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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 52
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Todesfälle / Gedenktage / Aus Künstler-Vereinen / Aus Kunstvereinen / Vom Kunsthandel / Aus Galerien und Museen / Auktionen / Vermischtes / Literatur-Umschau / Briefkasten der Schriftleitung / Werbung
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Heft 52.

Die Werkstatt der Aunst.

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einer erneuten Untersuchung des Mtto Heinrich-Baues und
zu einer nochmaligen Aeußerung über dessen statische Ver-
hältnisse veranlaßt und dessen Gutachten dem Finanzministerium
übergeben. Eggert hat in seinem Schriftstück abermals dar-
gelegt, daß die Erhaltung des Gtto-Heinrich-Baus in seiner
jetzigen Gestalt sehr wohl möglich und gar nicht einmal mit
allzu großen Schwierigkeiten verbunden sei. Anders denkt freilich
die Regierung. Die Ergebnisse dieses Gutachtens lassen sich, wie
die amtliche „Karlsruher Zeitung" mitteilt, dahin zusammen-
fassen, daß die statischen Berechnungen, die die Grundlage
und die Voraussetzungen für die Vorschläge des Gutachtens
bilden, in wesentlichen Punkten unrichtig sind und damit
den neuen plan, so wie er vorliegt, unbrauchbar machen.
Dazu kommt, daß es Herrn Eggert nicht gelungen ist, die
schwerwiegenden Bedenken, die gegen die Zweckmäßigkeit und
Ausführbarkeit seines planes erhoben worden sind, zu wider-
legen, daß diese vielmehr in vollem Umfange aufrecht zu er-
halten sind. Ohne dem Urteil vorzugreifen, daß nach dem
endgültigen Abschluß der im Gang befindlichen amtlichen
Prüfung zu fällen sein wird, kann jetzt schon so viel gesagt
werden, daß die Regierung kaum in der Lage sein wird, die
Verantwortung für die Folgen zu übernehmen, die sich aus
der Ausführung der Eggert'schen Vorschläge ergeben müßten.
Die technischen Gutachten, auf die die Regierung ihr Urteil
über die Eggert'schen Vorschläge zu stützen hat, werden zu
geeigneter Zeit veröffentlicht werden. —- Dazu bemerkt die
„Frankf. Ztg.": Die weltbekannte Autorität des Berliner
Statikers genügt der badischen Regierung nicht. Hinreichend
wird angedeutet, daß die Regierung auf ihrem restauricrungs-
wütigen Standpunkt verharrt. Die technischen Gutachten der
Herren von der verschäferungspartei liegen zwar noch nicht
vor, aber auch die vorläufigen Ergebnisse gipfeln bereits in
dem Satz, daß das neue Projekt unbrauchbar sei. Man weiß
also jetzt schon, wessen man sich von der „amtlichen Prüfung"
des Eggert'schen Gutachtens zu versehen hat. Aber es ist noch
nicht aller Tage Abend! Die (Oeffentlichkeit wird nicht ver-
stehen, warum die Vorschläge des berühmten Statikers un-
ausführbar sein sollen, sie wird durch kein Gegengutachten
von der Haltlosigkeit der Eggert'schen Ausführungen zu über-
zeugen sein, denn sie will das wundervolle Denkmal erhalten
wissen, so wie es jetzt ist, und sie ist mehr als je überzeugt
davon, daß es erhalten werden kann.
München. (Der neue gotische Rathausturm) sieht
seiner Vollendung entgegen. Die Kreuzblume wird nach dem
Plane des Prof. v. Hauberisser einen besonderen Abschluß fin-
den. von der höchsten Turmspitze herab wird nämlich als
oberste aller plastischen Figuren das Münchner Kindl auf die
Münchener Stadt und deren Umgebung herabgrüßen. Die
Figur wird in Kupfer getrieben. Das Modell wurde vom
Bildhauer Anton Schmid bereits in doppelter Lebensgröße
fertiggestellt.
Weimar. (Kirchenbau auf dem Lande.) Gegen die
Geschmack- und Stillosigkeiten, denen man heutzutage bei den
Kirchen auf dem platten Lande begegnet, richtet sich eine Ver-
ordnung des Großherzoglich weimarischen Staatsministeriums.
Sie erwägt alle Gesichtspunkte, die bei der Herstellung oder
Ausbesserung von Kirchen ausschlaggebend sind, und schreibt
als erstes Gesetz die Zuziehung von Sachverständigen vor. Ls
wird hauptsächlich auch vor der unüberlegten Beseitigung alter
Wandgemälde gewarnt; ebenso dringend wird die Bemalung
der wände durch Laien widerraten. Seinem ganzen Inhalte
nach stellt der Erlaß eine wertvolle Ergänzung der vor einigen
Monaten ergangenen Verordnung in Bezug auf die Privat-
häuser auf dem Lande dar. Auch er besitzt den Vorzug, prak-
tisch vollkommen durchführbar zu sein, da seine Vorschläge sich
in dem Rahmen bescheidener, sogar primitiver Mittel bewegen.
Wiesbaden. (Zur Umgestaltung der Kuranlagen)
wird der „Frankfurter Zeitung" geschrieben: Der Magistrat
Wiesbadens hat einen Wettbewerb zur Erlangung von Ent-
würfen für die umzugestaltenden Kuranlagen ausgeschrieben.
In den Leitsätzen hierzu ist leider nicht darauf hingewiesen,
daß man eine nach künstlerischen Grundsätzen durchzuführende
Anlage plant. Es ist mindestens zweifelhaft, ob die künst-

lerischen Errungenschaften, welche die Ausstellungen der letzten
Jahre auf dem Gebiet des Gartenbaus erzielt haben, Berück-
sichtigung finden dürfen, denn die Fachmänner im Preisgericht
sind zwar lauter anerkannt tüchtige Gartenbaudirektoren, aber
doch ausgesprochene Gartenbautechniker, während eine Beur-
teilung durch bildende Künstler, welche auf dem Boden einer
gesunden, eigenartigen Kunstentwicklung stehen, ausgeschlossen
ist. Es soll hiermit kein Vorwurf erhoben, sondern nur die
Mahnung ausgesprochen werden, daß man diese bedeutsame
Aufgabe, deren Lösung im Sinn einer künstlerischen Garten-
gestaltung geradezu vorbildlich werden könnte, nicht in der
leider immer noch allgemein beliebten Art der Landschafts-
gärtnerei ausführen möge. Es braucht dabei eine zum Teil
parkartige Gestaltung durchaus nicht ausgeschlossen zu werden,
denn man kann nicht nur aus dem Garten, sondern auch aus
dem park ein Kunstwerk machen. Man kann nach den Prin-
zipien einer geläuterten Kunstanschauung, denen wir doch
immer mehr und mehr Raum geben müssen, eine Anlage von
solcher Bedeutung unmöglich anders als ein Werk der Kunst
behandeln, und man muß sich endlich dazu verstehen, diesen
schlimmsten Naturalismus, den uns das Jahrhundert ge-
bracht hat, die Nachahmung der unendlichen großen Natur
im kleinen, verzerrten Spiegelbild der Landschaftsgärtnerei
endgültig zu verabschieden. Dieses Unternehmen, vor dem Wies-
baden steht, fordert geradezu dazu heraus, die Möglichkeit zu
bieten, daß sich wirkliche schöpferische Künstler im Wettkampf
messen, um dadurch zu einem Resultat zu gelangen, das der
Wichtigkeit der Sache entspricht. Die Kuranlagen sollen ein
glänzender Schmuck sein, sowohl dem Palast, den sie umgeben,
als der Stadt selbst, die als Badestadt eine internationale Be-
deutung hat. Diese Aufgabe darf nur großzügig und künst-
lerisch gelöst werden, um dauernde Anziehung auszuüben, un-
vergänglichen wert zu haben, jeder andere Versuch wird seine
Hinfälligkeit in sich bergen.
Aus Akademien und Runslsckulen.
Dresden. (Die Akademie der bildenden Künste)
kann in diesem Jahre ihr 200jähriges Jubiläum feiern.
f705 wurde die erste Malerakademie von Kurfürst Friedrich
August I. dem Starken, als König von Polen Friedrich
August II. begründet. Der (Oberhofmaler Christoph Heinrich
Fehling war ihr erster Direktor. Da der Erlaß Augusts des
Starken nicht vorhanden ist, so ist auch der Tag der Grün-
dung nicht überliefert. Fehlings Nachfolger war der Maler
Louis Silvestre. Unter Augusts des Starken Nachfolger Fried-
rich August II. (als König von Polen Friedrich August Hl.)
kam die Zeichenakademie — mehr war sie damals nicht —
in Verfall, besonders durch den Siebenjährigen Krieg. ;76-f
wurde vom Kurfürsten Friedrich Christian die allgemeine
Künstlerakademie errichtet die sich nicht auf den Zeichenunter-
richt beschränkte, sondern eine wirkliche Kunstakademie wurde.
Dresden. (Die staatlich genehmigte und dem Mi-
nisterium unterstellte Kunstschule, Lüttichaustr. 2s)
beginnt wiederum ihren Unterricht zur Ausbildung von Künst-
lern. Programm: Individueller Unterricht. Vorbereitung für
die Akademien und das Zeichenlehrer-Examen. Damen und
Herren in getrennten Kursen, vom (Oktober ab anatomische
Vorträge mit Akt-Bewegungsskizzieren — mit und ohne Kor-
rektur. Lehrer: die Maler pietschmann, Dittrich, Richter
und Bildhauer Paul. — Prospekte gratis. Antritt jederzeit.
Dresden. (Die Mal- und Zeichenschule Walter
witting) eröffnet ihr Wintersemester fZos/os am 2. (Oktober.
Ausschließlich Studien nach dem lebenden Modell. Das Atelier
befindet sich Fürstenstraße 2-f Gartenhaus.
München, (von der Kunstgewerbeschule.) Die im
abgelaufenen Studienjahre begonnene weitere Ausgestaltung
des Fachunterrichts durch Angliederung praktischer Fachkurse
hat sich als ein wesentliches Förderungsmoment des Unter-
richts bewährt. Zur Fortsetzung des damit betretenen Weges
ist die Schaffung weiterer Schulwerkstätten, sowie die Verbin-
dung mit instruktiven Privatwerkstätten und Fabrikanlagen
 
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