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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0102

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STATTGEHABTE AUKTIONEN

Beinfchiene Nr. 63 und mehrere fehr gute
Schwerter, Strigiles von befonderer Schönheit,
auch ein fehr intereffantes Siftrum und eine
koloffale gekrümmte römifche Tuba (139 cmL).
Außerordentlich reich ift die Abteilung der Ge-
rätfragmente; durchaus beachtenswert find die
Statuetten. Auch die Keramik bietet unter den
älterarchaifchen Gattungen manche eigentümliche
Form, unter dem Bucchero, fowie unter den
griechifch und unteritalifchen fchwarzgefirniß-
ten Gefäßen viel Bemerkenswertes. Bei den
mit figurativer Bemalung dekorirten Gefäßen
zeichnen fich einige durch intereffanteDarftellungen
aus. Erwähnt fei auch die etruskifche Äfchen-
kifte mit Darftellung, Etiokles und Polyneikes
fich gegenfeitig tötend. — Der Katalog — Vor-
wort von Dr. Paul Arndt — hat befonderen
Wert durch feinen reichen überfichtlich geftal-
teten Illuftrationsapparat, auch find Erhaltung
und etwaige Veränderung mit möglichft großer
Sorgfalt verzeichnet und überdies find reiche
Literaturnachweife gegeben.

Stattgehabte Auktionen

NEW-York Bei der kürzlich ftattgehabten
Verweigerung der Sammlung Butler, bei der
für nur 75 Bilder über eine halbe Million Mark
gezahlt worden find, wurden folgende Rekord-
preife erzielt:

Millet, Die Schäferin, 120000 Mark; derfelbe,
Ruhende Arbeiter, 70000Mark; Rouffeau, Eine
Landfchaft, 115000 Mark; Corot, 85000 Mark;
Diaz, Landfchaft, 50 000 Mark. Ein Bild von
unferem deutfchen Knaus, unter dem bezeich-
nenden Titel „In Zittern und Zagen“ erreichte
40 000 Mark, was auch nur in Amerika mög-
lich ift.

PARIS Eine Sammlung von Bildern, Möbeln
Porzellan, die man mit fehr gemachten Gefühlen
betrachtet hatte, brachte am 10. Dezember 1909
580 700 Franken. Drei Tapifferien von Äubuffon
diefer Sammlung, Ep. Ludwig XV.: Die Reife
zum Markt, Die Rückkehr vom Markt, Ländliche
Befchäftigungen, die auf 50000 fs. gefchätjt waren,
wurden bis auf 101200 fs. getrieben. Ein Salon
von 15 Stüde in Beauvais-Tapifferie aus der
Konfulatszeit wurde für 54 000 fs. verkauft (gef.
70 000). Die meiften Nummern erreichten die For-
derungen nicht, mit Ausnahme derjenigen, die
von Privaten erfteigert wurden. — Die zweite
Vente Polovtfoff, deren Stücke nicht fo bedeu-
tend waren, wie die der erften Auktion, ergab
105531 fs., fo daß fich das Gefamtergebnis diefer
Sammlung nunmehr auf 4 449 251 fs. erhebt. —■

Der halb englifche, halb franzöfifche Sammler
Fißhenry brachte am 13. bis 16. Dezember 1909
feine Porzellanfammlung im Hotel Drouot zur
Verfteigerung, die 427177 fs. erbrachte. Aus der
Kollektion feien hervorgehoben: Porzellan, Chan-
tilly, Nr. 1, Eierbecher mit Reliefs, 110 fs. —
Nr. 2, Ölgefäß, 150 fs. — Nr. 3, blauer Teller
aus der Sammlung Comte d’Yanville, 65 fs.

Nr. 6, Teekanne, 270 fs. — Nr. 7, Konfektbüchfe,
430 fs. — Nr. 8, Pomadentopf, 345 fs. — Nr. 9,
zwei kleine mehrfarbige Vafen, 1360 fs. — Nr. 10,
kleine, mehrfarbige Schachtel, 260 fs. — Nr. 11,
zwei kleine chinefifche Figuren, 830 fs. — Nr. 12,
zwei große Statuetten, Mann und Frau, 1400 fs.

— Nr. 13, mehrfarbige Vafe mit Blumen (20x11),
750 fs. — Nr. 14, mehrfarbiges Toilettengefäß
(13X3; gef. 1800, erzielte kürzlich auf der Vente
Doiftau 1700 fs.) 2500 fs. — Nr. 15, Pomaden-
topf (8x6), 205 fs. — Nr. 16, mehrfarbige Vafe,
1425 fs. — Nr. 17, Zuckerfchale, 425 fs.— Nr. 17,
Kaftanienhändlerin, 810 fs. — Nr. 19, Potpourri
(14x12), 2800 fs. — Nr. 20, zwei Vafen, 3900 fs.

— Nr. 42, große Puderdofe mit vielfarbigen Per-
fonen und Tieren (gef. 1800 fs.), 2400 fs. —
Nr. 50, zwei Cachepots (gef. 800), 2110 fs. —
Nr. 51, Vafe (gef. 2000) an Stettiner, 3900 fs. —
Nr. 54, Schreibzeug, ein dicker Chinefe fitst auf
einer Terraffe (gef. 25 000), 26 500 fs. Während
diefe Serie ganz außerordentlich intereffierte und
heiß umftritten wurde, wurde die Stimmung bei
dem Mennecy-Porzellan Wauer> 1° daß felbft
die Manöver des Händlerringes die geforderten
Preife nicht immer einzuhalten vermochten: Nr.56,
zwei Statuetten (gef. 1600) 1020 fs. — Nr. 61/64,
verfchiedene Taffen zu 480 , 625 , 510, 205 fs.
(alle unter der Forderung). — Nr. 71/74, ver-
fchiedene Sockel zu 600, 200, 250, 200 fs. —
Nr. 76, chinefifche Figur (gef. 1500) 985 fs. -
Nr. 79, Schale (gef. 1500) 1700 fs. — Nr. 81,
Cache pot (gef. 25 000), 2720 fs. — Nr. 83, Ser-
vice von fechs Taffen und Zuckerdofe (gef.3500)
3010 fs. — Nr. 84, fißender Affe (16x15; gef.
7000) 16 000 fs. Wie Tehr diefe Auktionen Bör-
fenmanövern gleichen, erhellt daraus, daß Fiß-
henry felbft, Doiftau, deffen Sammlung vor we-
nigen Wochen verfteigert wurde, Stettiner und
Ben Simon als die Iebhafteften Käufer auftraten.
Das Saint-CIoud-Porzellan fiel am erften Tage
ziemlich ab, während es am zweiten Tage leb-
hafter begehrt wurde. Das Sevres-Porzellan
wurde auch von Privaten heiß verlangt und er-
zielte die beften Preife. Noch ein paar Stich-
proben daraus: Nr. 211, großer Cachepot, viel-
farbig (h. 18; gef. 4000 ) 4500 fs. — Nr. 213,
Seifendofe (h. 12; gef. 4500) 5600 fs. — Nr.218
bis 220, drei Taffen, gold und polychrom, 2500,
4100, 4900 fs.

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