DOI Heft:
1. Heft
DOI Artikel:Uhde-Bernays, Hermann: Die Neuordnung und die Neuerwerbungen der Alten Pinakothek in München
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0025
NEUORDNUNG UND NEUERWERBUNGEN DER ALTEN PINAKOTHEK
GUHRDI, Ein Feft ira venezianifchen Damenftift Neuerwerbung der Kgl. alten Pinakothek in Mündien
zu der richtigen Angabe gekommen und nach Mündlers Vorgang auf Palma getauft. Daß
an verfchiedenen Bildern fpätere Anftückelungen entfernt, bei manchen neue Rahmen (fo
bei Steen PotterTerborch) gewählt wurden, darf ebenfalls als vorteilhaft bezeichnet werden.
Wir wenden uns zu den Neuerwerbungen Tfchudis, die fich feiner Neuordnung aufs
glücklichfte anfchließen und bedenkliche Lücken der Sammlung würdig ergänzen. Aus
der Sammlung des Prof. J. N. Sepp kommen zwei Altarflügel, die hl. Stephanus und
Jacobus, Werke des Salzburger Meifters Marx Reichlich (derfelbe ift in Schleißheim mit
zwei bezeichneten Arbeiten vertreten), Gegenftücke zu Michael Pachers hl. Auguftinus und
Gregorius, in den Befitj des Staates zurück. Ihre Einfügung im erften (Mittel-)Saal Pacher
gegenüber müffen Dürers berühmte Apoftel entgelten, die leider neben Pacher verlieren.
Die Ausficht, den Saal der Stifter zu der Sammlung felbft zu ziehen, wird in erfter Linie
durch die notwendige Befreiung diefer Wahrzeichen der alten Pinakothek verwirklicht
werden müffen. Weiterhin wurde ein franzöfifches Frauenbildnis erworben, das in der
ftrengen Art der Modellierung der Gefichtszüge den Namen des Franpois Clouet als
Meifter möglich erfcheinen läßt, ohne jedoch ein charakteriftifches Werk desfelben zu
fein. Dafür gibt Domenico Theotocopulis „Espolio“, die Entkleidung Chrifti, die befte
Replik eines in Toledo befindlichen Hauptwerkes, vorzüglich in der Erhaltung, meifterhaft
im Hinblick auf die malerifche Qualität, einem weichen Kontrahieren von fchimmerndem
Graufchwarz und Blau, Gelb und Purpur, und der Gliederung der Kompofition (die in
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GUHRDI, Ein Feft ira venezianifchen Damenftift Neuerwerbung der Kgl. alten Pinakothek in Mündien
zu der richtigen Angabe gekommen und nach Mündlers Vorgang auf Palma getauft. Daß
an verfchiedenen Bildern fpätere Anftückelungen entfernt, bei manchen neue Rahmen (fo
bei Steen PotterTerborch) gewählt wurden, darf ebenfalls als vorteilhaft bezeichnet werden.
Wir wenden uns zu den Neuerwerbungen Tfchudis, die fich feiner Neuordnung aufs
glücklichfte anfchließen und bedenkliche Lücken der Sammlung würdig ergänzen. Aus
der Sammlung des Prof. J. N. Sepp kommen zwei Altarflügel, die hl. Stephanus und
Jacobus, Werke des Salzburger Meifters Marx Reichlich (derfelbe ift in Schleißheim mit
zwei bezeichneten Arbeiten vertreten), Gegenftücke zu Michael Pachers hl. Auguftinus und
Gregorius, in den Befitj des Staates zurück. Ihre Einfügung im erften (Mittel-)Saal Pacher
gegenüber müffen Dürers berühmte Apoftel entgelten, die leider neben Pacher verlieren.
Die Ausficht, den Saal der Stifter zu der Sammlung felbft zu ziehen, wird in erfter Linie
durch die notwendige Befreiung diefer Wahrzeichen der alten Pinakothek verwirklicht
werden müffen. Weiterhin wurde ein franzöfifches Frauenbildnis erworben, das in der
ftrengen Art der Modellierung der Gefichtszüge den Namen des Franpois Clouet als
Meifter möglich erfcheinen läßt, ohne jedoch ein charakteriftifches Werk desfelben zu
fein. Dafür gibt Domenico Theotocopulis „Espolio“, die Entkleidung Chrifti, die befte
Replik eines in Toledo befindlichen Hauptwerkes, vorzüglich in der Erhaltung, meifterhaft
im Hinblick auf die malerifche Qualität, einem weichen Kontrahieren von fchimmerndem
Graufchwarz und Blau, Gelb und Purpur, und der Gliederung der Kompofition (die in
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