendes hat. Daß die Deutschen
so wenig im ,Salon' vertreten sind, muß auffallen und ich
habe es stets bedauert. Ich sah jüugst im Auslande einige
Bilder von drei Oesterreichern, deren Namen ich nicht ein-
mal kannte und die ganz Bemerkenswertes leisten. Das Wenige,
was wir von Lenbach hier sahen, genügt wahrhaftig nicht,
um sich ein Bild von seiner Größe machen zu können, andere
deutsche Künstler von Weltruf sind uns, bis auf wenige Aus-
nahmen, total unbekannt. Dagegen nimmt man uns drüben
mit offenen Armen auf; eine französische Ausstellung, wie
vorgeschlagen, würde noch eine Besserung bedeuten. Und der
deutsche eigene Kunstsalon hier kann ein großer Erfolg werden.
Ich bin im Prinzip gegen die Riesenausstellungen wie die
internationalen Frühjahrs-,Salons'! Kleine Musterausstel-
lungen, die alle Richtungen gleichmäßig vertreten, haben allein
die richtige volle Wirkung. 'Da die deutschen Maler in Paris
zur Ausstellung kommen, die französischen in Deutschland, sehe
ich nicht ein, warum man nicht die offiziellen Erleichterungen
verlangen sollte, da man dem offiziellen Druck ja entgeht. Aber
fürs erste Jahr könnte man vielleicht in Paris und Berlin
mit einem versuche mehr auf privatein Gebiete beginnen.
Das wird sich entscheiden, wenn die Einzelheiten zur Dis-
kussion stehen. Im Prinzip bin ich mit Freuden für dieses
deutsch-französische Tauschunternehmen."

Tony Rober Hleury:
„Anhänger kleiner, aber auserlesener und charakteristischer
Ausstellungen, finde ich Ihre Idee schön und ausführbar. Ich
werde mich mit Bonnat und anderen besprechen, da die Vor-
teile einer solchen Tauschausstellung für die Künstler beider
Länder in die Augen springen, wir wissen in der Tat nur
wenig von der zeitgenössischen deutschen Kunst und das ist
recht bedauerlich; daß die vereinzelten Sendungen in der Riesen-
masse in unserem ,Salon' so ziemlich untergehen, ist zu ver-
stehen. würden die Deutschen etwas geschlossener auftreten,
würden sie schon Interesse und Liebhaber finden. Die Kunst
der Nationen sollte nicht innerhalb der Grenzen bleiben, son-
dern sich weithin verbreiten, politische Bedenken stehen nicht
mehr im Wege; aber aus anderen Gründen bin ich dafür,
dem Unternehmen nur ein frei-künstlerisches und kein zu offi-
zielles Gepräge vorläufig zu geben."
Antonin RIercie:
„Bei meiner Anwesenheit seinerzeit in Berlin, gelegent-
lich der Preisrichterkonferenz für das Richard Wagner-Denk-
mal, besprach ich schon mit einigen der angesehensten deut-
schen Kollegen, Malern und Bildhauern, die Verhältnisse, die
einen engeren Anschluß der deutschen Kunst an uns bisher
verhindert, wir stimmten darin überein, daß seit mehreren
Jahren eine Wandlung eingetreten ist. Ich bin durchaus für
einen reichen Meinungsaustausch der Künste aller Länder.
Meine vielfachen Reisen in Deutschland und Oesterreich haben
mir ein Bild von dem hohen Stande der deutschen Malerei
und Bildhauerei gegeben. Die meisten großen Talente von
drüben sind in der Tat dem französischen Publikum unbe-
kannt — sie würden nach meinem Urteil in Paris einen ganz
besonderen Willkomm bei den Kunstfreunden finden. Ich be-
glückwünsche Sie darum ernsthaft zu der vorgebrachten Idee,
deren Ausführung nichts im Wege stehen dürfte; ich bin An-
hänger des planes."
Emile Bourdelle:
„Der Gedanke an ein derart solidarisches Vorgehen der
deutschen und französischen Künstler dünkt mir prächtig; be-
trachten Sie mich mit Herz und Seele der Ausführung zu-
getan. Ls ist selbstverständlich, daß wir für die deutschen
Künstler in Paris unter den gegebenen Bedingungen in einem
der beiden Palais der Weltausstellung einen würdigen Platz
erlangen müßten; denn bei der Ueberfütterung mit kleinen
Privatausstellungen garantiert nur ein auch äußerlich als
,Salon' auftretendes Unternehmen vollen Erfolg. Ich bin
dafür, daß man einer folchen Ausstellung den vornehmsten
Rahmen gibt, und — wenn dies auch jene, die mich kennen,
erstaunen mag — für das ,Offizielle'; ich glaube nämlich, daß
es in diesem Falle keine Bevormundung ausüben könnte. Sich
gegenseitig in den kunstsreudigen Ländern so bekannt machen,
wie möglich — kann's ein schöneres Ziel geben? wir Fran-
zosen hatten uns über Deutschland seit einer Reihe von Jahren
nicht zu beklagen — die Deutschen sollen keinen Grund mehr
haben, über uns Klage zu führen. Vor allen Dingen müssen
die Grganisationskomitees ohne Voreingenommenheit allen
Schulen gleiches Recht zuerkennen; um Einseitigkeit zu ver-
meiden, wäre ich sehr für die Mitwirkung von Kunstmäcens
und Kunstkritikern bei der Vorbereitung."
William Bourguereau:
„Ob die deutschen Maler hier Erfolg haben werden,
vermag ich nicht zu sagen — da ich sie nicht kenne, wir
bedauern, daß sie nicht in den ,Salons' ausstellen. Der plan
einer besonderen Tauschausstellung will überlegt sein und ich
werde ihn mir überlegen. Halte ich sie, die ja dem Ideal
der Unparteilichkeit in der Auswahl und beim planieren zu-
strebt, für möglich, dann werden Sie mich ganz aus Ihrer
Seite sehen. K brLle POM poim möchte ich nicht ein definitives
Urteil fällen, so sehr man dazu versucht sein könnte. Ich bin
mitten im Organisieren von Kunstausstellungen alt geworden
und kenne die vielerlei Schwierigkeiten, die stets auftauchen,
wenn die Deutschen häufiger in Frankreich und die Franzosen
 
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