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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 26
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Todesfälle / Gedenktage / Aus Künstler-Vereinen / Aus Kunstvereinen / Vom Kunsthandel / Aus Galerien und Museen / Auktionen / Vermischtes / Literatur-Umschau / Briefkasten der Schriftleitung / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0494

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Die Werkstatt der Aunst.

Heft 36.

Prag. (Die moderne Galerie des Königreichs
Böhmen.) Als im Juni 1900 Kaiser Franz Joseph in
Prag weilte, wies er bekanntlich den Minister v. Körber
an, zwei Millionen Kronen zur Errichtung einer modernen
Galerie zu verwenden. Die Zinsen des 'Stiftungskapitals
sollten zum Ankäufe von Merken verwandt werden, deren
Schöpfer in Böhmen geborene Künstler find. Der Kaiser
wollte mit dieser Stiftung das Versöhnungswerk zwischen
Deutschen und Tschechen anbahnen, aber bald zeigte es sich,
daß eine einheitliche Stiftung nur zu Streitigkeiten führen
würde, weshalb zwei Abteilungen, eine deutsche und eine
tschechische, gebildet wurden. Der ersteren wurde H0°/o, der
letzteren so 0/0 des Stiftungserträgnisses zugewiesen. Zum
Präsidenten der Galerie wurde Graf parrach ernannt; jede
der nationalen Sektion hat einen eigenere Vizepräsidenten.
Seit drei Jahren wurden Kunstwerke angekauft. Kürzlich
wurde die Galerie, wie schon gemeldet, eröffnet. Die Galerie
besitzt ein Bild von Maries, den „Judas Ischariot" von
Gabriel Max, zwei Plastiken von Franz Metzner, „Die heilige
Nacht" von Knattner. Emanuel pegenbarth ist durch ein
Bild „Die Treiber" vertreten. Von Fritz pegenbarth sind
eine ganze Reihe Radierungen erworben. Von dem früh
verstorbenen Ludwig Marold hängen ein großes Gemälde
und viele Aquarelle dort. Jedenfalls hat das an Aus-
stellungen arme Prag den Grundstock einer Galerie erworben,
aus der einst der Entwicklungsgang der heimischen Kunst
zu ersehen sein wird.
Aus Akaäeniien unä Kunstschulen.
München. Der Landschaftsmaler Richard Kaiser wird
während des Sommers in Neubeuern malen und dort auch
Schüler haben.
München. Landschaftsmaler F. v. L 0 ön hat in Bruck bei
München eine Malschule gegründet und gibt perren und Damen
Korrektur direkt nach der Natur. Anmeldungen können an
denselben nach Bruck, Münchnerstraße H22, gerichtet werden,
wo auch Projekte zur Verfügung stehen. — Frl. Lhristiana
Petz erteilt Unterricht in kunstgewerblichen Fächern und Ke-
ramik auf dem Lande. Beginn Juni. Anmeldungen schrift-
lich, München, Glückstraße 7/H. — Malschule peidner. Vom
29.—3;. Mai fand im Schulatelier, Zieblandstraße ^H/H, Schul-
ausstellung statt.
Auszeichnungen uncl Meäaillen.
Lharlottenburg. Professor Uphues, der Schöpfer des
Kaiser Friedrich-Denkmals, dessen Enthüllung am 28. Mai
in Gegenwart des Kaisers stattfand, erhielt den Roten Adler-
orden 3. Klasse mit Schleife.
Stipendien.
München. Die Akademie der bildenden Künste erläßt
die folgende Bekanntmachung, betr. die Bewerbung um das
Gras v. Schack'sche Reisestipendium: Der am April
t89H zu Rom verstorbene Gras Adolf Friedrich v. Schack hat
letztwillig die Verfügung getroffen, daß aus seinem Nachlaß
alljährlich auf die Dauer von HO Jahren ein Reisestipendium
von 3000 Mk. an junge deutsche Maler zum Zwecke ihrer
weiteren künstlerischen Ausbildung in Italien oder Spanien
verliehen werde. Das Stipendium wird jeweilig auf die Dauer
von zwei Jahren verliehen. Für die Zuwendung dieses Sti-
pendiums soll nicht sowohl Dürftigkeit als hervorragendes
Talent und künstlerisches Streben ausschlaggebend sein. Der
Kgl. Akademie der bildenden Künste in München ist die Aus-
wahl des geeignetsten Bewerbers anheimgegeben. Demgemäß
werden junge Maler, welche Angehörige des Deutschen
Reiches sind, aufgefordert, Arbeiten, welche über ihre künst-
lerische Tätigkeit Uebersicht gewähren, längstensbis ; 0.1uli
^905 an die Kgl. Akademie der bildenden Künste in München

einzusenden. Lin schriftliches Bewerbungsgesuch, aus welchen
der Lebenslauf und Studiengang ersichtlich ist, ist mit in Vor-
lage zu bringen. Die Kosten der Einsendung und der Rück-
sendung sind von den Bewerbern zu tragen.
Versonal-Hackrickten.
Dresden. (Professor Franz Stuck) wurde zum Mit-
glied der Kunstakademie ernannt.
München. (Professor Fritz August v. Kaulbach)
hat seinen Austritt aus der staatlichen Ankaufskom-
mission für Kunstwerke erklärt und sogleich an einer kürz-
lich stattgefundenen Sitzung der Kommission nicht mehr teil-
genommen. Voraussichtlich wird kein Nachfolger für Kaulbach
in die Kommission gewählt, die neu organisert werden soll.
^ocieskälle.
Paris. (Der Bildhauer Paul Dubois), der seit ;878
Direktor der Vcols äss Lesux /crts war und letzten Winter von
diesem Posten zurücktrat, auf dem der Maler Bonnat ihn nun
ersetzt, starb an einem Rückfall der Grippe, die ihn vor einigen
Monaten aufs Krankenlager warf. In Nogent sur-Seine ge-
boren, ist Paul Dubois 76 Jahre alt geworden und war,
wenigstens so weit die ältere Schule in Betracht kommt,
einer der bedeutendsten Künstler Frankreichs. Wie die Fa-
milie des Verstorbenen dem Unterstaatssekretär der Schönen
Künste, Dujardin-Beaumetz, mitteilt, hat er sich letztwillig alle
Grabreden und Blumen verbeten. Dagegen sollten ihm bei
der Trauerfeier die militärischen Ehren eines Großkreuzes der
Ehrenlegion erwiesen werden.
Geclenktage.

8. Juni 1829. Sir John L. Millais geb., Southampton.
8. „ ;8H2. Ferdinand v. Miller geb., München.
„ t6H5. Benjamin Lonstant geb., Paris.
„ ^838. Fortuny y Sarbo Mariano geb., Rens
Tarragona.
Aus Künstler-Vereinen.
Berlin. (Der Deutsche Künstlerbund) hat sich, so be-
richten die Zeitungen, offenbar einen symbolischen Einspruch
gegen das vielerwähnte Mort von „der in den Rinnstein
niedergestiegenen Kunst" gestattet. Auf dein Ausstellungs-
Plakat, entworfen von Peine, sieht man nämlich eine alt-
deutsch kostümierte Dame, welche eine Vase hinwegträgt, in
welcher ein vertrockneter Zweig kümmerlich sein Dasein fristet.
Die Trägerin blickt, verächtlich den Mund verziehend, nach
rückwärts auf ein Mägdlein hernieder, das sich bückt und
aus dem Rinnstein Rosen pstückt. piezu bemerkt der „Reichs-
bote": „Dieses Provokationsplakat gegen den Kaiser steht
nun den ganzen Sommer über täglich an allen Anschlag-
säulen und in allen Bahnhöfen. Das ist doch ein Skandal,
wie ihn noch niemand sich erlaubt hat und man muß sich
wundern, daß die Polizei das unbeanstandet geschehen
läßt, wahrscheinlich hat sie aber bisher nicht gewußt, was
das Plakat bedeutet."
München. Zur Begrüßung von Gästen anläßlich der
Eröffnung der Großen Internationalen Kunstausstellung und
der Ausstellung von Werken des unvergeßlichen Meisters
v. Lenbach feierte der Neue Münchener Künstlerhaus-
verein in seinem peim, Sonntag, den H. Juni, ein Früh-
lingsfest.
München. (Lin neuer Künstlerverband) unter dein
Namen „Die Wanderer" hat sich jüngst in München ge-
bildet. Der kleinen Vereinigung, die höchstens zwölf Mit-
glieder zählen wird, gehören bis jetzt folgende Künstler an:
Raoul Frank, Franz poch, Fritz K unz, pans Lietzina n n,
 
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