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1668.
Panuheimer
Organ der deulſchen Volksparlei in Vaden.
Dienstag, 17. August.
Z h j
t ;
ß r S) Es
r Vr .
: w
bz I E
E) |
2
s Ä: d ES |; FID G
A § B: l . s
B . 4-
j
Die „WMannteimer Abendzeitung“ wird ~ mit Ausnahme der Sonntage und Feſttage ~ täglich als Abendblatt
Anzeigen-Gebühr : die einſpaltige Petitzeile 3 fr., bei Lokalanzeigen 2 kr.
Bestellungen bei der Expedition Q 1 Nr.
ausgegeben. – Der Abonnementszpreis vierteljährlich Ein Gulden, ohne Poſtauſſchlag
15 in Mannheim und bei allen Poſtanſtalten.
MZ3
In entscheidender Stunde.
*. Aus Baden, 16. Aug. Die Bismärdker
im Lande sind der Zuversicht , daß binnen Kurzem die
„weltbewegende“ Berliner Strömung wieder in Gang
kommen und die letztenSchritte zur „Bildung des deutschen
Staates" geschehen werden. „Um ein Weniges noch"
. . . und Ales wird hinweggefegt sein, was dem ,in
den Thatsachen von 1866 begründeten deutſchen Staate“
noch entgegensteht. So jubeln im Voraus ſiegestrunken
unſere Gegner. Zugleich versprechen sie : habe nur erſt
der „nationale Gedanke“ seine Erledigung gefunden, so
würden nicht wenige Männer der RNationalliberalen mit
der Demokratie gehen, das heißt mit der Partei, welche
für die innere Ausgestaltung Deutſchlands das Prinzip
der Selbstbestimmung fordere.
Es iſt immer die alte Geschichte. Unsere Bismärcker
verlangen nach der Zwangs ja > e des Einheitsſtaates,
um hierauf , wenn ihnen Hände und Arme vom maßlos
verstärkten Zäsarismus eingeschnürt sind, das Prinzip der
Selbstbeſtimämung zu fordern. Fordern freilich werden
ſie es können und dürfen, insoferne Zäfar es nicht für
gut findet, ihnen auch einen Knebel in den Mund zu
schieben . . O um ihnen das Athemholen zu erleichtern.
(Es ist die alte Geschichte: unsere Bismärcker sind nicht
allein Demokraten , sondern so gute Republikaner wie
Hecker und Brentano tc. ; nur wollen sie zuerſt den
Machtsſtaat nach Außen begründen und hierauf die
Freiheitsarbeit im Innern beginnen.
Eine prachtvolle Theorie, an der ſich freilich, wenn
ſie in die Praxis eingeführt werden soil, gar Viele den
Kopf einrennen werden. Der nationalliberale Demokrat
und Rehublikaner Herr Kiefer äußerte kürzlich auf
einer Versammlung: der Aufschwung des deutschen Volkes
zur Freiheit sei im Jahre 1848 an dem Mangel einer
ttt Vt wat ust uhr kat
z tu ,s [ Vi amals de
Volke gefehlt hat, will nun Herr Kiefer in der preußischen
Nönigsgewalt erblicken. Weiß denn Herr Kiefer und
wiſſen denn unsere Nationalliberalen nicht, daß es gerade
die preußiſche Königsmacht war , von welcher der „Auf-
[;ts des deutſchen Volkes zur Freiheit“" niedergetreten
wurde ?
Am 21. März 1848 legte der König von Preußen
„die alten deutschen Farben“ an und gelobte,
„von nun an geht Preußen in Deutschland auf.“ König
Wilhelm that dieß unter dem Drucke der siegreichen Re-
volution : .und was that derſclbe König später, nachdem
die Revolution verſäumt hatte, ihren Sieg auszunutzen
und die Volkssouveränetät herzuſtellene. Später wieß der-
ſelbe König die ihm vom Parlamente angebotene deutſche
Kaiserkrone zu r ü >. Die königliche Gewalt hatte wiederum
ihre Truppen geſammelt; sie war wieder stark geworden
und im Gefühl der Stärke widerstrebt es dem Königthum
irgend Etwas aus den Händen des Volkes anzunehmen.
Schon damals gründete die Politik von „Eiſen und
Blut“, die uns jetzt zuſammentreiben soll in Deutschland
unter die Kaiserkrone , die Friedrich Wilhelm aus eigener
Machtvollkommenheit als unbeſchränkter Herrſcher sich auf's
Haupt ſeßgen wil. .
Die National - Liberalen jubeln diesem Bestreben ent-
gegen, weil sie sich von der durch Eroberungsſucht und
Herrſchſucht erfundenen Nationalitätsle hre, von
welcher wahrhaft freie Völker keinen Begriff haben, täuſchen
und hinreißen laſſen . . . ganz so , wie am 21. März
1848 das Volk in Berlin.
PYG ttt Ert ttt fr
Was unser Tod euch zugewandt, verlottert und verloren .us '
Im Juli 1848 wars , als der Dichter dieser Arklage
der „Todten an die Lebenden“ im ſchmerzlichen Ge-
fühle der Enttäuſchang Worte verliehen . . . und unauf-
haltſam rollte das Rad der rothen Reaktion bis
an die Ufer des Bodensee’'s, um zu erfüllen,, was die
königliche Regierung zu Berlin in ihrer Zirkularnote vom
28. April 1849 ausgeſprochen: Der Revolution in
Deutſchland ein Ziel zu ſetzen; nicht durch pa ſ-
ſi ves Abwarten (gegenüber der Nationalverſammlung) ;
ſondern nur durch thätiges CEingreifen und
Handeln.
Unser Land weiß von jenem „Eingreifen und Han-
deln“ zu erzählen. Wir haben das Andenken an die
Opfer der Standgerichte erneuert, jezt an den Jahres-
tagen der Creigniſſe vor zwanzig Jahren. Wir unter-
nahmen tieß, nicht, wie wir ſchon ausgesprochen, um | bayeriſchen und ſchwähbischen Regimenter auf die preußiſch
Leidenſchaften zu wecken , ſondern um unserm Geschlechte
den Spiegel der Geschichte vorzuhalten, aus dem uns
in unwiderlegbarer Wahrheit entgegentritt, daß nur d a s-
| jenige Volk, das die Freihe it über Alles setzt; dar-
|
Fahne in Eid und Pflicht genommen wurden,, bis Alles
vom. Rieſen- und Erzgebirg bis Bregenz von Waffen
ſtarrt, bis ganz Deutschland ein und dieselbe Ketle nach-
ſchleppt, bis sich kein Arm mehr regen kann. — Die
auf rechnen darf , seine Freiheit zu erringen und zu be- | Thile'ſche Depesche wird in Wien das Gegentheil von dem
| wahren. Möge unsere Bevölkerung dieſer Wahrheit sich | erreichen was sie beabsichtigt.
überall nicht verſchließen; überall aber in dem Widerstande
gegen die uns angesonnene Verpreußung und dem Wider-
ſtande gegen die Regierung, die eine so wenig freiheitliche
und volksthümliche Politik befolgt verharren; den Wider-
stand versſchärfen.
Politiſche Uebersicht.
Mannheim, 16. Auguſt.
* Die preußiſchen Offiziöſen erklären, der ganze Streit
zwischen Berlin und Wien fei „vorderhand“ ein
Streit um des Kaisers Bart, da Preußen nicht daran
denke, den ſüddeutſchen Staaten ein Bündniß aufzudrängen
und die ſüddeutschen Staaten „vorläufig“ nicht geſonnen
seien, ein solches Bündniß anzubieten. Man erkennt so-
fort , welcher Werth dieser beruhigenden Auslassung mit
ihren Wendungen von ,vorderhand und vorläufig“ zu-
kommt, und dieß um so mehr , als dieselben preußiſchen
Organe in demselben Athemzuge aussprechen: Sollte der
Fall, daß die süddeutschen Staaten ein Bündniß anbieten,
aber einmal eintreten: ſo würde wohl Oesterreich ebenſo
wie Frankreich es gerathen finden, von einem Widerspruche
gegen den Willen des vereinigten Deutschland abzuſtehen.
Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als Preußen
arbeitet fortgeſetkt daran , die ſüddeutschen Staaten in
ſeine Netze zu locken und iſt gesonnen, gegebenen Falls
dafür das Schwert zu ziehen.
„Vorderhand“ scheinen Bayern und vielleicht auch
Württemberg noch zu widerſtreben. Die Thile’ſche Depeſche
und andere Stimmen laſſen indesſſen deutlich erkennen,
daß man in Berlin mehr als vorher daran arbeitet, dieſen
noch gegebenen Widerstand zu brechen. So erklärt ein
liebenswürdiger norddeutscher Touriſt in dem Beiblatt zur
Berliner Börsenzeitung ganz freimüthig, daß der König
von Bayern nichts Klügeres thun könnte, als das erlauchte
Beispiel des „weiſen Königs von Sachsen nachzuahmen
und in jenes Abhängigkeitsverhältniß zu treten, welches
der norddeutſche Bund seinen Mitgliedern bereitet hat."
Die Süddeutschen werden über den Verluſt ihrer Freiheit
mit der Hoffnung getröſtet, daß der gewaltige Herr Deutſch-
lands, nachdem Süddeutschland und Deutſchösſterreich mit
Preußen vereint sein würden, die Residenz in eine ſüddeutſche
Stadt verlegen werde. So könnte es geſchehen, daß wie
Florenz ſtait der alten piemontesiſchen Hauptſtatt Turin
die Metropole des Königreichs Italien wurde, König
Wilhelm den Münchnern das Schnupftuch seiner Garde
zuwürfe und Jſarathen zur deutſchen Haupt- und Residenz-
stadt erwählte. Freilich ſcheint dieser Wink wieder nicht
recht verständlich, wenn man bedenkt, daß der Autor München
ein Dorf und Stuttgart eine mit ſeidenen Flittern heraus-
ſtaffirte Landmagd nennt.
Man wäre im ersten Augenblick allerdings verſucht,
die Plauderei der Börsenzeitung für tollen Jux zu halten,
wenn – wie die „Südd. Poſt“ bemerkt + nicht noch
anderweitige Andeutungen, die ihr vorliegen, die gleichen
Absichten in viel ernſterer Sprache ventilirten. In den
letzteren wäre es aber nicht München, ſondern vielmehr
Regensburg, auf welches das Augenmerk Preußens
gerichtet sein soll. So viel iſt der „Südd. Poſt“ klar,
daß Preußen seine Absichten auf die Annexion Süddeutſch-
lands keineswegs aufgegeben hat und daß Graf Bismarck
in wiederholten Stößen zu erringen hofft, was ihm beim
erſten Ansturm zu gewinnen unmöglich war.
Die Thile’'ſche Depeſche wird dieſe Erkenntniß in
Wien auch Denjenigen beibringen müſſen , welche dem
Grafen Beuſt eine größere Autorität in der. deutſchen
Frage noch bestreiten und ihn zum ruhigen Zuſchauen
noch veranlaſſen wollten. Die Herren Weiß, Sturm und
Rechbauer wollen ein ,„geeinigtes Dentſchland auf demo-
kratischer Grundlage“ ~ keine Vergrößerung Preußens.
Eine solche Grundlage iſt von Preußen aus nicht zu er-
warten und so ſind wir der Ansicht , daß die letzte
preußiſche Depeſche in Wien eine Umstimmung der Mei-
nung über die Haltung der dortigen Regierung herbei-
führen muß. Man wird dort nicht ferner ein ruhiges
Zuſchauen empfehlen : bis Bayern und Württemberg zu
preußischen Vaſallenſtaaten wie Sachsen degradirt, bis die
ändern."
Ueber die Ausweiſung der Neuſchweizer aus
Fran kf urt äußert sich der „Bund“ in folgender be-
achtenswerther Weiſe. Er ſagt: „Wir haben die schwei-
zeriſchen Bürgerrechtsertheilungen an Solche, die nicht
die Absicht hatten, sich in der Schweiz niederzulassen,
immer mißbilligt und begreifen es, daß Preußen es nicht
gerne sieht, wenn seine jungen Staatsbürger auswärtige
Bürgerrechte erwerben, um dann doch das Domizil in
Preußen beizubehalten ; allein die preußiſche Regierung
hat es ja in der Hand, durch eine Aenderung ihrer Ge-
ſeßz gebung den Austritt aus dem preußiſchen Staatsver-
bande zu erſchweren, und war nicht genöthigt, zu einer
Maßregel ihre Zuflucht zu nehmen, womit sie einem be-
freundeten Lande, mit dem sie ſoeben einen Handels-
vertrag abgeſchloſſen hat, eine rückſichtsloſe Beleidigung
zufügt. Der ſchweizeriſche Bundesrath wird nicht umhin
können , ſich der Betroffenen, die nun einmal Schweizer
Bürger sind, energisch anzunehmen .und dies um so mehr,
als preußischer Seits perfider Weise hier das Gerücht
verbreitet wird , die Maßregel sei im Einverſtändniß mit
der schweizerischen Bundesregierung erfolgt.“
Aus New- Y ork läuft die telegr. Nachricht ein, von
unterrichteter Seite werde wiederholt widerſprochen, daß in
den Regierungskreiſen und im Kongresse eine Agitation
im Gange sei, um die im Auslande befindlichen Bonds
zu beſteuern.
Deutſchland.
* Aus Baden, 16. Aug. Die gegenwärtige
Regierun g hat kein Vertrauen im Lande. Ihre äußere
und ihre innere Politik entbehrt der Zustimmung der
Mehrheit im Lande. Der Regierung iſt dieſes, ihr un-
günſtiges Verhältniß wohl bekannt und deßhalb erblicken
wir sie auch an der Spihe Derjenigen , welche sich gegen die
Einführung des allgemeinen und direkten Wahlrechts er-
klären. Wir finden ein solches Verhalten erklärlich. Nie-
mand iſt gerne bereit, fich ſelbſt einen Nachtheil zu be-
reiten. So will auch das Ministerium vermeiden , der
öffentlichen Meinung Gelegenheit zu geben, ſich offen und
unzweideutig auszusprechen und einer Opposition in der
Kammer Eingang zu verschaffen, die dem ferneren Be-
stande des Ministeriums geföhrlich werden müßte. Weniger
begreiflich iſt, daß die Regierung bei allzu dienſtfertigen
Freunden ſich nicht gegen deren fernere Unterſtützung
verwahrt. So ſchreibt die „Tauber“: das Volt müſse
einſehen, daß das Verlangen des allgemeinen und direkten
Wahlrechts „geradezu eine Niederträchtigkeit se!“ ~ da
dieses Verlangen nichts anderes sei, als die Zumuthung :
„daß der Großherzog gegenüber der beſchworenen Verfas-
sung eidbrüchig werde und gegen alles bestehende Recht
und Gesſeß handle, denn der Großheczog könne und dürfe
einseitig keinen einzigen Paragraphen der Verfaſſung
Nun wurde aber weder von der Reformliga,
noch von der ſog. kath. Volkspartei, noch von einem Ver-
nünftigen überhaupt das Verlangen gestellt, der Großherzog
ſolle in höchſt diktatoriſcher Weiſe das Wahlgesetz abändern.
Ueberall wird die Abänderung des Wahlgeseßes auf dem
gesetzlichen Wege erstrebt. Was bleibt darnach für die
„Tauber“ übrig ? Die Fälschung! Und wenn dieſes
Blatt noch die . . . Kectheit besitt, die Polizei gegen
das Verlangen des allgemeinen und direkten Wahlrechts
anzurufen; „ein ſtrengeres und energisſcheres Vorgehen
der Regierung gegen die darin enthaltenen ,„ſtaatsfeind-
lichen Bestrebungen“ zu befürworten . . : ſind dieß
unferes Erachtens einfach traurige Zeichen einer politischen
Verkqguunenheit; Auswüchse eines durchaus unhaltbaren
Iustandes. Die Lage unseres Landes iſt tief ernst; möchten
die Folgen, die eine derartige Lage in sich ſchliekt, nur
Diejenigen treffen , welche
haben.
Daß ! ; p r I UU§
Landtag an Interesſſe gewinnen muy , iſt ſelbſtredend.
Es iſt dieß, wie der „Frkf. Ztg.“ geschrieben wird, auch
der Fall, aus Anlaß der Persönlichkeiten, die nun in die
Kammern eintreten werden. In dieſer Beziehung wird
das Miniſterium mit drei neuen Kräften in das Feld
rücken, gerade denjenigen Perfönlichtkeiten, welche am S
diesen Zuſtand verſchuldet.
unter ſolchen Verhältnissen der bevorſtehnſe
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1668.
Panuheimer
Organ der deulſchen Volksparlei in Vaden.
Dienstag, 17. August.
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B . 4-
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Die „WMannteimer Abendzeitung“ wird ~ mit Ausnahme der Sonntage und Feſttage ~ täglich als Abendblatt
Anzeigen-Gebühr : die einſpaltige Petitzeile 3 fr., bei Lokalanzeigen 2 kr.
Bestellungen bei der Expedition Q 1 Nr.
ausgegeben. – Der Abonnementszpreis vierteljährlich Ein Gulden, ohne Poſtauſſchlag
15 in Mannheim und bei allen Poſtanſtalten.
MZ3
In entscheidender Stunde.
*. Aus Baden, 16. Aug. Die Bismärdker
im Lande sind der Zuversicht , daß binnen Kurzem die
„weltbewegende“ Berliner Strömung wieder in Gang
kommen und die letztenSchritte zur „Bildung des deutschen
Staates" geschehen werden. „Um ein Weniges noch"
. . . und Ales wird hinweggefegt sein, was dem ,in
den Thatsachen von 1866 begründeten deutſchen Staate“
noch entgegensteht. So jubeln im Voraus ſiegestrunken
unſere Gegner. Zugleich versprechen sie : habe nur erſt
der „nationale Gedanke“ seine Erledigung gefunden, so
würden nicht wenige Männer der RNationalliberalen mit
der Demokratie gehen, das heißt mit der Partei, welche
für die innere Ausgestaltung Deutſchlands das Prinzip
der Selbstbestimmung fordere.
Es iſt immer die alte Geschichte. Unsere Bismärcker
verlangen nach der Zwangs ja > e des Einheitsſtaates,
um hierauf , wenn ihnen Hände und Arme vom maßlos
verstärkten Zäsarismus eingeschnürt sind, das Prinzip der
Selbstbeſtimämung zu fordern. Fordern freilich werden
ſie es können und dürfen, insoferne Zäfar es nicht für
gut findet, ihnen auch einen Knebel in den Mund zu
schieben . . O um ihnen das Athemholen zu erleichtern.
(Es ist die alte Geschichte: unsere Bismärcker sind nicht
allein Demokraten , sondern so gute Republikaner wie
Hecker und Brentano tc. ; nur wollen sie zuerſt den
Machtsſtaat nach Außen begründen und hierauf die
Freiheitsarbeit im Innern beginnen.
Eine prachtvolle Theorie, an der ſich freilich, wenn
ſie in die Praxis eingeführt werden soil, gar Viele den
Kopf einrennen werden. Der nationalliberale Demokrat
und Rehublikaner Herr Kiefer äußerte kürzlich auf
einer Versammlung: der Aufschwung des deutschen Volkes
zur Freiheit sei im Jahre 1848 an dem Mangel einer
ttt Vt wat ust uhr kat
z tu ,s [ Vi amals de
Volke gefehlt hat, will nun Herr Kiefer in der preußischen
Nönigsgewalt erblicken. Weiß denn Herr Kiefer und
wiſſen denn unsere Nationalliberalen nicht, daß es gerade
die preußiſche Königsmacht war , von welcher der „Auf-
[;ts des deutſchen Volkes zur Freiheit“" niedergetreten
wurde ?
Am 21. März 1848 legte der König von Preußen
„die alten deutschen Farben“ an und gelobte,
„von nun an geht Preußen in Deutschland auf.“ König
Wilhelm that dieß unter dem Drucke der siegreichen Re-
volution : .und was that derſclbe König später, nachdem
die Revolution verſäumt hatte, ihren Sieg auszunutzen
und die Volkssouveränetät herzuſtellene. Später wieß der-
ſelbe König die ihm vom Parlamente angebotene deutſche
Kaiserkrone zu r ü >. Die königliche Gewalt hatte wiederum
ihre Truppen geſammelt; sie war wieder stark geworden
und im Gefühl der Stärke widerstrebt es dem Königthum
irgend Etwas aus den Händen des Volkes anzunehmen.
Schon damals gründete die Politik von „Eiſen und
Blut“, die uns jetzt zuſammentreiben soll in Deutschland
unter die Kaiserkrone , die Friedrich Wilhelm aus eigener
Machtvollkommenheit als unbeſchränkter Herrſcher sich auf's
Haupt ſeßgen wil. .
Die National - Liberalen jubeln diesem Bestreben ent-
gegen, weil sie sich von der durch Eroberungsſucht und
Herrſchſucht erfundenen Nationalitätsle hre, von
welcher wahrhaft freie Völker keinen Begriff haben, täuſchen
und hinreißen laſſen . . . ganz so , wie am 21. März
1848 das Volk in Berlin.
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Was unser Tod euch zugewandt, verlottert und verloren .us '
Im Juli 1848 wars , als der Dichter dieser Arklage
der „Todten an die Lebenden“ im ſchmerzlichen Ge-
fühle der Enttäuſchang Worte verliehen . . . und unauf-
haltſam rollte das Rad der rothen Reaktion bis
an die Ufer des Bodensee’'s, um zu erfüllen,, was die
königliche Regierung zu Berlin in ihrer Zirkularnote vom
28. April 1849 ausgeſprochen: Der Revolution in
Deutſchland ein Ziel zu ſetzen; nicht durch pa ſ-
ſi ves Abwarten (gegenüber der Nationalverſammlung) ;
ſondern nur durch thätiges CEingreifen und
Handeln.
Unser Land weiß von jenem „Eingreifen und Han-
deln“ zu erzählen. Wir haben das Andenken an die
Opfer der Standgerichte erneuert, jezt an den Jahres-
tagen der Creigniſſe vor zwanzig Jahren. Wir unter-
nahmen tieß, nicht, wie wir ſchon ausgesprochen, um | bayeriſchen und ſchwähbischen Regimenter auf die preußiſch
Leidenſchaften zu wecken , ſondern um unserm Geschlechte
den Spiegel der Geschichte vorzuhalten, aus dem uns
in unwiderlegbarer Wahrheit entgegentritt, daß nur d a s-
| jenige Volk, das die Freihe it über Alles setzt; dar-
|
Fahne in Eid und Pflicht genommen wurden,, bis Alles
vom. Rieſen- und Erzgebirg bis Bregenz von Waffen
ſtarrt, bis ganz Deutschland ein und dieselbe Ketle nach-
ſchleppt, bis sich kein Arm mehr regen kann. — Die
auf rechnen darf , seine Freiheit zu erringen und zu be- | Thile'ſche Depesche wird in Wien das Gegentheil von dem
| wahren. Möge unsere Bevölkerung dieſer Wahrheit sich | erreichen was sie beabsichtigt.
überall nicht verſchließen; überall aber in dem Widerstande
gegen die uns angesonnene Verpreußung und dem Wider-
ſtande gegen die Regierung, die eine so wenig freiheitliche
und volksthümliche Politik befolgt verharren; den Wider-
stand versſchärfen.
Politiſche Uebersicht.
Mannheim, 16. Auguſt.
* Die preußiſchen Offiziöſen erklären, der ganze Streit
zwischen Berlin und Wien fei „vorderhand“ ein
Streit um des Kaisers Bart, da Preußen nicht daran
denke, den ſüddeutſchen Staaten ein Bündniß aufzudrängen
und die ſüddeutschen Staaten „vorläufig“ nicht geſonnen
seien, ein solches Bündniß anzubieten. Man erkennt so-
fort , welcher Werth dieser beruhigenden Auslassung mit
ihren Wendungen von ,vorderhand und vorläufig“ zu-
kommt, und dieß um so mehr , als dieselben preußiſchen
Organe in demselben Athemzuge aussprechen: Sollte der
Fall, daß die süddeutschen Staaten ein Bündniß anbieten,
aber einmal eintreten: ſo würde wohl Oesterreich ebenſo
wie Frankreich es gerathen finden, von einem Widerspruche
gegen den Willen des vereinigten Deutschland abzuſtehen.
Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als Preußen
arbeitet fortgeſetkt daran , die ſüddeutschen Staaten in
ſeine Netze zu locken und iſt gesonnen, gegebenen Falls
dafür das Schwert zu ziehen.
„Vorderhand“ scheinen Bayern und vielleicht auch
Württemberg noch zu widerſtreben. Die Thile’ſche Depeſche
und andere Stimmen laſſen indesſſen deutlich erkennen,
daß man in Berlin mehr als vorher daran arbeitet, dieſen
noch gegebenen Widerstand zu brechen. So erklärt ein
liebenswürdiger norddeutscher Touriſt in dem Beiblatt zur
Berliner Börsenzeitung ganz freimüthig, daß der König
von Bayern nichts Klügeres thun könnte, als das erlauchte
Beispiel des „weiſen Königs von Sachsen nachzuahmen
und in jenes Abhängigkeitsverhältniß zu treten, welches
der norddeutſche Bund seinen Mitgliedern bereitet hat."
Die Süddeutschen werden über den Verluſt ihrer Freiheit
mit der Hoffnung getröſtet, daß der gewaltige Herr Deutſch-
lands, nachdem Süddeutschland und Deutſchösſterreich mit
Preußen vereint sein würden, die Residenz in eine ſüddeutſche
Stadt verlegen werde. So könnte es geſchehen, daß wie
Florenz ſtait der alten piemontesiſchen Hauptſtatt Turin
die Metropole des Königreichs Italien wurde, König
Wilhelm den Münchnern das Schnupftuch seiner Garde
zuwürfe und Jſarathen zur deutſchen Haupt- und Residenz-
stadt erwählte. Freilich ſcheint dieser Wink wieder nicht
recht verständlich, wenn man bedenkt, daß der Autor München
ein Dorf und Stuttgart eine mit ſeidenen Flittern heraus-
ſtaffirte Landmagd nennt.
Man wäre im ersten Augenblick allerdings verſucht,
die Plauderei der Börsenzeitung für tollen Jux zu halten,
wenn – wie die „Südd. Poſt“ bemerkt + nicht noch
anderweitige Andeutungen, die ihr vorliegen, die gleichen
Absichten in viel ernſterer Sprache ventilirten. In den
letzteren wäre es aber nicht München, ſondern vielmehr
Regensburg, auf welches das Augenmerk Preußens
gerichtet sein soll. So viel iſt der „Südd. Poſt“ klar,
daß Preußen seine Absichten auf die Annexion Süddeutſch-
lands keineswegs aufgegeben hat und daß Graf Bismarck
in wiederholten Stößen zu erringen hofft, was ihm beim
erſten Ansturm zu gewinnen unmöglich war.
Die Thile’'ſche Depeſche wird dieſe Erkenntniß in
Wien auch Denjenigen beibringen müſſen , welche dem
Grafen Beuſt eine größere Autorität in der. deutſchen
Frage noch bestreiten und ihn zum ruhigen Zuſchauen
noch veranlaſſen wollten. Die Herren Weiß, Sturm und
Rechbauer wollen ein ,„geeinigtes Dentſchland auf demo-
kratischer Grundlage“ ~ keine Vergrößerung Preußens.
Eine solche Grundlage iſt von Preußen aus nicht zu er-
warten und so ſind wir der Ansicht , daß die letzte
preußiſche Depeſche in Wien eine Umstimmung der Mei-
nung über die Haltung der dortigen Regierung herbei-
führen muß. Man wird dort nicht ferner ein ruhiges
Zuſchauen empfehlen : bis Bayern und Württemberg zu
preußischen Vaſallenſtaaten wie Sachsen degradirt, bis die
ändern."
Ueber die Ausweiſung der Neuſchweizer aus
Fran kf urt äußert sich der „Bund“ in folgender be-
achtenswerther Weiſe. Er ſagt: „Wir haben die schwei-
zeriſchen Bürgerrechtsertheilungen an Solche, die nicht
die Absicht hatten, sich in der Schweiz niederzulassen,
immer mißbilligt und begreifen es, daß Preußen es nicht
gerne sieht, wenn seine jungen Staatsbürger auswärtige
Bürgerrechte erwerben, um dann doch das Domizil in
Preußen beizubehalten ; allein die preußiſche Regierung
hat es ja in der Hand, durch eine Aenderung ihrer Ge-
ſeßz gebung den Austritt aus dem preußiſchen Staatsver-
bande zu erſchweren, und war nicht genöthigt, zu einer
Maßregel ihre Zuflucht zu nehmen, womit sie einem be-
freundeten Lande, mit dem sie ſoeben einen Handels-
vertrag abgeſchloſſen hat, eine rückſichtsloſe Beleidigung
zufügt. Der ſchweizeriſche Bundesrath wird nicht umhin
können , ſich der Betroffenen, die nun einmal Schweizer
Bürger sind, energisch anzunehmen .und dies um so mehr,
als preußischer Seits perfider Weise hier das Gerücht
verbreitet wird , die Maßregel sei im Einverſtändniß mit
der schweizerischen Bundesregierung erfolgt.“
Aus New- Y ork läuft die telegr. Nachricht ein, von
unterrichteter Seite werde wiederholt widerſprochen, daß in
den Regierungskreiſen und im Kongresse eine Agitation
im Gange sei, um die im Auslande befindlichen Bonds
zu beſteuern.
Deutſchland.
* Aus Baden, 16. Aug. Die gegenwärtige
Regierun g hat kein Vertrauen im Lande. Ihre äußere
und ihre innere Politik entbehrt der Zustimmung der
Mehrheit im Lande. Der Regierung iſt dieſes, ihr un-
günſtiges Verhältniß wohl bekannt und deßhalb erblicken
wir sie auch an der Spihe Derjenigen , welche sich gegen die
Einführung des allgemeinen und direkten Wahlrechts er-
klären. Wir finden ein solches Verhalten erklärlich. Nie-
mand iſt gerne bereit, fich ſelbſt einen Nachtheil zu be-
reiten. So will auch das Ministerium vermeiden , der
öffentlichen Meinung Gelegenheit zu geben, ſich offen und
unzweideutig auszusprechen und einer Opposition in der
Kammer Eingang zu verschaffen, die dem ferneren Be-
stande des Ministeriums geföhrlich werden müßte. Weniger
begreiflich iſt, daß die Regierung bei allzu dienſtfertigen
Freunden ſich nicht gegen deren fernere Unterſtützung
verwahrt. So ſchreibt die „Tauber“: das Volt müſse
einſehen, daß das Verlangen des allgemeinen und direkten
Wahlrechts „geradezu eine Niederträchtigkeit se!“ ~ da
dieses Verlangen nichts anderes sei, als die Zumuthung :
„daß der Großherzog gegenüber der beſchworenen Verfas-
sung eidbrüchig werde und gegen alles bestehende Recht
und Gesſeß handle, denn der Großheczog könne und dürfe
einseitig keinen einzigen Paragraphen der Verfaſſung
Nun wurde aber weder von der Reformliga,
noch von der ſog. kath. Volkspartei, noch von einem Ver-
nünftigen überhaupt das Verlangen gestellt, der Großherzog
ſolle in höchſt diktatoriſcher Weiſe das Wahlgesetz abändern.
Ueberall wird die Abänderung des Wahlgeseßes auf dem
gesetzlichen Wege erstrebt. Was bleibt darnach für die
„Tauber“ übrig ? Die Fälschung! Und wenn dieſes
Blatt noch die . . . Kectheit besitt, die Polizei gegen
das Verlangen des allgemeinen und direkten Wahlrechts
anzurufen; „ein ſtrengeres und energisſcheres Vorgehen
der Regierung gegen die darin enthaltenen ,„ſtaatsfeind-
lichen Bestrebungen“ zu befürworten . . : ſind dieß
unferes Erachtens einfach traurige Zeichen einer politischen
Verkqguunenheit; Auswüchse eines durchaus unhaltbaren
Iustandes. Die Lage unseres Landes iſt tief ernst; möchten
die Folgen, die eine derartige Lage in sich ſchliekt, nur
Diejenigen treffen , welche
haben.
Daß ! ; p r I UU§
Landtag an Interesſſe gewinnen muy , iſt ſelbſtredend.
Es iſt dieß, wie der „Frkf. Ztg.“ geschrieben wird, auch
der Fall, aus Anlaß der Persönlichkeiten, die nun in die
Kammern eintreten werden. In dieſer Beziehung wird
das Miniſterium mit drei neuen Kräften in das Feld
rücken, gerade denjenigen Perfönlichtkeiten, welche am S
diesen Zuſtand verſchuldet.
unter ſolchen Verhältnissen der bevorſtehnſe