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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0120

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AUSSTELLUNGEN

Was früher beim einzelnen Werk diefes Künft-
lers weniger erkannt wurde, nämlich die fchwäch-
liche und blutlofe Manier, entdeckte man leider
vor der Gefamtheit feiner Werke.

Kunfthiftorifch intereffant war dagegen die
Kollektivausftellung der Barbizon-Schule,
über die fchon früher, gelegentlich der Münchener
Äusftellung bei Heinemann, der der Befißer
diefer Bilder ift, an diefer Stelle gefprochen
wurde. Das große Ereignis für Februar wird
eine Kollektiv-Äusftellung Feldbauers (ehe-
mals Mitglied der „Scholle“) sein. G. B.

LONDON New Gallery: Die neunte Kunft-
gewerbeausftellung der Ärts and Crafts Exhibition
Society, die 1888 in der gleichen Galerie ihre
erfte Äusftellung abhielt, ift eine große Ent-
täufchung. Nur einiges wenige, namentlich auf
dem Gebiete des Buch fchmuckes, zeugt von per-
fönlichem Schaffen, fonft herrfcht ein Hin-
lehnen nach der Maffenfabrikation und deren
Änforderungen vor, oder aber man ergeht [ich
in Spielereien, die jeden Zufammenhang mit
einer Zw eck kun ft verloren haben. Gerade das,
was das Streben des modernen Kunftgewerbes
etwa in München ausmacht, das fozufagen or-
ganifche Hervorwachfen der Form aus dem Ge-
brauch, dem der betreffende Gegenftand dienen
Toll, es fehlt. Es ift, als fei das moderne Kunft-
gewerbe hier auf ein totes Geleife geraten. —
Leicefter Galleries, Leicefter Square. H. D.
Peppercorn, der ftimmungsfchwere Land-
fchafter, der mit mehreren anderen Kollegen wie
immer in der Galerie der Old Water-Colour So-
ciety in Pall Mall Eaft Ölbilder ausftellt, hat hier
zum erftenmal eineSammlung köftlich ftiller Aqua-
relle vereinigt, die gleichfam eine Sinfonie aus
Licht, Luft und Farbe find. — In der Goupil
Gallery, Regent Street, hält der neugegründete
Senefelder Club feine erfte Äusftellung ab.
Er wurde gegründet, um den Steindruck als
künftlerifches Medium wieder mehr zu Ehren zu
bringen; und es finden [ich in diefer Äusftellung
auch ganz treffliche, die Äbfichten und die Hand-
fchrift der Künftler ganz unmittelbar wieder-
gebende Stücke. Äuch deutfche Künftler ftellen
mit aus wie Otto Fifcher, Carl Kappftein, Robert
Sterl, Hermann Sandkuhl, Helene Lange, Franz
Hein, Emil Orlik, Willy Schwarz. — Die im Früh-
jahr zu eröffnende „ Japanifch-Britifche Äus-
ftellung“ im Shepherd’s Bufh Viertel wird auch
eine Kunftabteilung umfchließen. Für die Japa-
niTche Abteilung wird viel Schönes und Seltenes
verfprochen, darunter repräfentative Werke frü-
herer Zeiten, vom 7. Jahrhundert an, aus dem
efiße von Sammlern und auch dem von Tem-
peln. Malerei, Bildfchnitjerei und Architektur

Tollen vertreten fein, ebenfo allerlei Kunftge-
werbe: Waffen, Töpferwaren, Stickereien ufw.

F.

MÜNCHEN Die Äusftellung von Werken des
Hiftorienmalers W. Lindenfchmidt und feiner
Schule, welche der Münchener Kunftverein ver-
anftaltet, ift auf den Monat Mai verfchoben
worden.

PÄRIS Die Galerie Durand-Ruel hat eine
Äusftellung von 86 Bildern von Camille Piffaro
(1831—1903) veranftaltet, die einen vortrefflichen
Überblick über das Gefamtwerk des Meifters von
1870 an gewährt. Es ift bedauerlich, daß Durand-
Ruel nicht diefe Gelegenheit benutjte um der
Öffentlichkeit auch einmal die erften Anfänge
Pijjaros zu zeigen. Man weiß zwar, daß Piffaro
fich unter die mächtige Perfönlichkeit des feurigen
Courbet beugte; aber diefer Einfluß war für die
Schöpfungen feiner Jugend nicht alleinbeftimmend.
Es gab Jahre, in denen er fich von Courbet frei
machte, und fich an die Fontaineblauer anfchloß.
So ßnden wir in feinem jüngeren Lebensalter ein
Schwanken, Irren, Taften und Suchen, aus dem
er fich erft durch die Annäherung an Manet frei
machte. In den fiebziger und achtziger Jahren
gaben ihm Monet und Sisley die Balance. Diefe
zwei Dezennien bedeuten die Epoche feiner höch-
ften Meifterfchaft. Aber auch in den neunziger
Jahren hat er noch köftliche Bilder der atmenden
Natur und des bewegten Lebens gefchaffen, wäh-
rend damals fchon Monet fich in einem trockenen
Dogmatismus verlor. Der Lebendigfte, Weitefte
und Ernftefte diefer ganzen Generation ift
unftreitig Paul Cezanne, dem Bernheim eine Ge-
dächtnisausftellung widmet, in der bisher un-
bekannte Gemälde aus Privatbefiß der Öffent-
lichkeit vertraut gemacht werden. Man fleht
Bilder aus feiner Jünglingszeit, die an Courbets
dunkle und fette Tonfkala erinnern, Bilder im
Geifte Monets mit dem körnigen Farbenauftrag
der Impreffioniften. Während er im Bunde mit
Manet und feinen Genoffen auf Montmartre lebte,
hellte feine Palette fich mehr und mehr auf.
Aber er unter|'chied fich bald wefentlich von den
Mitftrebenden, indem er allen Doktrinarismus
abftreifte und gleichzeitig mit einer Differenzierung
der einzelnen Töne die Farbe mehr und mehr
von dem Zufälligen und Endlichen reinigte. Bald
ging er über das Programm der Impreffioniften
hinaus und fand darin ein neues Ideal, daß er
mit den neugefundenen Mitteln nicht mehr einen
momentanen Natureindruck, fondern einen Natur-
zuftand, das Ewiggültige in der Natur fchilderte.
Indem er zu typifieren begann, machte er unter
feinen Zeitgenoffen die erfte Schwenkung zum
Allgemeinen, die heute das herrfchende Prinzip

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