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Mannheimer Abendzeitung: Organ d. Deutschen Volkspartei in Baden — 1869

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No. 51 - No. 75 (2. März - 31. März)
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] € 58.

Organ der deulſchen Volksparlei in Baden.

Die „Mannheimer Abendzeitung“ wird ~ mit Ausnahme der Sonntage und Festtage ~ täglich als Abendblatt ausgegeben. Der Abonnementspreis vierteljährlich Ein Gulden, ohne Poſtauſſchlag
j Anzeigen-Gebühr : die einſpaltige Petitzeile 8 kr., bei Lokalanzeigen 2 kr. Beſtellungen bei der Expedition C 1 Nr. 15 in Mannheim und bei allen Poſtanſtalten.





















































Msgr.
Der j; Kaiſerwahnſinn.' yr jj&tn dann den hurt r fatal sh he . jenes [reti jeher tua
Daß die Kenntniß der Geschichte für die Beurtheilung jut eſt fuse rat gecthlit t ich . q guthe (tene tstttie .* grotuul adt
der politiſchen Verhältnisse der Gegenwert. 13.1 för, das Was man auch von Napoleons Namenserben , Napo-]Bewußtsein, daß, wenn er erhört und befolgt wird, Wohl-

Verhalten zu ihnen ein wesentliches Crforderniß sei , iſi]leon II. urtheilen möge: es ſteht außer Zweifel, daß erſſtand, Segen und Glück eine bleibende Heimath finden
unbestritten. Ebensowenig freilich kann in Abrede geſtellt]jene Cigenthümlichkeiten seines großen Vorgängers ſchon]werden in diesen schönen Grenzmarken des Reiches. Daß
werden, daß im politischen Leben die (Ergebniſſe der ge-ſdeshalb nicht theut, weil ſejner Regierung die großen, über-][Dem ſo sei, iſt der erſte Wunſch, den ich als Landes-Chef
ſchichtlichen Erfahrungen großentheils unbenütt gelaſſen mächtigen und ununterbrochenen Erfolge mangeln, welche]allen Bewohnern weihe."

werden: wie denn Hegel ausſprach, daß aus der Geſschichteſdie Ursache jener Seelenaffektionen ſind. Napoleon M. hat Nicht so zufrieden mit den neuen österreichiſchen Prin-
vor Allem Das zu lernen sei, daß nichts aus ihr gelerntſin seinem bewegten Leben die Ungunſt des Geschickes oftſzipien, wie der vorſtehend erwähute Soldat, iſt der Primas
zu werden pflege. Wo aber die Thatsachen der Geschichte erfahren, ja er hat den Fluch der Lächerlichkeit ertragenbvon Ungarn. Dieser hat gegen das dem Reichsrathe
zur Beurtheilung der Fragen der Gegenwart herangezogen[ſmüſsſen, ehe sein Streben nach der Macht von Erfolg ge- [vorliegende Schulgeseß einen Hirtenbrief erlassen, worin er
werden, geſchieht Dies bisweilen in einer Weiſe, welchc[krönt war. Er hat gelernt, nach den Regungen der öffente1 „,in ſanfter Form“, so wird aus Peſth gemeldet ~
geeignet wäre, die Meinung von der politischen Brauchbar-|[lichen Meinung aufmerkſam zu spähen und ſich dieſelben]die gemiſchten Schulen als gottlos verurtheilt und den
keit hiſtoriſcher Kenntnisse völlig zu entkräften, wenn manſdienstbar zu machen, und hat dieſes Syſtem während ſeiner Klerus auffordert, über ,„katholiſche Wissenschaft“ und über
nicht vorziehen müßte, vorerst die Urtheilsfähigkeit Derer zuſganzen Regierung beibehalten; er hat sich die Klugheit und die Schulen zu wachen, damit nicht das Schifflein Petri
bezweifeln , welche die Kenntniſſe zur Verwendung bringen.|Nüchternheit bewahrt , welche ihn zu einem so gefährlichen]versinke.

Mußten wir doch jüngſt erleben, daß in den beiden Häuſern|]Gegner der Freiheit Frankreichs machen. Aus Sach sen wird der „Frankf. Ztg.“ berichtet, daß
des nunmehr geſchloſſenen preußiſchen Landtags (ihm wird Zu einer Zeit aber , welche den Erfolg als einzigenſdie am 6. in Hohenſtein-Ernſtthal abgehaltene Landesverz
der Name Sequeſtrationslandtag bleiben) gewiſſe Maßregeln]Maßſtab des politiſchen Urtheils zu gebrauchen pflegt, kann sammlung der Volkspartei durch bewaffnete Hatfeldeaner ger
durch die Versicherung gerechtfertigt wurden: es ſei inſes nicht überflüſſig sein auf die Gefahren aufmertſam zuſſprengt wurde. Vahlteich und der Bürgermeister Förster
früheren Zeiten nuch viel schlimmer hergegangen. Wir be-[machen , welche die Häufung der Erfolge für die Klarhcitſerlitten Mißhandlungen; das Verſammlungslokal wurde
streiten nicht den Werth derartiger geschichtlicher Vergleich-[des Geiſtes und die Ruhe der Seele der vom Glücke Be-[durch die Turner-Feuerwehr geräumt.







ungen für die Verbreitung einer heiteren Lebensanſchauung ;]günſtigten in ſich birgt. (Deutsche Volksztg.) Z§§
wir möchten Den sehen, der die Bündigkeit und das Treffende : Deutschland
und Tröſtende eines Zuſpruchs nicht einräumte, welcher Politiſche Ueberſicht. : '
einen zum Tode Verurtheilten darauf aufmerkſam macht, ;;. z31 ß ! Karlsruhe, 8. März. Amtliches; Der Kg:
daß er vor einigen Hundert Jahren gewiß gerädert worden Mannheim, 9. März. hneralpraktikant Julius Lais von Bollſchweil iſt zum Steuer-
wäre; und wir wollen Angisſichts der aufheiternden Wir- * Die lettverfloſſenen zwei Tage haben den G er ü <-[reviſor in Konſtanz und der Steuerveräquator:Karl Hein-

kungen folcher Geschichtsanwendung die Herren Braun undſt e n gehört. Vorgestern war es dic Sage vom Tode des]|rich Kirſch in Karlsruhe zum Steuerreviſor allda ernannt
Senfft-Pilſach in der Rolle, welche ſie unter ihren Kollegen Papſtes, gestern das Mährchen von einem Attentate auf|[worden.
behaupten, auch unsererseits gern beſtätigen. Gleichwohl|Napoleon, was die deutschen Börſen beunruhigte; in Frant.4 * Aus Baden, 9. März. Die dem Berliner hoch-
aber wollen wir ihnen in der Anſtellung so herzerfreuender reich waren Angaben in Untlauf, wonach dem französiſchen|konſervativen Organ, „Zeidlerische Korreſpondenz“, gelungene
und für die Gegenwart ſchmeichelnder geſchichtlicher Paral- Miniſter des Acußeren und dem preußiſchen Geſchäftsträger| (Entdeckung eines Attentates auf den Kricgsminiſter v. Beyer
lelen nicht nachahmen, sondern vielmehr eine geſchichtlicheſin Paris aus Berlin Depeschen zugektommen seien, welcheſhat in der „Bad. Landesztg.“ die unverdiente Chre eines
CErſcheinung berühren , welche zu allen Zeiten dieſelbe iſt, [demnächst hevorſtehende kriegeriſche Verwicklungen befürchten]ſDementis gefunden. In der Residenzstadt ist, ſo berichtet
bezüglich deren alſo die geschichtliche Erfahrung für dielließen. Die Ente vom Tode des Papſtes schwimmt ſeitſdas genannte Blart, von der ganzen Geschichte nichts be-
Gegenwart nur insofern nutzbar ſein kann, als die Kenntnißſgeraumer Zeit so häufig wiederkehrend im Waſſer der fannt. Das Karlsruher Organ der National-Konservativn
der Gattung die Diagnose des einzelnen Falles irleichtert. Gerüchte, daß ſie füglich keine Aufmerksamkeit mehr findenſtann nun vollſtändig beruhigt sein. Daſſelbe hat zwar
Wir wollen an der Hand der Geschichte die pſycho-[ſollte; das aus Berlin gemeldete Attentat auf Napoleonſſelbſt, wie es in seiner neueſten Nummer sagt, die Nach-
logiſchen Wirkungen verfolgen , welche große und raſch er-ſhat sich gerade so als ein Schwindel erwiesen, wie die an-|richt ſogleich als eine „Mystifikation“ betrachtet, indem der
rungene Erfolge, durch die Gunst des, Glückes erlangteſderen neuerlichen Attentats-Nachrichten, und den letterwähn-][General v. Beyer, wenn er auch „kein Minister von Par-
Herrſchaft und Machtsülle auf Menſchen von mittelmäßigerſten beunruhigenden Angaben iſt in Paris sofort ein halb-|lamentsgnaden“ Fei und wenn man ihm auch „Mangel an
Geiſteskraſt, die jener Güter theilhaftig werden, auszuüben amtliches förmliches Dementi ertheilt worden. Die fragli-ſliberalen Ideen im fortſchrittlichen Sinne vorwerfen“ möge
pflegen. Die Geschichte der römischen Kaiſerzeit, in welcherſchen Gerüchte sind damit beseitigt: geblieben iſt nur das[und ihm „den Proteſtanten, den Preußen nicht verzeihen"
jich Weſen und Wirkung unbeschränkter, durch Uſurpation]Cine Thatfächliche, daß der politische Barometer, als wel-[könne, doch längst dieſe „Mängel“ durch die ,„Liehens-
erlangler Herſchermacht überhaupt am Klarſten ausprägen,ſchen man die Börse bezeichnet, ein Sinken aufgewieſen hat. würdigkeit seiner Perſon und durch die hervorragende Bes-
giebt über jene von uns bezeichneten pſychologiſchen Er-|Welchen Antheil an der Entstehung und der Wirkung derſdeutung feiner Amtsführung“ ſo sehr gedeckt habe, daß
ſcheinungen die beste Auskunft und weiſt dieſelben ſo häufig|ſGerüchte finanzielle Spekulationen auch immer gehabt habenler wol! vielleicht politiſche Gegner, aber ~ wenigſtens in
auf, daß die Geſchichtſchreiber dieſer Periode ſich veranlaßtſmögen : die Erſcheinung zeigt neuerdings die kranke LagetBaden ~ keine Feinde besitze, die ein Attentat auf ſein
geſehen haben , jene Erscheinungen mit einem techniſchen[der staatlichen Zuſtände Curopa's, das überall vorherrschende Leben beabsichtigen könnten. Cine förmliche Berichtigung
Ausdrucke als den „Kaiſerwahnſinn“ zu bezeichnen. DieſGefühl der Unsicherheit. des Berliner Mährchens sei aber doch zu wünſchen, hat
damit bezeichnete Seelenſtimmung beſtand nach jenen Ge-| In der Schweiz ift ~ ein dort faſt unerhörtes Vorkomm-|die „Warte“ gemeint. Dieſer überflüssige Wunſch iſt alſo
ſchichtsſchreibern in einer aus Uebermuth und Angst ge-lniß — ein Lon Regierungs-Seite erhobener Preßprozeß im|bereits in überflüsſige Erfüllung gegangen. ~ In Baden-
mischten Aufregung , hervorgeruf~n duréh das BewußtſeinſZuge. An einer anderen Stelle dieses Blattes findet ſich einelBaden ist im Saale des Schüßenhauſes am 5. der erſte
Y Hevrſchafk über die V & t und durch die Furcht vorſausführlichere Mittheilung der hierauf bezüglichen Verhand-\B ü r g er a b e n d abgehalten worden. „Nicht gerade zahl-
Aller, die nach Herrsc,gft streben konnten. Dieſe Aufregungſlung vor dem Kantonsgericht in Schaffhauſen. Mit Lächeln|reich beſucht,“ wird geschrieben : aber „woyl nur das ſchlechte
U Ueberreizunz ſteigerte sich zu einer völligen Zerrüttungſund mit Wehmuth zugleich erfüllt uns die Wahrnehmung, ſWetter und die weite Entfernung des Verſammlungslokales
des Geiſtes, welche die von ihr befallenen Herrſcher wiewie weit unsere republikaniſchen Nachbarn in der neuerenſvon der Stadt“" trugen hiervon die Schuld. Besprochen
Valigula, Nero, Tomitian, Commodus und Andere in dieſKultur zurückgeblieben sind, wenn dort ein Staatsanwalt esſwurden die ſtädtiſchen Fragen der Kanalisation und der
tollſten Aussct,weifungen stürzte, durch welche die unauf-]noch für nöthig findet, die Behauptung, daß die Regierung Gasbeleuchtung. + Wie in Mannheim, ſo iſt auch in
hörliche S grge übertäubt werden sollte, während geradeſeinen Preßprozeß beabsichtige, als einen zurückzuweiſendenſU ebe rli n g e n die Umwandlung der höheren Bürger-
jene S,eclenzerrüttung den Untergang der von ihr Betroffe-[Vorwurf und eine Einschränkung der Preſſe als ein Ding ſchule in ein Realg y mnaſium (mit fünf Klaſſen) im
ner, mit Nothwendigkeit herbeiführte. An Caligula hebtſzu bezeichnen, von dem „keine Rede sein“ könne. Werke. Gemeinderath und engerer Bürgerausſchuß haben
„ſichuhr die Schlafleſigkeit als ein Hauptmerkmal jener Wie die Schweiz mit dieſem Preßprozesſe, ſo liefertſdie erforderlichen Mehrkosten einstimmig genehmigt. ~ Das
Sceelenstörung hervor. Rur außerordentlich hochbegabteſO eſterreich mit einem liberalen Armeebefehl eine ſtaatlicheſkoos der M a n n heimer Sh! fî brücke hängt,
Menſchen, wie Constantin der Große, konnten troy der[Kuriositat. Der Militärkommandant in Peterwardein, derſſo wird der „Karlsr. Ztg.“ geschrieben, von dem Ausfall
Häufung von Freveln, denen ſie ihre Herrschaft verdankten,|vermöge der besonderen Verhältnisse der syremiſchen und Ba-|ſder über diese Angelegenheit ſchwebenden Verhandlungen
jenem Schicksale des „Kaiserwahnsinns“ entgehen. nater Grenzprovinzen zugleich deren politiſcher Chef iſt, hat eine unserer mit der bayeriſchen Regierung ab. „Nach den
In neuerer Zeit haben wir ein Beiſpiel jener durch Ansprache an die ihm unterſtellten Truppentheile erlaſsen, beim Bau der feſten Rheinbrücke getroffenen Beſtimmungen
die Üeberwucht der Crfolge verursachten Seclenſtörung an|vie nach Aufzählung der allgemeinen soldatischen Pflichten]ſollte binnen Jahresfriſt bezüglich der Schiffbrücke entschie-
Napoleon I. Unser großer Geſchichtſchreiber Schlosser ſagtſmit folgenden Worten ſchließt: „So wie im Soldatenleben,ſden werden. Diese Zeit iſt abgelaufen. Sollte eine Ver-
von ihm: „Napoleon sei seit dem Frieden von Schön-ſebenso haben im paolitiſchen Gebiete ueue Prinzipien dieſſtändigung zwischen Baden und Bayern nicht gefunden
brunn unstreitig von dem Schwindel ergriffen gewesen, derſHerrſchaft erlangt. Verſöhnung und Friede, Eintracht undſwerden, so würde die Brücke bleiben, bezhw. alſo wieder
einſt Nebukadnezoer und Tamerlan fortgeriſien hatte; erſGleichheit, Geſet und Freiheit ſind die ehernen Grundſäu- aufgeführt werden." Wenn dieſe Angaben begründct ſind,
glaubte dem Schick'al trogen zu können und duldete endlichllen, auf die unſer erhabener Kaiser und König seine glor-ſiſt an einer Erhaltung der Schifsbrücke nicht zu zweifeln.
Riemanden mehr, als wer unbedingt gehorchte." Schloſſer[reiche Monarchie gestellt hat. Prinzipien, wie dieſe, be-Die bayeriſche Regierung wird Angesichts des überall het
erwähnt ferner zur Schilderung des Seelenzuſtandes desſdürfen nicht einer besonderen Begründung, um ſie zu ach-[vortretenden und überall nach Kräften hefriedigien Bedkf
Nai ers der wunderlichen, polternten, prahlenden, ſchimpfen-|ten, zu fördern, zu schützen. Der Staat, der ſie nicht hochſniſſes v e r m k hrter Verkehrswege ſicherlich einer / ge.
den und drohenden Reden, welche dieser in den letzten zwei|hält, erschüttert seine Grundfesten, begibt sich ſeiner Zukunft.ſm i n d er un g der Kommunikationsmittel ihre Hyftitt
Jahren vor dem ruſsiſchen Feldzug bisweilen ohne allen!Wir werden sie achten, fördern und ſchüten, wenn wir[mung nicht geben. sgt. vorîlofichen
erſichtlichen Anlaß und zu Icdermanns Erstaunen gehaltenſalle einig sind in dem Wahlſpruche: „Achtung vor dem Neuſtadt a. v. He- p: März. Am vert "yen
habe,, und welche ſelbſt die franzöſiſchen Lobredner des|Geseße!“ Die Achtung vor dem Gesetze heiligt die Pflich- Montag waren die Lorſtätde der früheren Handels-,
Kaisers nicht zu entschuldigen wagen. Offiziöſe Berichti-lten, schirmt die Rechle, wahrt die freie Thätigkeit undlFFabrik- und Gewerberäthe der Pfalz hier verſammelt , um






 
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