Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0112
DOI Heft:
3. Heft
DOI Artikel:Heuser, Emil: Das Frankenthaler Krönungsgeschirr von 1790
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DAS FRANKENTHALER KRÖNUNGSGESCHIRR VON 1790
Mittelgrope^Platte des Krörmngsgefchirrs. 27X20 cm
der Zeit Ludwigs XVI. zu fehen i[t. Die Va[e fteht auf einem geradlinigen unverzierten
Untergeftell. Die Farbe von Vafe und Untergeftell ift grau, der Hintergrund gelblich ge-
halten. Die Einfaffung der Kartufche befteht aus zwei parallelen ringsum laufenden
Goldlinien, die durch Zickzackftriche mit dazwifchen ftehenden Punkten — ebenfalls in
Gold — verbunden find und fo ein Band bilden. Oben ift die Kartufche mit einer Purpur-
draperie behängt, welche hellrote Franfen hat. Über dem Knoten der Draperie find einige
Mufikinftrumente angebracht, und zwar immer verfchiedene, fo daß dadurch die Changeant-,
d. h. die wechselnde Einfaffung erreicht war. Auch in der Form der Vafe und im Falten-
wurf der Draperie kommt das Beftreben nach Abwechflung zum Ausdruck. Unten ziert
die Kartufche ein in natürlichen Farben ausgeführtes Blumengehäng. Rings um das
Mittelftück der Malerei find die üblichen bunten Streublumen verteilt. Den Rand jedes
Gerätes umzieht ein breites, von Bändern umfchlungenes Blumengewinde, das aber nicht
buntfarbig ausgeführt ift, fondern grau wie die Vafe in der Kartufche. Zwei Goldlinien
bilden die Einfaffung diefes Randfchmuckes.
Wo fidi auf einem Frankenthaler Porzellangeräte die „graue Vafe en medaillon“ zeigt,
hat man ein Stück des Krönungsgefchirrs von 1790 vor fich; denn einzig dafür wurde
diefe Art von malerifchem Schmuck angewendet. Zur Kaiferwahl in Frankfurt konnte fich
die kurfürftliche Porzellanmanufaktur nur mit dem Modernften fehen laffen. Soweit im
Weißen Magazin Gefchirr neuefterForm vorrätig war, wurde es natürlich hervorgeholt, das
weitaus meifte aber neu an gefertigt und alles nach den eigens aufgeftellten Entwürfen
bemalt. Indeffen müffen nadi unferem heutigen Empfinden Form und Malerei des Krö-
nungsgefchirrs gegen die Erzeugniffe der Frankenthaler Fabrik aus der Rokokozeit be-
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Mittelgrope^Platte des Krörmngsgefchirrs. 27X20 cm
der Zeit Ludwigs XVI. zu fehen i[t. Die Va[e fteht auf einem geradlinigen unverzierten
Untergeftell. Die Farbe von Vafe und Untergeftell ift grau, der Hintergrund gelblich ge-
halten. Die Einfaffung der Kartufche befteht aus zwei parallelen ringsum laufenden
Goldlinien, die durch Zickzackftriche mit dazwifchen ftehenden Punkten — ebenfalls in
Gold — verbunden find und fo ein Band bilden. Oben ift die Kartufche mit einer Purpur-
draperie behängt, welche hellrote Franfen hat. Über dem Knoten der Draperie find einige
Mufikinftrumente angebracht, und zwar immer verfchiedene, fo daß dadurch die Changeant-,
d. h. die wechselnde Einfaffung erreicht war. Auch in der Form der Vafe und im Falten-
wurf der Draperie kommt das Beftreben nach Abwechflung zum Ausdruck. Unten ziert
die Kartufche ein in natürlichen Farben ausgeführtes Blumengehäng. Rings um das
Mittelftück der Malerei find die üblichen bunten Streublumen verteilt. Den Rand jedes
Gerätes umzieht ein breites, von Bändern umfchlungenes Blumengewinde, das aber nicht
buntfarbig ausgeführt ift, fondern grau wie die Vafe in der Kartufche. Zwei Goldlinien
bilden die Einfaffung diefes Randfchmuckes.
Wo fidi auf einem Frankenthaler Porzellangeräte die „graue Vafe en medaillon“ zeigt,
hat man ein Stück des Krönungsgefchirrs von 1790 vor fich; denn einzig dafür wurde
diefe Art von malerifchem Schmuck angewendet. Zur Kaiferwahl in Frankfurt konnte fich
die kurfürftliche Porzellanmanufaktur nur mit dem Modernften fehen laffen. Soweit im
Weißen Magazin Gefchirr neuefterForm vorrätig war, wurde es natürlich hervorgeholt, das
weitaus meifte aber neu an gefertigt und alles nach den eigens aufgeftellten Entwürfen
bemalt. Indeffen müffen nadi unferem heutigen Empfinden Form und Malerei des Krö-
nungsgefchirrs gegen die Erzeugniffe der Frankenthaler Fabrik aus der Rokokozeit be-
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