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&. 68.
Sonntag, 21. März.
Organ der deutſchen Volkspartei in Baden.
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[.
Noch eine deutſche Frage gegen Grofßz-]mehrere Verwundungen; in Montoro ſcheint es auch geſtürmt heit. Der Sieg Preußens aber . . .
zu haben , und in Paterna bei Medina Sidonia stand ein
Ausbruch der Volksleidenſchaft bevor. Am Hestigsten aber war leicht zur Bildung eines ſtarken Königreichs führen, das
preußen.
D. C. Der Tod des Herzogs Chriſtian von Auguſten-ſder Zuſammenſtoß in Xerez de la Frontera, einer Stadt,
und ein zweideutiges
Benehmen Württembergs „könnte dagegen im Südweſten
ſich von den Vogesen bis Ulm erstreckte“ .. Dieß unsere
burg lenkt von Neuem die Gedanken auf die Zeit zurück, ſderen Bewohner zu den lebhafteſten ganz Andalusiens ge-]Aussicht. Alſo: wird nach ciner Niederlage Preußens Frie-
wo das fürstliche Erbrecht seines Hauſes der perſönlicheſhören. Die Aufständischen bauten Barrikaden und behaup-|ſden gemacht, so wird höchſtens lin k sr h e ini ſ < e s Ge-
Ausdruck für ein großes Stück nationale Frage war. Wirſteten ſich bis gegen Abend. Nach einem Telegramme aus biet verloren und Baden bleibt geſichert; wird nach einem
ſind zwar weiter gekommen seitdem. So ein Bischen dä-|Sevilla hätten ſie in der Duntelheit die Flucht ergriffen ;]Siege Preußens die deutsche Karte wiederholt verändert, dann
niſches Ausland ist eine Kleinigkeit geworden im Vergleich|ſo versicherte auch der Miniſter des Innern. Lange kannſwird Baden K ö nig re i <. Ein recht artig zurechtgelegter
zu all’ dem vielen Ausland, das von Petersburg bis Parts. ſich freilich ein Straßenkampf in Rerez nicht hinziehen, denn
Plan für die Berliner Kriegspartei am politiſchen Schach-
von Paris bis Florenz uns im Leibe ſtectt. Aber derſbei der bedeutenden Breite der meiſten Straßen ſind ſtarkeſbrette. Zu verlieren iſt höchſtens „linksrheiniſches“ Mate-
Name des Herzogs Chriſtian iſt mit den lehten zwanzigſBarrikaden schwer zu errichten oder mindestens ſehr ſchwerſrial an Land und Leuten, zu gewinnen immer die Ober-
Jahren unserer vaterländiſchen Geschichte zu eng verwachſen,ſzu vertheidigen, während die Truppen faſt von allen Seiten|herrsſchaft über das übrige Süddeutschland. Für einen Cr-
als daß nicht sein Tod von Neuem eine Mahnung ſeinſfreien Cinmaſch in die Stadt vor ſich ſehen. Dennoch[oberungszug Vortheil genug. Für die gepriesene „natios
sollte an das Land, desſen deutsche Beziehungen einſt inſwurde nach Kadix um Hilfe geſandt und von dort derſnale Politik“ ein Selbstbekcenntniß, das den Selbstmord in
seinen und seines Hauſes Namen sic; zuſpitten.
Brigade-General Pazos mit einer Verſtärkung von 1000|rich tragen müßte, wenn er nicht schon vollzogen wäre.
Herzog Chriſtian von Auguſtenburg war ein ſtrengſMann erwartet. Nach der Ausſage Sagaſta's vor denſFür das dentſche Volk noch eine lette Mahnung : ſein
konservativer Mann; als Peer im engliſchen Oberhauſe[Kortes wäre der Kampf sehr blutig gewesen; 600 Auf-ſSchickſal ſelbſt in die Hand zu nehmen, wenn es nicht
wäre er gewiß ein starrer Tory gewesen, als Mitglied einesſrührgg seien gefangen genommen, deren Mehrzal aus andernſeinzig als Material in der Hand der Gewaltigen gelten
deutſchen Fürſtenraths (wenn die Bildung des Reichs zuſProvinzen herſtammen ſoll. - HVUeder die Kortesſikungſund Verwendung finden, wenn es nicht sich ſelbſt aufge-
dieſer Institution geführt hätte) wäre er gewiß der ent-[vom 11., in welcher der republitaniſche Abgeordncte Garrido|ben, sich ſelbſt vernichten will. Daß man in Berlin derlei
ſchiedenſten Rechten beigetreten. Das hat man in Schles-ſdas ſtehende Heer im Prinzip bekämpfte und gine vorläufigel Planen nachhängt und ſie verfolgt, kann bei der bekannten
wig-Holſtein recht gut gewußt; Das hat der Herzog ſelbſtſAbminderung desselben erfolglos beantragte , finden unsereſ,deulſchen Richtung“ der dortigen Politik nicht befremden;
niemals verhehlt. Aber Eins haben ihm die Schleswig-[Leser an einer anderen Stelle dieses Blattes einen, dieſldaß man aber vielleicht in Karlsruhe mitthut und gerne
Holsteiner nie vergeſſen, und Das ſoll ihm überhaupt un- bisherigen dürftigen Mittheilungen ergänzenden Bericht. i
Die S <weiz hat sich vor einigen Tagen in ihrer hierfür jedem Patrioten das Blut ins Angesicht treiben.
vergeſſen sein: niemals hat er mit dem Auslande
um seines Lardes Recht pafktirt.
Als die unſeligel Hoffnung auf den dort raren Genuß eines Prozeſſes wegen
mitthut, gienge zu weit, und es muß ſchon die Beſürchtung
Cs steht n u x in der „Schleſ. Ztg.“; freilich nur ein Zeis-
Politik der Großmächte zu Anfang der fünfziger Jahre das|, Amtsehrenbeleidigung“ schnöde getäuscht gesehen. Am 17.|tungsblatt plaudert darüber, und wer weiß, ob die leitenden
h
Recht Schleswig - Holſteins preisgab und gegenüber demſſ
ollte die von der Regierung des Kantons Schaffhauſen]Staatsmänner in Berlin und anderswo nur je ernſthaft
winzigen Dänemark nicht einmal das Heimathsrecht des] angeſtrengte", mit dem genannten Rubrum versehene An-|einem ſolchen Gedanken zugänglich waren. Seit 1866
Auguſtenburgiſchen Hauſes und ſeiner nächſten Freunde, jaſklage gegen den Redakteur des dortigen „Tagblattes“ zur|hat ſich aber ſo Mancherlei ereignet, was vorher als eine Unge-
nicht einmal den alten Beſit des Hauſes zu wahren das| Verhandlung kommen. Da wird der Staatsanwalt plötzlichſheuerlichkeit angeſehen werden konnte, und der „Gedanke“
Herz hatte, da hat der Herzog ſich soweit resignirt, auf ~ Das kann allerdings auch anderswo vortommen ~ durchſiſt so verteufelt paſſend zu den gegebenen Verhältniſſen,
aktiven Widerſtand gegen die dänische Ordnung der Dingeleinen häuslichen Unfall an Ausübung seines Amtes auf|ſdaß die Stimme der „Schles. Ztg.“ immerhin alle Beach-
zu verzichten, aber von dem Recht seines Hauſes, welches|längere Zeit verhindert und sein Subſtitut + Das kömmt|tung verdient. Auf demokratischer Seite wurde hierin nichts
für das Land und für das Voltsbewußtſein mit dem desſdagegen anderswo kaum vor – weigert sich, in die Lückeſverſäumt. In den national-liberalen Bürgerabenden da-
Landes und Volkes völlig identisch war, hat er nicht einſ]einzutreten und die Preßanklage durchzuführen, weil sie ~[gegen wird luſtig von deutſcher Einheit ~ und Freiheit
Tüttelchen aufgegeben, und als im November 1868 derſ]ſeinen Grundſäten und Anschauungen widerspricht.
Dieſdurch dieselbe weiter deklamirt.
Ob man da auch ſchon
entscheidende Erbfall in Dänemark eintrat, hat er nicht einen[Schweizer Lnft iſt offenbar Prozeſſen wegen „Amtsehren-ſzur „höheren Politik“ ſich hinaufgearbeitet und die „badi-
Augenblick angeſtanden, zu Gunsten seines Sohnes auf ſeineſbeleidigung“ nicht zutrtglich.
perſönlichen Rechte zu verzichten, weil dieser noch zweifel-
loſer, noch nachdrücklicher als er selbſt mit Geltendmachung|der „Schleſ. Ztg.“
ſche Frage“ nach „Sicherheit“ und „Aussichtreichthum“ ſtudirt
In unserm Nachbarlande Württemberg blieb ein inſhat? Ob man da auch schon darüber ſpruchreif geworden:
ausgesprochener Gedanke, ein G r o ß-[mag im ungünstigen Falle linksrheiniſches Material darauf
der fürstlichen Erbansprüche auch das Recht des Landes[B a de n zu schaffen , welches von den Vogesen bis Ulm|ſgehen, wenn nur sonst die uniformirte preußische Einheit
wahren konnte.
Seitdem hat er in Wort und Schriftlgehen soll, nicht unbeachtet. In ſeiner Anwendung auf Badenſgefördert wird? Wir wollen nicht gleich, wie unsere Geg-
für die Sache Schleswig-Holſteins zu wirken gesucht; per-[haben wir demselben weiter unten einige Betrachtungenſner, von Vaterlandsverrath sprechen: den Leichtſinn aber,
ſönlich ſtand er im Hintergrund der Dinge. So darfſgewidmet.
man ihm nachrühmen, daß er unter den Ersten war, dieſzuzuſtimmen, welche ſagt:
Hier erübrigt uns, der
„Dem. Korreſp.“ſin welchen man ſich hineingearbeitet hat und in welchem
„Ein intereſſantes Symptom|ſman ſich wiegt, müſſen wir betonen und warnen! ~
ſchleswig-holsteiniſche Sache in Fluß zu bringen > dieſiſt es immer, daß dergleichen in Preußen so ſtark ausge-|Daß die Art der Zusammenseßzung unserer zweiten
Dänen haben wohl gewußt, weshalb ſie ihn mit ihremſſprochen wird. Der Gedanke der Vergrößerung Badens iſiſK a m mer nicht im Stande iſt, dem wahren Voltswillen
Haſſe verfolgten und ſich sogar zu Anschlägen gegen ſeine[begleitet von einer direktten Drohung gegen W ü r t t e m-ſGeltung, ja nur den richtigen Ausdruck zu geben, iſt ein
persönliche Sicherheit, wenn nicht gegen ſein Leben ver-[b e r g, dem ziemlich \deutlich eine Theilung in Aussicht offenkundiges Geheimniß. Dazu kommen noch die Fehler,
ſtiezen +, und daß er der nationalen Sache treu ge-[geſtelt wird, ~ eine Operation, auf die ſich Preußenſdie in der Reaktionszeit und der „neuen Aera“ bei den
blieben iſt bis an's Ende.
Bis an se in Ende!
; allerdings vortrefflich verſteht , wie Polen und DeutſchlandſWahlen gemacht wurden und gar leicht zu ersehen ſind,
Denn die Sache des Land e s[beweiſen. Der Modus, wie man ſie an Württemberg voll-[wenn wir den Bestand der Kammer, wie er vor dem
Schleswig-Holſtein iſt für uns mit der Gewaltthat von|ziehen will, iſt noch nicht näher angegeben. Da es gleichſSchluſſe der letzten Session war, etwas näher ins Auge
1866 ebenſowenig zu Ende, wie die Sache Deutſchlands.ſbis ganz nach Ulm gehen soll, so iſt anzunehmen, daß|fassen. Vorbehaltlich einiger ſeither eingetretener Verände-
Diese größere wie jene kleinere Frage haben nur die Form|Bayern gar nichts oder höchstens einen Feten abbekommt.ſrungen und mit ter Maßgabe, daß die Pensionäre der
Ust. So gut wie die Frage Deutschland contra|Die Verdauungskraft Badens , welches gleichzeitig auch ein]Rubrit beigezählt ſind, zu der ſie im Amt gehören, zeigte
Greßzteuſjen beſteht, so gut beſteht die Frage Schleswig-ſhübſch Stück linksrheiniſches Land verſchluctt,, muß danach die zweite Kammer während der letzten Session folgendes
v contra Großpreußen. Jene stellen wir, so oftſwohl als besonders groß angenommen sein. Freilich ver-\Bild: Unter 68 Mitgliedern befanden ſich: 3 Miniſter, 8
§ können, und alle Patrioten ſtellen ſie mit uns imſſchluctt Großpreußen natürlich dies Großbaden sofort und Ministerialräthe, 1 Oberhofgerichtsrath, 8 Kreisgerichtsräthe
anzen und Großen; sie in kleineren Formcn, in Theil-ſhilft so indirekt mit verdauen oder thut die Arbeit über-ſ(incl. 1 Direktor), 1 Mitglied des Verwaltungs-Gerichts-
js. zu ſtellen, ſehen wir annektirte Bevölkerungen mit, haupt statt Baden. Deutet im Ganzen diese ſo überraſchendſhots, 3 Oberamtmänner, 1 Ohberbaurath, 3 Professoren,
zs hz! fort und fort; wir haben ſchon konſtatirt, emporgestiegene Blaſe auf Wirbel in der Tiefe? Wirſs Schulräthe (1 Kreisſchulrath und 2 Obersſchulräthe),
q: ie hannoversche, die hesſiſche Frage vor Curopa offi-ſkönnen's nicht ſagen. Und sollte man gar einmal wiederſ1 proteſtantifcher Geistlicher, 8 Bürgermeiſter, letztere zur
ziell geſtellt it und vor Kabinetten und Bürgern lebendig|in Berlin mit der Politik Varnbüler unzufrieden sein? Wir|[Mehrheit aus kleinen Amtsſtädtchen. Dies sind 85 unter
erhallen wird; wir haben die Rechtswehr der Stadt Frank-
furt wahrlich nicht zu geringer Freude im gleichen Sinneſkeinen Grund dazu.“
îquffaſſen müſſen und dürfen. Heute drängt es uns, daran
zu erinnern, daß es gleicher Weise eine ſchleswig-holsteini-
ſche Frage contra Großpreußen giebt; sie lebt in tausend
und aber tauſend braven Männerherzen.
Politiſche Ueberfſicht.
Mannheim, 20. März.
Nachrichten gebracht. Die bisher uns zugekommenen, durch
Deutſchland.
* Aus Baden, 20. März. Die Ausführungen
der militärischen Schrift von Arkolay über die gefährdete
Lage der deutschen Südstaaten im Falle eines Krieges
zwiſchen Preußen und Frankreich nehmen fortgeſetzt die
Preſſe in Anspruch, uud verzeichnen wir heute eine Aus-
M s laſſung der „Schlesischen Zeitung“, welche einräumt: es
us Spanien hat drr Telegraph heute keine neueren]ſmöge Ba de n in der That das von einem feindlichen Ein-
Hg g ish j t falle zumeist bedrohte Land sein. Auf der andern Seite ſei Ba-
einige Mittheilungen franzöſiſcher Blätter ergänzt, fassenſden aber auch „das gesichertſte und aussichtsreichſte.“ Wie
pa in Folgendem zuſammen. Der Widerſtand gegen dieſläßt sich Dieß erklären. Nach der „Schleſ. Ztg.“ ganz
“Uu iſt an mehreren Orten Andaluſiens gleichzeitigeinfach ſo : Im Falle der Niederlage Preußens wird Frank-
u;fge rochen. In Moron und Alcala del Valle, zwei|reich doch nimmermehr ,ein rechtsrheiniſches Gebiet anheim-
ädten zwischen Sevilla und Malaga, war die Ruhe baldſfallen.“
wieder her . ! (U e gel Dieß — die Kriegslaſten und Kriegskontributio-
geſtelt, doch nicht ohne zwei Todesfälle undlnen nach preußischem Muſter abgerechnet ~ unsere Sicher-
wagen’'s kaum zu hoffen, und vor Allem sehen wir leiderls3! Dazu 1 Hofbantier und 1 Hofapotheker, einige von
der Regierung abhängige Kreisausſchuß - Mitglieder und
Bezirksräthe, endlich 5 Rechtsanwälte (von denen 4 national-
liberal und der fünfte großdeutſch). Von den Paar demo-
kratiſchen und großdeutſchen Elementen ſchweigen wir in
diesem Zuſammenhange. Unsere Uebersicht, sagt die „Dem.
Correſp.“ hat lediglich den Zweck, durch genaue Statistik
klarzuſtellen, wie absolut aussichtslos das badische Volk ſich
selbſt seine Zutunft macht, so lange es ſich an dieſe Art
von Volksvertretung bindet, ſo lange es nicht den jüngst
erhobenen Ruf nach einem a ußerordentlichen
Landtag stärker betreibt. Daß es ſeine Sache das nächſte
Mal besſer machen muß, versteht ſich_am Rande. Aber
ſchon jezt darf es die Folgen seines Thuns nicht bis zu
(Ende tragen, oder ~ es iſt ſelbſt zu Ende. Eine Voltsver-
tretung, wie die vorstehend verzeichnete, iſt in ſich des Vol-
kes Tod, iſt der verbriefte Ministeriallsmus, es mag Mi-
niſter ſein wer will. Die letzte Gnadenfriſt hieße es unge-