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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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An die deutschen Bildhauer!
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0134

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^30 Die Werkstatt der Kunst. Heft ^0.
Trotz dieser Schwierigkeiten hat der verband bei der kurzen Zeit seines Be-
stehens sein Arbeitsfeld in erfreulicher weise gedehnt: er hat Fühlung genommen und gewonnen
zu der Staatsleitung des Reiches und der Einzelstaaten und diese in mehrfacher Hinsicht
zur Berücksichtigung seiner Gedanken und wünsche vermocht (so namentlich die Reichs-
regierung bei der Gestaltung der Sachverständigenkammern, die Regierungen von Preußen
und Bayern bei der Ausarbeitung gleichmäßiger Wettbewerbsbedingungen für Denkmals-
entwürfe)- er sucht auch im Linzelfall den übertriebenen Anforderungen, die heute an
die Rünstler bei der Teilnahme an Wettbewerben gestellt werden und in keinem Ver-
hältnis zu den gewährten Vorteilen stehon, entgegenzutreten, indem er die Behörden
auf die Beobachtung und Innehaltung der Wettbewerbsbedingungen und auf eine
billige und der im Entwürfe des Künstlers ruhenden Arbeit gerechtwerdende Beurtei-
lung der Sachlage hinweist (so bei dem Wettbewerb um das Breslauer Glockengießer-
denkmal, bei der Lübecker Denkmalsangelegenheit)- er widmet sich der Ausarbeitung
von Normverträgen, die den Rünstler, der sich dieser bedient, bei der rechtlichen Be-
urteilung der Sachlage und vor Uebervorteilung schützen sollen und erwartet zu diesem
Zwecke von allen Rünstlern tätige Unterstützung durch Einsendung von Verträgen- er
steht seit langem in Unterhandlungen und Erwägungen, ob und in welcher Art sich
durch Gewinnung geeigneter kaufmännischer Persönlichkeiten eine Geschäftsführung im
Interesse der einzelnen Mitglieder des Verbandes einrichten läßt, durch die der einzelne
Rünstler bei dem Absätze seiner Werke unterstützt und beraten wird- er sucht an den
einzelnen Runstzentren die individuelle Tatkraft hervorragender Rünstler und die in
gemeinsamer Anregung geborenen Ideen dem gemeinsamen Ganzen nutzbar zu machen.
— Zu all diesen mehr und minder schwierigen und umfassenden Aufgaben gesellt sich
in neuerer Zeit die Sorge für den gesteigerten Absatz der Runsterzeugnisse durch Aus-
nutzung der Raufkraft des deutschen Volkes und durch erfolgreichen Wettbewerb mit
französischer und englischer Runst in fremden Landen; hier ist es dem verbände gelungen,
das Interesse der Reichsregierung zu wecken und in Verbindung mit hervorragenden
Vertretern der Runst, des Runstgewerbes und anderer Runstzweige diese zu gemeinsamer
Beratung der zu ergreifenden Schritte zu veranlassen.
Roll eg en! Zur Fortführung dieser Arbeit, zur weiteren Ausdehnung der
Ziele ist der Verband noch nicht stark genug! Noch fehlen hervorragende Mitglieder
der deutschen Vildhauerschaft, deren Namen und Rönnen ein gesteigertes Ansehen des
Verbandes bedeuten würde, noch fehlt die große Masse der Rollegen, deren aller Inter-
esse der Verband fördert und verficht, noch fehlen die Mittel für eine den Anfängen
entsprechende weitere großzügige Betätigung im Interesse aller - kurz, es fehlt die für
den Enderfolg notwendige solidarische Gemeinschaft aller deutschen Bildhauer ohne
Rücksicht auf einzelne Interessen, ohne Rücksicht auf bestimmte Richtungen und Strö-
mungen: Erst wenn sich eine solche gebildet hat, dann hat der Verband das Ansehen,
das ihn befähigen wird, vor keiner Aufgabe zurückzuschrecken, erst dann wird er die
Rraft und den Beruf haben, rücksichtslos zu fordern, daß eine Runstbetätigung nur ge-
übt werden darf, wenn, wie überall, so auch hier die Arbeit ihres Lohnes wert er-
achtet und mit gleichwertigen wirtschaftlichen Vorteilen entgolten wird.
 
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