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Organ der deulſchen Volkspartei in
Vaden.
Die „Mannheimer Abendzeitung" wird ~ mit Ausnahme der Sonntage und Festtage + täglich als Abendblatt ausgegeben. – Der Abonnementspreis vierteljährlich Ein Gulden, ohne Poſtauſſchlag
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Die Reaktion in Spanien.
„Durch die jüngste Zeit iſt es k
ſpaniſche Volk, und namentlich das l
deren Völkern, die für weit gebildeter gelten, Lehren der
Weisheit geben kann. Daß dieses Volk wie kein zweites
in der Welt sich zu beherrschen weiß, kann nicht in Zwei-
Fel gezogen werden.“ So ſchrieb die Madrider Esperanza
kurze Zeit nach dem überraſchenden Siege der September-
Revolution, erfüllt von dem Freudenrauſche über den wun-
derbar ſchnell und leicht errungenen Triumph der Freiheit,
über die Einigkeit der verſchiedenen Parteien. Die Ernüch-
terung iſt früh genug gekommen. An Stlelle der Einigkeit
herrſcht wilder Hader und offener Kampf, an Stelle der
Freiheit die militäriſche Diktatur in Spanien. Das Volk
wird bereils um alle Früchte der Revolution betrogen. In An-
daluſien und Granada, wo der Geiſt der Unabhängigkeit
ſich stärker als in den übrigen Provinzen regt, marſchirt Ge-
neral Caballero de Rodas mit seinen Truppen umher, um
die „Freiwilligen der Freiheit“ zu entwaffnen und jeden
Widerſtand blutig niederzuſchlagen. Auf den Kamhyf in
Vadix folgte die Entwaffnung der Miliz in Jerez und der
Kampf in Malaga; fort und fort fließt Blut. Die Regie-
rungs-Depeſchen aus Madrid verſtehen so mieiſterlich zu
lügen, als ob die proviſoriſchen Machthaber Spaniens bei
ruſſiſchen Bulletins-Fabrikanten in die Schule gegangen
wären. Sie meldeten über den Kampf in Malaga ersſtens,
daß die Inſurgenten siebenhundert Mann ſtark gewesen,
zweitens, datz ſechshundert derſelben getödtet und verwundet,
andere sechshundert gefangen worden wären, die Truppen
aber nur vier Mann verloren hätten. Wären diese Dra-
gonaden wider die Republikaner Andaluſiens nicht so ab-
ſcheulich, man möchte über die Berichte lachen, die ſolche
Unwahrheiten mittheilee. So aber blutet Einem das Herz,
wenn man ſsieht, wie die Väter der Revolution mit diplo-
matiſchem Lächeln ühr Kind morden.
Gerne würden wir uns der Hoffnung hingeben, die
Leichen von Kadir und Malaga seien die letzten Opfer der
Parteiwuth gewejſen, aber wir vermögen es nicht. Wir
fürchten vielmehr, die Straßenkämpfe in den beiden Städten
waren nur der ersſte Akt des Trauerſpieles, die weiteren
werden ſolgen. Die Republitaner ſind weder gebeugt noch
entmuthigt. Ihre Niederlagen auf den Barrikaden werden
durch ihre Wahlsiege in fünfzig Städten ausgeglichen, ſie
tragen ihr Haupt höher als früher und haben bewaffnete
Schaaren genug zu ihrer Verfügung. Das lettte republi-
taniſche Meeting in Madrid, auf dem Garrido und Caſte-
lar die Menge begeiſterten, ſchloß mit dem tauſendstimmigen
Rufe: „Zu den Waffen!“ In Barcelona, wo augenblick-
lich die ſstärkſte Garniſon von ganz Spanien liegt, rüſten
die Republikaner unablässig für den Tag des Kambcfes;
in Sevilla ſteht die Katastrophe bevor, sobald General Ca-
ballero de Rodas dort einrückt.
Die proviſoriſche Regierung will um jeden Preis die
Monarchie festhalten. Sie erſtrebt dieß Ziel nicht aus
royaliſtiſchen Gefühlen, denn sie besteht aus lauter alten
Verſchwörern vöm Handwerk; nicht aus innerer Ueberzeu-
gung, daß die monarchiſche Regierungsform für Spanien
die paſſendſte wäre, denn sie trachtet, den jetzigen Zuſtand,
die Republik de facto, in welcher man die Republikaner
niederſchießt, nach beſten Kräften zu verlängern. Die Her-
ren Serrano und Genofſen wollen die Monarchie, weil diese
ihnen glänzende Stellen bietet und weil ſie Prim den Prä-
ſidenten-Poſten der Republik nicht gönnen. Was Prim
elbſt will, iſt ein Geheimniß; möglich, daß er plötzlich mit
rinem Programme hervortritt und ieinen Kollegen einen
Strich durch die ganze Rechnung macht. Vorläufig glau-
ben dieſe auf ihn zählen zu können; wenigstens widersetzt
ir ſich ihren Maßregetn nicht. Auf die Armee können sich
die Herren verlaſſen; ſo veränderungsluſtig und unruhig
_ das ſpaniſche Heer iſt, gegen diese Führer, die an ſeiner
Spitze von Kadix nach Madrid gezogen sind und die Be-
ſiegten von Alkolea mit so vieler »rollegialität behandelt
haben, wird kaum ein Pronunziamiento gemacht werden.
Zudem ist die Citelkeit der Armee durch di.: letzte Revolu-
tion in hohem Grade befriedigt; in Shanien gebietet jetzt
. kein Kunig und keiu Minſſterium, sondern das Heer und
ſeine Liehlings-Generale. Aher deni Volke, das sie ge-
täuſcht und betrogen, diesem aus seinem JZubet jäh aufge-
ſchredten Voite iſt nicht zu trauen. Hier herrscht mehr re-
publikaniſcher Geiſt, als Freund unv Feind erwartet haben.
Das Volt muß also entwafsnet werden, damit cs den chr-
geizigen Absichten der eitlen nonigsmacher keinen Widecsſtand
entgegenzuſeßen vermag. ) den r . ;
der Freiheit von den Militär- Behörden die Aufforderung bändern.
lar geworden, daß dasſzukam, die Waffen auszuliefern, haben Erstere die alte
Valk von Madrid, an-[Spartaner-Antwort gegeben: „Holt sie!‘ Das Volk er-
Aber wo bisher den Freiwilligen
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kennt, warum man ihm die Waffen nehmen will, es wehrt
ſich. Die beabſichtigte Entwaffnung der Miliz war das
Signal zum Kampfe in Kadir und Malaga; sie wird das
Zeichen der Erhebung in anderen Städten sein. Ohne ir-
gend einen Erzeß von Seite der Republikaner, ohne jede
Veranlaſsung, muthwillig beſchwört die proviſoriſche Regie-
rung den Vürgerkrieg hexauf. Noch ſuchen die Häupter
der republikaniſchen Partei das Unglüct vun ihrem Vater-
lande abzuwenden. Sie verhandeln mit der Regierung, die
sie in ihren Organen angreifen und verhöhnen läßt; ſie
trachten. zu vermitteln und die Siſtirung der Entwaffnungs-
Maßregel zu erwirken, aber die Aussicht auf Erfolg ist
klein, denn die Siege in Kadir und Malaga haben die
Generale übermüthig gemacht.
In dieser allgemeinen Zerfahrenheit spielt die kläglichſte
Rolle das von Olozaga gegründete „Verſöhnungs-Komite.“
Olozaga, ein schlauer, vorsichtiger und ſselbſtſüchtiger Staats-
mann der alten Schule, hat dies Komité gegründet, um
für die liberale Monarchie zu wirken. Unioniſten, Pro-
greſsiſten und monarchiſche Demokraten sind darin bunt
durcheinandergewürfelt; der alte Pascual Madoz, eines der
gefügigsten und blindeſten Werkzeuge O’ Donnel's, sitzt hier
neben Rivero, Martos und anderen von den Republika-
nern als Abtrünnige bezeichneten, jedenfalls aber sehr ent-
ſchiedenen Liberalen. So widerſtrebende Elemente können
ſich nicht mit einander vertragen. Die letten Sitzungen
des „Verſöhnungs-Komites“ waren denn auch von wilden
Stürmen durchtobt. Gegenseitig überhäufte man ſich mit
bitteren Vorwürfen, Einer schalt den Anderen Verräther.
Zuletzt einigte man ſich doch dahin, eine Deputation an
die proviſoriſche Regierung zu senden und die Entlaſſung
breier Miniſier jener des Innern, der Juſtiz und der
Kolonien — zu fordern. So groß iſt bereits die Unzu-
friedenheit, ſo tiefgehend die Erkenntniß, man ſpiele falſch
mit dem Volke, daß ſselbſt die zahmen Männer vom „Ver-
ſöhnungs-Komite“, die Nachtreter Olozaga's, sich ermann-
ten, dem öffentlichen Unwillen Ausdruck zu geben. Aber
ſie wurden ebenſo ſchnöde empfangen, wie vor zwei Wochen
die republikaniſche Deputation. Prim erwiderte im Namen
der Regierung kurz und barsch: die Politik der Regierung
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„ſſei nicht das Werk eines einzelnen Mitgliedes, sondern das
ganze Kabinet übernehme die Verantwortung und ſtehe
für seine Solidarität ein. Es würde keine Veränderung
und keine Verzichtleiſtung erfolgen. Die proviſoriſche Re-
gierung sei zur Macht gelangt durch den ausgesprochenen
Willen oder die schweigende Zustimmung des- Volkes. Sie
betrachte ihre Stellung als ein Vertrauensamt, welches
ſie, ſelbſt wenn sse Luſt dazu hätte, nicht nach Belieben
zurücklegen lönnte. Sie habe sich der Aufgabe unterzogen,
das Land ſsicher durch die gegenwärtige vorübergehende
Kriſis zu führen, und ſie werde diese Aufgabe erfüllen.
Begienge sie Irrthümer, so würden die Kortes, in deren
Hände sie ihre Macht niederzulegen bereit jei, dieſelben
leicht gutmachen können. Das möchte die Deputation dem
Komité sagen; übrigens wünsche die Regierung ihr und
Denen, welche sie gesendet, einen guten Morgen.
Das ist in kurzen Zügen die Antwort Prim's, welche
der spanischen Freiheit gute Nacht sagt. Die Herren Ge-
nerale in Madrid haben eine neue Art von Absolutismus
erfunden : den republikanischen. Der Korrespondent der
Times in Madrid, welcher diese merkwürdige Rede Prim's
mittheilt, fügt mit Recht hinzu: Cs ist wieder 1854; man
führt abermals die Komödie von Vicalvaro auf. Nur
heißt der erſte Held derſelben nicht O'’Donnel, wie damals,
ſondern Juan Prim. Es ist schlimm gekommen, und die
Prophezeiung Gonzalez Bravo’s bei dem Tode des Mar-
ſchalls Narvaez geht in Erfüllung. , Der Schatten Nar-
vaez’." sagte damals der berüchtigte Renegat, der heute
in Bayonne für das Geld der Er Königin Schmähartikel
wider sein Vaterland schreibt, „der Schatten Narvaez’ wird
von nun an den Vorſit im Miniſteeium führen.“
Moderados ſind zwar in alle Winde zerſtoben, aber über
dem NMiniſterium fehwebt trotzdem der Geiſt des gewalt-
thätigen finſteren Soldaten.
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den,
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wie sie es gewesen sind, dann denken wir an das
„Es ſind dieſelben Hunde, nur mit anderen Hals-
Politiſche Ueberſicht.
Mannheim, s. Januar.
* Die proviſoriſche Regierung in Spanien iſt voll-
auſ beſchäftigt, durch beständige Nachrichten von reaktionären
Umtrieben uud karliſtiſchen Verſchwörungen die Augen theils
von der wachſenden Stärke der republikaniſchen Partei,
theils von ihren eigenen ſelbſtſüchtigen Plänen abzulenten.
Das neueste derartige Produtt iſt die Erfindung eines
kommunistischen Komplottes in K&eres, deſſen angebliche Ents
deckung zu verkündigen der Telegraph am 6. angewieſen.
worden iſt. ;
In Portu g al iſt das Beiſpiel des jüngst zurüctge-
tretenen Finanzminiſters nun vom Geſammtminiſterium be-
folgt worden. Dasselbe soll sein Cntlaſſungsgeſuch bereits
eingegeben haben und die Bildung des neuen Kabinets
durch Loule zu erwarten sein.
Aus Frankreich, wo der in dieser Nummer unter
Paris erwähnte Briefs Seguier's, der von der herrſchenden
Korruption der französſiſchen Tribunale ein neues Zeugniß
gibt, großes Aufsehen macht, wird gemeldet, daß der Mi-
niſter des Aeußeren die franzöſiſchen Geſandten angewiesen
habe, auf gerichtliches Einschreiten gegen Zeitungen ohne
seine vorgängige spezielle Ermächtigung fürderhin nicht mehr
zu dringen. In dem kläglichen Mißerfolg, den der im vo-
rigen Monat eröffnete und mit einer Zurüctziehung der
Klage beſchloſſene Feldzug gegen das Leipziger „Demokra-
tische Wochenblatt“ und dessen Redakteure Bebel und Lieb-
tnecht gehabt hat, wird wohl der nächſte Anlaß der weiſen
Maßregel des französischen Ministers lieeen.
Mit dem neulich erwähnten panſlaviſtiſchen
Kongreß scheint es Ernſt werden zu wollen. Nach einem
Prager Telegramm vom Geſtrigen ist Paris als der Ort
der Zuſammenkunft bestimmt und haben die hervorragend-
ſten Führer der Czechen und Slaven die Einladungss
ſchreiben zur Theilnahme bereits erhalten. ; |
Das preußiſche Abgeordenhaus hat gesſtern seine
Verhandlungen wieder aufgenommen. Vor Beginn der auf
die Tagesordnung gestellten Budgetberathung der indiretten
Steuern erfolgte von Seiten der Staatsregierung die Vor-
lage mehrerer Gesetzesentwürfe; u. A. eines, wodurch die
Staatsausgaben, bis das Budget für 1869 publizirt ſein
wird, nachträglich genehmigt werden sollen ; ſodann wegen
Verwendung der Einnahmen des vormaligen kurheſſiſchen
Staatsſchaßes, megen Umwandlung der Erbpachts- und
ähnlicher Verhältniſſe in wirkliches Eigenthum in den Pro-
vinzen Kaſſel und Wiesbaden; endlich wegen Verbesserung
und Vermehrung der Handelstammern. Als einer der erſten
Anträge, den die national-liberale Kammerfrattion in s
Haus bringen wird, wird der Laster ſche Antrag in Bezug
auf die Deckung des Defizits erwartet. Derselbe will, daß
die zum bezeichneten Zwecke nöthigen Mittel nicht durch den
Verkauf von söln-Mindener Eiſenbahnaktien, ſondern durch
die bereit stehenden Mittel der Seehandlung beſchafft wer-
den. jollen.... Die in. der. letten Zeit mehrfach ausgeſprochene
Vermuthung, daß die Regierung dem Konslitt, den in der
Frage der Hilfsrichter beim Obertribunale der Miniſter „ohne
liberale Neigungen“ heraufbeschworen hat, dadurch vorbeu-
gen wolle, daß sie die verfaſſungsmäßige Zuſtimmmung des
Landtags zur Vermehrung des Perſonals am Obertribunale
um drei ständige Richter nachſuchen werde, wird ~ wenig-
ſtens in Bezug auf die nächſte Zeit von der „Kreuz-
zeitung“ für irrig erklärt. Bei der nac Art. 92 der Ver-
faſſung in näherer und fernerer Zukunsſt nothwendig wer-
denden Verſchmelzung des Oberappellationsgerichts für die
neuerworbenen Landestheile mit dem altländiſchen Oberge-
richtshofe würde fich + bemerkt das feudale Blatt — für
die Regitrung die paſſendſte Gelegenheit bieten, die Frage
wegen der Hilfsrichtee und der Schaffung ausreichender
Rathssſtellen definitiv zum Austrag zu bringen. Wir ſchlie:
Dieſßen unſere preußiſchen Nachrichten mit der betrübenden Mel*
dung, daß eine deutſche Barke, die den Namen Bismarck
führte, in den japanesiſchen Gewäſſern zu Grunde gegangen
Wenn wir sehen, wie dieſiſt. Cin nicht glückliches Zeichen für alle Jene, die !. ſehn-
September-Männer frevelnd ihr eigenes Werk zerſtören,|lich wünschen, das Schiff Deutſchland unter dem gleichen
ie ſich danach sehnen, wieder Hofgünſtlinge zu wer-[Patronate vom Stapel laufen zu ſehen.
In Ofterreich scheint man wieder einmal Spaß an
c<hneidende Wort des widerlichen Königs Ferdinand V1U.,ſder Polertheße zu finden. Wenigſtens hat die Regierung
der von ſeiner Umgebung nach dem Aufstande Riego’'sſdes Kantons St. Gallen bei dem Bundesrathe in Bern
agte: „Jon los mismos canes con diterentes collaresIBeschwerde gesührt, daß in letter Zeit wiederholt polnische