Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0113
DOI Heft:
3. Heft
DOI Artikel:Heuser, Emil: Das Frankenthaler Krönungsgeschirr von 1790
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0113
DAS FRANKENTHALER KRÖNUNGSGESCHIRR VON 1790
trächtlich zurückftehen. Dafür aber entfprach der etwas fteif anmutende Zierrat des
pfälzifchen Krönungsgefchirrs vollkommen dem Parifer Stil von 1789—1790.
Auch der figürliche Schmuck der Tafel des Kurfürften in der Reichsftadt Frankfurt
wurde dem Zeitgefchmack angepaßt. Die größten und teuerften Figuren waren weiß und
marmorgleich; sie beftanden aus Biskuitporzellan. Die eine Reihe davon brachte die Götter
des Olymp, eine andere verkörperte die zwölf Monate des Jahres. Auch die nebftdem
noch auf der Tafel aufgeftellten farbigen Porzellanfiguren entfprachen in ihrer Art durch-
aus den klaffifchen Regungen der Zeit. Es waren die bekannten langweiligen Frauen-
geftalten, welche die Tugenden darftellen, fowie andere Gebilde diefer Gattung, die man
für am würdigften befunden hatte, die kurfürftliche Prunktafel zu zieren. Die reizenden
Rokokofiguren der alten Frankenthaler Meifter waren eben damals fchon völlig verdrängt.
Äbb. 1. GIOV. PÄOLO TEDESCO, Entwurf für einen Prunk-
wagen Rom, Gabinetto Nazionale delle Stampe
88
Zu dem Artikel: „Dekorative Entwürfe von Giovanni Paolo Tedesco“
trächtlich zurückftehen. Dafür aber entfprach der etwas fteif anmutende Zierrat des
pfälzifchen Krönungsgefchirrs vollkommen dem Parifer Stil von 1789—1790.
Auch der figürliche Schmuck der Tafel des Kurfürften in der Reichsftadt Frankfurt
wurde dem Zeitgefchmack angepaßt. Die größten und teuerften Figuren waren weiß und
marmorgleich; sie beftanden aus Biskuitporzellan. Die eine Reihe davon brachte die Götter
des Olymp, eine andere verkörperte die zwölf Monate des Jahres. Auch die nebftdem
noch auf der Tafel aufgeftellten farbigen Porzellanfiguren entfprachen in ihrer Art durch-
aus den klaffifchen Regungen der Zeit. Es waren die bekannten langweiligen Frauen-
geftalten, welche die Tugenden darftellen, fowie andere Gebilde diefer Gattung, die man
für am würdigften befunden hatte, die kurfürftliche Prunktafel zu zieren. Die reizenden
Rokokofiguren der alten Frankenthaler Meifter waren eben damals fchon völlig verdrängt.
Äbb. 1. GIOV. PÄOLO TEDESCO, Entwurf für einen Prunk-
wagen Rom, Gabinetto Nazionale delle Stampe
88
Zu dem Artikel: „Dekorative Entwürfe von Giovanni Paolo Tedesco“