Organ
der deulſchen Vol
Vt H s N
55§ It H A d to H /H
zh t | E. H E|ïì q
s Ew H . H . [s
Ed
kspartei in Paden.
C G U E NSS tw
vs
Der Anſchluſßß Süddeutſchlands
Staaten der uc Hegemonie
ſein sicherer Untergang
bei einem franzöſiſch-preußiſchen Krieg.
UI.
In unserer lezten Nummer sind wir dem ,deutſchen
Osfizier“ bis an das Ende jenes Theiles seiner Schrifl
gesolgt, durch welchen derſclbe den im Titel ausgesprochenen
Sat begründet. Unter der Ueberſchrift „Schlußbetrachtun-
gen“ schickt der Versaſſer des intereſſanten Werkes einen
Epilog nach, dcm wir noch ſsolgende Stellen enlnehmen.
„Die Wahrscheinlichkeit, daß die ephemcren peolitiſchen
Schöpfungen des Jahres 1866 ſehr bald einer rückſichts-
loſcn Gewaliprobe unterworfen werden möchten, hat ſich
zuſehends vermehrt.
Der durch die ſteigende innere Bedrängniß faſt zur
Verzweislung gctriebene Bonapartismus späht ängſtlich nach
einer paſſendcn Gelegenheit aus, ſich Luft zu ſchaffen. Der
politiſche Barometer schwankt beharrlich zwiſchen Veränder-
. lich und ~ Krieg. Ein Krieg Frankreichs könnte im
Augenblick nur gegen Preußen und seinen Nordbund ge-
richtet sein.
Der Glaube an dieſen Nordbund ist nicht stärker, er iſt
im Gegentheil ſchwächer geworden. Das knatternde Feuer-
werk von 1866 iſt zu Ende. Alle Melt reiht ſich die
Augen, Das iſt der Rauch! Man fragt kaltblütiger und
gefaßter nach denGründen, sowie nach den unvermeidlichen
Folgen. Eine heilſame Ernüchterung beginnt.
Es stellte ſich heraus, daß die politiſche und nationale
Verdrängung Oſsſterreichs aus Deutſchland weit über Preu-
ßens Kräfte geht. An der Sachlage im Großen hat ſich
bezüglich der Stellung Oeſterreichls zu Deutschland gar
Nichts geändert. Oeſterreich gewann höchſtens dabei. Es
bekam formell das sonnentlarſte Recht, Preußen jeden Augen-
blick als A u s l a n d feindlich gegenüber zu treten.
Ueberhaupt hat Preußen seit 1866 auf ewig das Recht
verwirkt, bei einem auf deutſchem Boten entbrennenden
Kriege von einem Inland oder von einem Ausland zu
sprechen. Es iſt da Alles In- oder Ausland: wie man
es nimmt: und wie es Diesem oder Jenem bequem ſein
wird. „Das iſt der Fluch der bösen That!“ Preußen
ſchuf seinen Nordbund im Pakt mit den Fremden.
Cs kettete ſie an ſich im beiſpielloſen Verrath, rief sie her-
bei, um Ströme deutſchen Blutes mit vergießen zu helfen,
zeigte ihnen (ob des unerhörten Frevels nicht erſchaudernd)
den Weg zum Herzen des Vaterlandes, verhieß ihnen end-
lich ehrliche Theilung beim eh.lichen – Raub . . .
Dieſe Wahrheiten zu verdecken, das deutsche Volk zu
hindern, daß es sie ſehe: Das iſt nicht Vergehen allein,
Das ist Verbrechen.
Es giebt eine Art preußiſcher Logik,. und diese Logik
bildet eben nicht den kleinſten Theil der preußischen Macht
Ob sie ſich nackt zeigt, oder in sprachlicher und ſophistiſcher
YUnùhüllung: gleichviel, sie iſt vorhanden, um unablässi
ihre Dienſte zu thun. Wir sehen dieselbe förmlich yerr-
ſchen bei Alt und Jung der preußiſchen Bevölkerung, fast
ausnahmslos auch in der preußiſchen Preſſe. Die 3 Haupt-
ſätze dieser Logik lauten :
„1) Alles, was Preußen thut, iſt gut ; Alles, was
Andere gegen Preußen thun, iſt schlecht. Preußen kann
jeden Augenblick Krieg, ſelbſt Bürgerkrieg beginnen: Das
ff_ſt nicht verwerflich, wenn es nur sein Gebiet dabei vergrö-
ßert. Braucht Preußen aber zeitweilig Ruhe, um seine Er-
oberungen bequemer zu verdauen, so ſündigen alle diejenigen
Staaten an Humanität und Völkerglück , die Preußen
jene Ruhe nicht gönnen oder bewilligen wollen.
2) Preußen iſt als Staat von 20 Millionen Einwoh-
_ nern *) nicht nur Frankreich mit 36 und Osterreich mit
84 Millionen Einwohnern allein, sondern sogar in der
Allianz, üherlegen. Somit können 20 Millionen Preußen
és mit 70 Millionen Franzosen und Osterreichern immer
spielend aufnehmen.
3) Obwohl kein Staatenbund mit souveränen Gliedern
*) Mit gütiger Erlaubniß des Herrn von Bismarck, und gewiß
„auth zur größten Freude der betreffenden unglücklichen Einwohner
Jelbſt, rechnen wir die Bevölkerung der annektirten Länder vor-
läufig nicht zum eigentlichen Menſchen-Kapital des Hohenzollern-
tastes. Wir verfahren hierbei nach dem unzweifelhaft richtigen
Grundſatz, daß für extreme Fälle eine Armee von 80,000 Mann zu-
Jetwas taugt, und obwohl Preußen selber es war, das diese
Wahrheit bei der Zertrümmerung des deutſchen Bundes
zur Evidenz erhob, iſt gleichwohl der aus Bruchstücken des
alten Bundes und aus ſouveränen Gliedern bestehende
fiel!
d’rüber sterben.“
Nordbund Preußens eine vortiesfliche Schöpfung.“
Diese preußische Logik fußt auf einem Ariom, sie darf
alſo nicht angezweifelt oder hiskutirt werden! Das zer-
malmende Argument heißt in allen Fällen: Königgräh.
Wer tennoch zweifelt, it – ~ ~ ein Dummtopf !
Nur das Vorhandensein einer solchen Logik, eines ſol-
chen Glaubens, eines solchen Dogma’s in einem großen
Lande macht es erklärlich, wie die vonPreußen und seinem
Nordbund gqlücllich bewirkte Auslieferung Luxemburgs dcm
deutſchen Volle als etwas Harmloses dargeſtellt werden
konnte. Hätle der einſtige deulſche Bund je Aehnliches sich
zu Schulden kommen laſſen: wie würde man ihn mit Flü-
chen und Verwünſchungen überſchüttet haben! :
Die Unterstüzung, die Preußen im weitern Verfolg
seiner Pläne von der Partei der Gothaer oder der „Na-
tionalliberalen“ äußerſlen Falles zu gewärtigen hat, iſt ſehr
gering. Dieser Partei hat Teulſſchland ſchon viel Unheil
zu verdanken; allein positiv gestaltend trat ſie niemals auf,
und sie konnte es auch nicht. Cs lag Das an ihrem eigent-
lichen Naturell. Ihre beiden Haupterkennungszeichen sind
Charaktcrloſigkteit und unüberwindliche Scheu vor jeder
That. Ihr Abgott iſt der C1folqg, und zwar aus dem
einfachen Grunde, weil sie selbſt es niemals zu einem wirk-
lichen Erfolge brmgen kann. Die Phrase iſt ihr Mantel,
das Schlagwort ihr Unterkleid.
Seit 1866 hat sich die Zahl der „Nationalliberalen“
in Deutſchland namhaft vermehrt. Auch Das iſt ſehr natür-
lich. Sturmwind und Sturzbachgewässer trieben in diesem
Jahre einen großen Theil derjenigen abgeſtorbenen und
Humus bildenden Ueberresie nach dem Seichten hin, die
ſeit 50 und mehr Jahren vom Baum der deutſchen Ent-
wickelung abgefallen waren. . .
Mir gehen auf jeden Fall großen Stürmen entgegen.
Was wir ringsum am Bau der großen Politik wahr-
nehmen , iſt viel zu sehr Nothwerk, Kompromiß und kurz-
athmiges Provisorium.
Aber vergeſſen wir nicht, daß ein Zeitraum von 18,
von 20 oder von 50 Jahren nur ein Aug enbli > der
Weltgeschichte iſt!
Vergesſen wir auch nicht, daß das größeſte, ſtolzeſte und
äußerlich glänzendſte politische Werk der Neuzeit, das Kai-
serreich des erſten Bonaparte, als seine Zeit gekommen war,
jäh und furchtbar dröhnend, wie ein Kartenhaus zuſammen-
Dieser ei n e Vorgang lehrt, was sogenannte „fertige
Thatfachen!' auf nuu 2, 8 oder 5 Jahre in der
Politik und im Völkerleben oft zu bedeuten haben.
Talleyrand hat geſagt: „Es rächt ſich Alles auf der
Welt; man muß ſich nur Zeit nehmen, und darf nicht
Und dieser Mann hatte mit dieser Aeußerung gewiß
doppelt Recht. Er konnte es genau wissen, denn er war,
wie unser Geſchichtſchreiber Schlosser ihn nennt, ein ~
„Schufl/ !
Unsere nächſte Zukunft wird eine Tragödie sein.
Sie iſt betitelt: „Vergeliung.“
Dieſe Vergeltung wird wie vom Himmel herabfahren:
Httabend; zerſchmetternd, vernichtend, zackigem Blitzſtrahl
gleich! .. !.
Politiſche Uebersicht.
Mannheim, 1. März.
* Das Ministerium in Spanien i1ſt von Serrano
gänzlich aus denselben Männern zuſammengesſetztt worden,
die in der provisoriſchen Regierung seine Kollegen gewesen.
Ueber die Grun säße, von denen das Ministerium ſich
werde leiten laſſen, ein besonderes Programm zu verkündi-
gen, erklärte Serrano in der Kortesſizung am 26. Fe-
bruar für überflüſsſig, da die Regierung nur fortfahren
werde, wie bisher an den Prinzipien der Septembererhebung
feſtzuhalten. Durch eine wahrhaft freiſinnige Politik werde
ſie die Angriffe der republikanischen Kortesmi'glieder zu ent-
waffnen und durch geeignete Gesetesvorlagen die nöthige
Sparſamkeit in den Staatsausgaben herbeizuführen trach-
ten. Das Volk möge aber sich vor Auger halten, daß es
für die Bewahrung der Freiheit werde Opfer bringen
müssen. Zu Cinbringung jeder Gesetzesvorlage werde die
Einſsührung bisher durch den Ausstand eine Verzögerung
erfahren habe, bei der ersſlen Möglichkeit vertündigt werden.
Zugleich mit der Nachricht dieser amtlichen Verheißungen
wird aus Madrid gemeldet, daß der Verſaſſungsentwurf,
ven die Regierung zur Uvrlage bereit habe, in ſeinem
zweiten Artikel die monarchiſche Staatsform auſſtelle. An
eine Verwirllichung dieſes Satzes in nächſter Zeit will der
Madrider Korrespondent der „Times“ nicht glauben. Dieser
erblictt in Serrano eine Puppe in der Hand Prims, der
durchaus nicht gesonnen sei, die seinem Chrgeize ſo ent-
sprechende gegenwärtige Stelle des thatſächlichen Oberhaup-
ies durch Berufung eines Königs aufzugeben. „Die Idee
einer Republik, schreibt der erwähnte Korreſpondent u. A.,
widerſtrebt Prims perſönlicher Anschauung. So lange er
an der Spite des Kriegeminiſteriums sieht, hat er fattiſch
die Macht in Händen. Ob Serrono dem Namen nach
das Haupt der neuen Regierung iſt, thut nichts zur Sache,
denn Prim weiß nur zu gut, daß ſein Chef weich wie
Machs und in seinen Händen zu Allem zu lenken iſt.
Könnte er Serrano zum Könige machen, so wäre das Ziel
ſeiner Wünſche erreicht und Spanien würde einen König
als Träger der Würde und einen andern als Träger
der Macht hahen. Prim kann keinen Herrn über ſich
dulden, und überdies bürgt ihm Niemand dafür, daß
ein König nicht die erſte Gelegenheit benußen würde,
sſich seiner zu entledigen. Ueberhaupt iſt alle Aussicht
vorhanden, daß die Frage in . der erſten Zeit noch
unerledigt bleibt." Mir können nicht beurtheilen, was von
diesen Kombinationen zu halten iſt; faſt in der gleichen
Lage befinden wir uns bezüglich einer poſitiven Madrider Nach-
richt vom 27. Febr., laut welcher „in der Provinz die
Karliſten unterliegen und in Barcelona die Freiwilligen
einen sozialistischen Aufstandsversuch unterdrückt und 38
Theilnehmer des Verſuches verhaftet haben“ ſollen. Die
karliſciſche Niederlage in den Provinzen erſcheint unbegreif-
lich, da außer einer sehr unverbürgten Pariſer Mittheilung
von Waffenſendungen des tktarliſtiſchen Thronprätendenten
in Paris nach der ſpaniſchen Grenze bisher noch durchaus
keine Anzeige eines neueren karliſtiſchen Ausſtandsversſuches
vorliegt; und die ,sozialiſtiſchen“ Banden, von denen eine
Regierungsdepesſche einmal geſprochen hatle, ſind damals so
total unfindbar gewesen, daß auch die jetzige Nachricht nur
uut Mißtrauen aufzunehmen iſt. Die Regierung ſcheint
jedoch die Sache ernſt hinſtellen zu wollen, da sie aus An-
laß derſelben den Kortes einen Aufschub der Amneſtie vor-
geſchlagen hat.
Der König von P o r t u g a l hat durch ein Dekret
vom 26. Februar die Abschaffung der Sklaverei in den
überſeeiſchen Beſißungen ausgcſprochen. Das Wahſlgeset,
auf deſſen Grund die neuen Wahlen vorgenommen werden
ſollen, iſt noch immer nicht verkündigt, welcher Nachricht
der Telegraph mit klaſſiſcher Gedrängtheit beifügt: ,„Die
Unzufriedenheit iſt im Wachsen."
Wir haben in unserer leßten Nummer der Ankündigung
des halbamtlichen Pariſer „Armeemoniteur“ erwähnt, daß
Frankreich nicht abrüſten werde. Der fragliche Artikel liegt
nunnach ſeinemWortlaute vor, und er iſt einſo haarſträubender
Lobgesang auf die Wohlthaten des Krieges, daß wir
eine kurze Skizzirung seiner Hauptſtellen nicht versäumen
wollen. Dem Organ des französiſchen Kriegsministers er-
ſcheint der Krieg nicht nur als eine „nothwendige“ Sache,
sondern sogar als „der n a türlich e Zuſtand der Natio-
nen. Ohn. den Krieg (und hiemit wird eine Ansicht aus-
geſprochen, die Napoleon kurz vor dem Ausbruche des italie-
niſchen Krieges zum Besten gab) vecrweichlichen die Nationen
und kommen herab.“ Nach dem Moniteur de l’Armee
gibt es da, wo der „homme d'’armes“ fehlt, nur den
„homme d’argent“", und in Wirklichkeit seien es nur die
Börsen- und Geldmensſchen, welchen der Krieg Schaden
zufüge. Dem Moniteur de l’Armee zufolge befördert (!)
der Krieg Zivilisation, den Handel, die Künste und Wis-
senſchaften, und sie verdanken ihm ihre besten Eroberungen.
„Frankreich“, so heißt es dann ſchließlich „hat keine ehr-
geizigen Begierden; es will die Ruhe und den Frieden
Curopa's nicht ſtören, aber es wird auch nicht entwaffnen.
Seine Waffen sind vollkommen, seine Arsſenale sind gefüllt,
seine Reserven eingeübt, seine Festungen in gutem Zu-
ſtande und seine Mobilgarde, welche für die Armee eine
Stütze ſein soll, iſt in der Organisatlon. Sein Ruhm liegt in
der Macht seiner Waffen; es wird nicht vergessen, was es dieſen
tapfern Truppen schuldet, und es wird in Europa den Rang
bewahren, welchen es ſeinen Waffen verdankt. Sagt nicht,
verläſſiger Soldaten mehr merlh iſt, wic eine von 60 000 Mann, von
der aber die Hälfle widerwillig einem verhaßlen Regimente dient.
Regierung die vorgängige Zustimmung der Kortes einholen.
Auch auf Kuba würden die freiheitlichen Resormen, deren
daß der Degen in die Scheide gestoßen werden muß; der
Degen ist die Waffe der Chre und der Pflicht, aber es