Organ der deulſchen Volksparlei in Vaden.
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Die „Wannheiner Abendzeitung" wird ~ mit Ausnahme der Sonntage und Feſttage ~ täglich als Abendblatt ausgegeben.. – Der Abonnementspreis vierteljährlich Ein Gulden, ohne Poſtauſſchlag
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Eine Zuger Festrede.
f Der Herr Bundesrath Du bs von Bern, welcher
bisher nicht zur Friedens- und Freiheitsliga gehörte, scheint
jezt in diesen Verband der europäischen Demokratie ein-
getreten zu sein. Wenigstens hat er auf dem Zuger
Schütenfeſte im Namen der Bundesregierung Dinge ge-
ſagt, welche sich gar gut nach Genf oder Bern gepaßt
hätten, und welche auch nächſten September in Lauſanne
noch ſehr wohl am Plaze wären.
_ Man voolle nicht vergeſſen, daß auf den Schweizer
Schützenfeſten Ein Tag dem Bundesrathe und den beiden
Volksvertretungen, dem Nationalrath und dem Stände-
rath gehört, welche, von der Verſammlung feierlich be-
grüßt, in eben so feierlichen Antworten zu danken pflegen.
Hören wir nunmehr den Herrn Bundesrath Dubs!
r erklärt, der politiſche Himmel sei nicht so blau
uud lächelnd wie der Feſthimmel, drohende Wolken seien
vorhanden. Die Winde kämpfen, der Föhn- und der
Byswind. Der Föhn iſt. dem Redner der Zäſarismus,
„die ungeheuere Gewalt eines Einzelnen im Staate, der
nicht blos das Geschick seines Volkes, sondern auch. Krieg
und Frieden anderer Nationen ſelbſtherrlich bestimmt.“
Der Südwind bläst aus Italien, er iſt die „Allgewalt
eines Einzelnen in der Kirche, der das unhaltbare Dogma
yon der Unfehlbarkeit ſeiner Person den Völkern der Ge-
genwart aufdrängen warill.“ j
.. Gegenüber dieſen beiden Winden in Staat und Kirche,
fährt der Redner fort, bläst mächtiger als je der Nord-
wind, „der erwachende Volksgeiſt, der den Nationen das
Selbſstbeſtimmungsrecht erkämpfen will. Schon dämmert
der Tag der Cntſcheidung herauf, und dieſem anbrechenden
Ä der freien Selbſstbeſtimmung der Völker gilt das
Hoch!“ Ö
Was Hr. Dubs. da in Schweizer Poeſie den Föhn-
und den Byswind nennt,. das benamſen wir bei uns
elwas proſaiſcher Zäſar und Papſt, und wenn sie aus
Einem Horn blaſen, so entsteht das Ungeheuer der Zä-
ſaropapie. Wenn aber beide ſich in die Haare gerathen,
ſo iſt das ein Feſttag für die Demokratie und sie besinnt
ſich vergnügt. auf das Geſchichtchen von den zwei Löwen,
von denen nur noch die Schwänze übrig blieben.
Daß in dieſer Stickluft ein friſcher fröhlicher Wind
Noth thut, iſt gleichfalls sehr richtig. Dieſer Wind mag
unſeretwegen auch von Norden blasen, dafern er nur nicht
aus dem Nordbunde kommt, wo allerdings Wind genug
gemacht wird, leider lauter zäſaropapiſtiſcher Wind. Die
märkiſche Biſe treibt dort auch die Mü hlen.. Daß
endlich der friſche Sturm der Selbſtbeſtimmung die Vültker
von Zäſar und Papſt zugleich befreren wird, das hoffen
wir ſchon lange, glauben es ſogar vorausſagen zu können; |
immerhin iſt es recht hübſch von einem Bundesrathe,
P! er in solche Hoffnungen und Prophezeihungen ein-
timmme. | ii! ' ;
Nur darin verſtehen wir den Herrn Festredner nicht
ganz, daß er zu glauben ſcheint, der politiſche Himmel
umdüſtere ſich. wegen des ökumeniſchen Konzils. Das
Konzil kann versſchiedenen Zäsaren ein Dorn im Auge
ſein, es kant ſogar durch Zurückziehung der französiſchen
Truppen möglicherweise verhindert werden. Es tann eben-
sowohl stattfinden, die Unfehlbarkeit des Papſtes verkünden
und! die Verfluchungen des Syllabus und der letzten Al-
lokutionen in Dekretalen verwandeln. Deshalb giebt es
immer noch keinen Krieg, wenn auch die Diplomaten die
Köpfe hastig \ zuſammensteckten. Der Krieg lauert einzig
in den Verlegenheiten zweier Zäſaren, des zu St. Cloud
und des zu Varzin, die sich nicht mehr zu helfen wisſen,
deren „Werk“ hüben wie drüben auf dem Spiele ſteht,
und die nach Blut greifen, ihr wantendes Gebäude zu
Üity. und nach Ciſen, um Klammern in die Quadern
zu ſchlagen, 1 ; vis
_ Ja, der Tag der Entſcheidung naht, aber nicht auf
deutſcher Seite, wo die Affen des Affen den Kopf noch
ſelbſtgefällig hochtragen, sondern auf franzöſiſcher Seite,
wo Mannesmuth und Freiheitsgeiſt dem Original zu
Leibe gehen .und die Mameluten (auf deutſch Bismärcker)
bereits ſehr kopfſcheu geworden ſind. Dieſer Mannesmuth
und Freiheitsgeiſt ſind uns auch die troſtreichen Bürgen
für die Unmöglichkeit des Krieges zwiſchen Zäſar und
Züſar. Fällt erſt der Cine, so hat auch der Andere
keinen Criſtenggrund mehr. Die Völker wisſſen nichts vom
Zanke der Zäſaren; ſie werden einfach den großen Frie-
denskongreß zuſammenberufen. :
Politische Uebersicht.
. Manndheim, 23. Juli.
* Von Karlsruhe reden wir nicht –~ nur das
Schicfsal wird noch mit Karlsruhe reden.“ So ſchreibt
die „Dem. Korr.“, indem ſie. die Politit'der süd-
deutſch en Regierungen bespricht und dieß im An-
ſchlusſe an die ſchon mitgetheilte Stelle des öſterreichiſchen
Rothbuch : „Das Intereſſe an der Selbstſtändigkeit Süd-
deutschlands falle mit dem allgemeinen Bedürfnisse zu-
ſammen, den Frieden lange gesichert zu sehen. „Für dieſe
Selbsſtständigkeit des Südens thut man in Stuttgart
nichts. In München weiß man Vielgesſchäftigkeit mit
Erfolglosigkeit zu vereinigen. Man erinnert sich der Miſ-
ſion Tauffkirchen. Sie war der Verſuch Hohenlohe's
zwischen Berlin und Wien zu vermitteln. Von preußiſcher
Seite ließ man ſie ſich gefallen; warum ſollte man die
Politik Hohenlohe’'s nicht ſich blamiren laſſen !! . . . .
Gleichzeitig trug sich die Politik Hohenlohe mit einem
andern Verſuch. Der bayeriſche Premier erſtrebt die
Wiedervereinigung des außeröſterreichiſchen Deutſchland,
d. h. die Ausdehnung des Nordbundes auf den Süden
um den Preis liberaler Gegenkonzesſionen vonZBollernſcher
Seite. Dieß Projekt exiſtirt, iſt förmlich ausgearbeitet.
Es beruht auf dem unverwüſtlichen Glauben, daß es
möglich sei, Zollern durch Machtlockungen für die Fretheit
zu gewinnen. Nach Königrät !! ~ Der bloße Gedanke
iſt eine logiſche Niederlage; der Versuch wurde eine poli-
tiſche Niederlage. In Karlsruhe hat man ſich ent-
schlossen. Da iſt man nicht allein gewillt, sich auf Gnade
und Ungnade dem Hohenzollernthum zu ergeben, sondern
man thut noch alles Mögliche, um diesen „letztenSchritt“,
der einer ausgehungerten Festung übrig bleibt, sobald als
möglich machen zu dürfen . . . und wer zweifelt,, daß
unser Ministerium und der Troß der Nationalliberalen
den Tag nicht noch festlich begehen würden, an welchem
die Verpreußung die Neckarlinie überſchreitet, uns die
lezten Waffen der Freiheit aus den Händen nimmt, uns
in den Kassematten des ſiegreichen Militarismus unter-
bringt? Will man aber deßhalb von keiner Seite mehr
„mit Karlsruhe reden“ ~ und es dem ,„Schickſal“ über-
laſſen, mit ihm zu reden, so mag dieß anderwärts ſein,
für das Volk in Baden kann und darf es nicht gelten.
Schicfſal ~ das Volk in Baden ist Herr ſeines Schict-
ſals und hat das Recht, über ſein Schictſal zu bestimmen.
Freilich wird ihm dieß Recht von der Obervormundſchaft
noch streitig gemacht. Aber deßhalb muß das Volk sich
rühren , zeigen, daß es fähig iſt, ſelbſisſtändig zu denken
und auch zu handeln; daß es reif iſt und „reif ſein iſt
ja Alles!
Aus dem zwiſchen Berlin und Wien geführten
Federkrieg der beiderſeitigen Offiziöſsen geht wohl unbe-
ſtritten die Schlußfolgerung hervor, daß die Gereizt-
heit zwiſchen dem Berliner und Wiener Kabinete im
Zunehmen begriffen iſt. Die Noten des Rothbuches, wie
die angeblichen Enthüllungen des preußiſchen Preßbureaux
ſind uns uur Erscheinungen des unter der Aſche diploz_
matiſcher Feinheit glimmenden Feuers . . . aber auch
zugleich Zeichen dafür , daß die Kabinetsholitik in Wien
diejenige von Berlin überflügelt hat und daß die Wiener
Offiziösgen nicht zu viel thun , wenn sie den Berlinern
Lügen-Manövern entgegenhalten, man miöge beherzigen,
daß die Weltgeſchichte nicht in Berlin allein gemacht
werde. Dieſe Wahrnehmungen ſind keine erfreulich n.
Die Kabinetspolitik, die 1866 die Dreitheilung Deutsch-
lands herbeigeführt hat, strickt an den alten Nehßen. Möge
unser deutſches Volk endlich erkennen, daß Das, was die
Kabinetspolitik gesündigt, nur durch die Politik des
Volkes wieder gut gemacht werden kann , durch die Po-
litik des Rechts und der Freiheit, der Selbstregierung des
Volkes. Die Kabinete, kaum eines derſelben wird ſich
jemals zu dieſer Politik entſchliesgen ; ein Mahnruf , das
Volt möge nicht zaudern und sich . . . fähig machen,
die Volkspolitik selbſt zu machen, denn es macht sie am
wirkſamſten. : :
Die Rachricht, daß der österreichisch e Geſandte in
Petersburg beauftragt worden ſei, Vorstellungen gegen die
Wühlereien ruſſiſcher Agenten in Osterreich zu et-
heben, wird von Wien aus entſchieden als falſch erklärt,
dagegen zugegeben, es sei bei den Brünner Arbeiterun-
ruhen „ruſſiſches Geld“ im Spiele gewesen.
Jett hat auch der Natio nalrath der Schwe iz,
gleich dem Ständerath die folgenden drei Vorträge: 2.
den Handels- und Zollvertrag mit dem deutſchen Zoll-
und Handelsvereinz b. die Uebereinkunsft mit dem nord-
deutschen Bund zum gegenseitigen Schutze der Rechte an
literarischen Erzeugniſſen und Werken der Kunſt; c. den
Niederlasungsvertrag mit dem Königreich Württemberg
H; langer und gründlicher Diskuſſion ohne Vorbehalt
genehmigt. ' ' ] ' i
Die Obhbosition in der französisch en Kammer hat
nicht vermocht, die innerhalb derſelben vertretenen ver-
schiedenen Meinungen in einer Kundgebung gegen das
„vherſönliche Regiment“ zu vereinigen. Es mag dieß auf
den erſten Augenblick beklagenswerth erſcheinen; doch hat
die Linke wohl am beſten gethan, vorerſt noch zu
Schwe igen, bis die Haltung der neuen Regierung mehr
hervorgetreten iſt.. Aufgeſchoben iſt nicht aufgehoben!
Wohl nur zur Kennzeichnung der Lage ſchreibt der „Re-
weil‘: Der abgetretene Unterrichtsminiſter werde jeytt
den dritten Band seiner „Geschichte derRömer“ veröffent-
lichen, deſſen Herausgabe seine Ernennung zum Unterrichts-
minister verhindert hatte. Der zweite Band ſchließt mit
Zäſar ab und die darin entwickelte Doktrin war und
muß noch die ſein , daß Augustus einen ſchlechten Ge-
brauch von der Gewalt gemacht hat , die Zäsſar für ihn
vorbereitet hatte, und daß er nichts Großes noch Gerechtes
gegründet hat , mit einem Wort, daß er die Hauptſchuld
an einer Ausartung und Verkommenheit trägt , welche
der Geschichte wie der Menſchheit zur Schande gereicht.
Deutſchland.
* Mus Baden , 23. Juli. . Die Regierung will
den verschiedenen Rheinuferſtaaten den Entwurf zu einer
allgemeinen Verordnung über die Aichung der Schiffe
vorlegen, nachdem „seit 1866 ein Aichzwang nicht mehr
beſteht. Es soll zu erwarten sein, daß die Karlsruher
Regierung mit diesem Vorschlage wie bezüglich desjenigen
der Fiſchereioronung der Zuſtimmung der betreffenden
Regierungen begegnet. Wir gratuliren zu dieſer erfolg-
reichen Thätigkeit; freilich, indem wir zugleich die Hand
aufhalten und dringend erſuchen , andere politiſche Wege
einzuschlagen und Zuſtände im Innern des Landes zu
ſchaffen, die als Anziehungspunkt nach Außen wirken,
nicht aber wie dermalen unseren Landesangehörigen Ver-
anlaſſung ſind , dem Vaterlande den Rücken zu kehren.
Die neuesten ,ſtatiſtiſchen Mittheilungen“ über die Cine
und Auswanderung in Baden im Jahre 1868 weiſen
nach, daß 264 Perſonen mit einem Vermögen von
272,870 fl. eingewandert ſind. Ausgewandert
aber sind 2816 Personen, wovon 2409 in fremde Welttheile
gingen und 407 in Europa blieben. 1967 Perſonen nehmen
ein Vermögen von 736,120 fl. mit, während 248 Per-
sonen mit 17,482 fl. Unterſtisung aus Staats- und
Gemeindemitteln auswanderten , so daß dem Staate mit
der Auswanderung ein Baarvermögen von 753,602 fl.
oder 268 fl. per Kopf aller Ausgewanderten entzogen
wurde.. Um wie viel. schwerer wiegen dieſe Zahlen als
die beſten Worte! Und dieß um so mehr, wenn die
„badische Statiſtik“ nicht einmal der Meinung iſt, daß
die Scheu vor dem Militärdi enſt auf die hohe
Zahl junger Männer von 16 bis 20 Jahren der amt-
lichen Auswanderung einen starken Einfluß üben; wenn
ſie vielmehr glaubt, daß dieſe Scheu ihr Kontingent
wahrscheinlich vorzugsweise in die hei ml i < e Auswande-
rung führe; und ſchließlich die wenig erfreuliche aber für
jede vernünftige Regierung zu beherzigende Bemerkung
macht: „Um so höher freilich ſei der Verluſt an jungen
Kräften durch die gesammte Auswanderung zu ſchäten.
Den Herrn Blunt ſch li lassen die Lorbeeren der
Herren Kiefer, Echard und Lamey nicht ruhen. Er tritt
jekt auch als Reiſeprediger auf. Am letzten Sonntag
sprach er zu Wiesloch; nächsten Sonntag wird er mit
Lamey zu Tauberbiſchofsheim als Redner auftreten. Hr.
Bluntſchli hat das „epochemachende Ereigniß von 1866,
unter Bismarck und Moltke“ zum Thema ſeiner Rede ge-
macht. Ob der gute Herr nicht wieder zu beklagen
haben wird, daß man nimmer glaube, was er Jjage.
Weisheit throne! : ; attischtts
Wahlmännerwahlen. Im erſten Bezirke zu
Konſta nz blieben die Bismärcker Sieger. Die Anhänger
der Wahlreformliga thaten wacker ihre Schuldigkeit. Wenn
der Sieg. nicht auf ihrer Seite iſt , ſo thut dieß nichts.
Jyr Auftreten und ihre Thätigkeit hat bereits eine größere
Zahl der Bewohner der Seestadt zum Nachdenken, zur
Besinnung gebracht. Es wird ſchon noch beſſer kommen.
— In Gottenheim, Hugſtetten, Neuershauſen wurde ultra-
montan, in Hochdorf, Wollmatingen, Hammenhofen und
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