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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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3. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

JRMES M. N. WISTLER, „Soupe ä trois sous“.
Originalradierung

Auktion in der Galerie Helbing, München, am 2. März 1910

WIEN Der Monat Februar verzeichnet auf dem
Wiener Kunftmarkt zwei Auktionen, die immer-
hin auch die Hufmerkfamkeit auswärtiger Samm-
ler auf fich lenken werden. In der Zeit vom
24. Februar und folgenden Tagen gelangt im
Dorotheum durch die Firmen Albert Kende und
Halm & Goldmann eine reichhaltige Sammlung
von Kupferftichen, Radierungen, Holzfchnitten
Farbdrucken, fowie Schabkunftblättern des 15. bis
19. Jahrhunderts zur Verfteigerung, die dem Be-
fiß eines bekannten deutfehen Sammlers C. M... n
entftammt. Der mit Abbildungen reich verfehene
Katalog verzeichnet 1989 Nummern und behan-
delt alle bedeutenden Vertreter des Kupferftiches
feit Beginn des 16. Jahrhunderts. Befonders
reich vertreten find Äldegrever, Bartolozzi, Jo-
hann Friedrich Baufe, Chodowiecki, Chriftian
Wilhelm E. Dietrich, dann befonders hervorzu-
heben: Dürer mit einigen frühen Drucken und
feltenen Blättern, van Everdingen, Wenzel Hol-
lar u. a. m. Auch der niederländifche Kupferftich
ift durch Meifter wie Oftade, Karel Dujardin,
Cuyp mit der feltenen „Folge der Kühe“ gut
vertreten. Befonders hervorzuheben find ferner
die Blätter von Rembrandt, unter denen fich einige
Seltenheiten befinden wie „Die Geburt Chrifti“
im erften Zuftande vor Überarbeitung der Platte,
oder „Der Zeichner nach dem Modell“ B. 192
in dem gleichen Etat, oder gar „Die Landfchaft
mit Hütte“ B. 225, die in diefer Sammlung in
einem prachtvollen Abdruck des erften Zuftandes
vorhanden ift und in diefer Erhaltung zu den
allergrößten Seltenheiten zählt. Ähnliches gilt
für „Die Landfchaft mit dem großen Baum“ B. 226
und den „Prediger Utenbogardus“ B. 279. Er-
wähnt fei endlich noch eine Abteilung Porträts,

die hauptfächlich hiftorifch-literarifchen Wert hat
und eine Abteilung von Aquarellen, Handzeich-
nungen älterer und neuerer Meifter, die manches
Bemerkenswerte verzeichnet, darunter ein inter-
effantes Stück von Johann Kupeßky mit einem
handfchriftlichen Vermerk. Alles in allem eine
Sammlung, die Beachtung verdient. —n.

Weniger umfangreich ift eine Verfteigerung,
die das Dorotheum in der Zeit vom 21. bis
23. Februar veranftaltet, bei welcher der Nachlaß
des verftorbenen Grafen de la Roche in Graz
unter den Hammer kommt. Der Befißer war der
leßte noch lebende Sohn des Herzogs von Berry,
der 1820 von Louvel ermordet wurde, um die
Bourbonen in Frankreich auszurotten. Graf de
la Roche war als Emigrant nach Öfterreich ge-
kommen und hatte unter Radeßky den italieni-
fchen Krieg 1848/49 mitgemacht. Im Jahre 1850
quittierte er den Dienft und lebte zurückgezogen
auf feinem Landgute, felbft ein Künftlerdiiettant
und umgeben von Kunftwerken, die mehr durch
den Hinweis auf den perfönlichen Gefchmack
des Sammlers als durch ihren kunfthiftorifchen
Wert bedeutend find. Immerhin wird man, audi
ohne mit den Bezeichnungen des Kataloges über-
einzuftimmen, unter den Gemälden älterer Meifter
manches Intereffante finden, wie die Arbeiten
von Canaletto, eine dem Frans Francken zuge-
wiefene „Kreuzigung Chrifti“, Bilder der italie—
nifchen Schule des 17. Jahrhunderts, fowie ein
Porträt der Erzherzogin Marie Antoinette von
Alexander Roslin.

Diefer Abteilung fdiließen fich Miniaturen,
Aquarelle, Zeichnungen und eine fo recht den
Künftlerdilettanten kennzeidmende Kollektion

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