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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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5. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0192

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SAMMLUNGEN

königl. Sammlungen auf den Befuch entfchieden
ungünftig eingewirkt. Daß troßdem in der Be-
richtszeit eine Befuchsziffer wie 48 414 zu ver-
zeichnen ift, liegt wohl hauptfächlich an zwei
Umftänden: einmal veranftaltet die Mufeums-
verwaltung Sonderausftellungen der mannig-
faltigften Ärt (im ganzen 28 während der Be-
richtszeit), zum andern bemüht fie fich, durch
Führungen größerer Gefellfchaften, Vereine, Schu-
len ufw. Verftändnis und Intereffe für die Samm-
lungen zu verbreiten.

Von den Ankäufen, für die in erfter Linie künft-
lerifche und technifche Qualität, weniger antiqua-
rifche Seltenheit der Gegenftände maßgebend ift,
feien erwähnt: koptifche Gewebe, 3 Büßen und
4Figuren von K a e n d 1 er, ein Frankenthaler Orien-
talenpaar, Delfter Fayencen (Ä. Pynacker), ein
reichgefchnißter Danziger Barockfchrank, Me-
daillen und Plaketten, eine in Silber getriebene
Louis XIV-Dofe, Elfenbeinfchnißereien und Mi-
niaturen (eine von Chr. Fr. Zincke). — Dazu
kommt eine ftattliche Reihe von zum Teil fehr
wertvollen Gefchenken. So erhielt das Mufeum
von einem dänifdien Weltreifenden eine Kollek-
tion wundervoller Japanfachen, darunter das
ca. 60 cm hohe Reiterftandbild des Kato Kiyo-
mafa aus Holz, Gold, Bronze und Elfenbein,
gefchmückt mit Email und verfchiedenartigem
Lack, und einen ca. 25 cm hohen farbenpräch-
tigen Fafan aus Holz, Bronze, Schildpatt und
Perlmutter. Durch Gefchenke anderer wurden
alle Abteilungen des Mufeums bereichert, das
auch noch eine große Anzahl von bedeutfamen
Leihgaben in feinen Räumen ausftellen durfte.

Roch.

KRÄKÄU Die Zahl der Krakauer Mufeen
wird in kurzem durch ein neues bereichert wer-
den — das Mufeum für Schrift- und Kunftdenk-
mäler, die Bezug auf Gefchichte und Kultur der
Juden in Polen haben. Das Mufeum verdankt
fein Entftehen der Initiative des Herrn Dr. Tilles,
Vorfißenden der jüdifchen Kultusgemeinde in
Krakau, und wird feinen Siß im neuen Gebäude
diefer letzteren haben. Äußer zahlreichen wert-
vollen Urkunden, Privilegen, Drucken ufw. ver-
fügt das zukünftige Mufeum bereits über eine
beträchtliche Anzahl intereffanter kunftgewerb-
licher Gegenftände, die der jüdifche Ritus ins
Leben gerufen hat; filberne Thorafchilder, Kelche,
gewirkte und geflickte Thoravorhänge ufw. aus
dem 16.—18. Jahrhundert. Unter den Schrift-
ftücken dürfte das wertvollfte wohl ein Altes
Teftament auf Pergament fein, das Peter Lewi
um 1300 für den Gemeindevorftand in Regens-
burg gefchrieben hat, und das mit Miniaturen
reich illuminiert ift. Diefe Miniaturen der noch

gut erhaltenen Bibel, die wohl von den aus
Süddeutfchland eingewanderten Juden nach Polen
mitgebracht war, wird Prof. Marjan Sokolowski
in den Berichten der Krakauer Akademie der
Wiffenfchaften publizieren. P. E.

LONDON EINE NEUE GALERIE. Sir Edward
Tennant hat fich entfchloffen, feine in einem
Seitenflügel feines in 34 Queen Änne’s-gate ge-
legenen Haufes untergebrachte Galerie dem öffent-
lichen Befuch zugänglich zu machen. Die Galerie
befteht hauptfächlich aus Bildern der englifchen
Schule, darunter erftklaffigen Stücken, und ift
von dem verftorbenen Sir Charles Tennant zu-
fammengebracht worden. Sie wird wahrfchein-
iich während des kommenden Mai eröffnet wer-
den. Den Grundftock der Sammlung bildet ein
Kinderbild von der Hand des Hogarth. Von
Gainsborough finden fich: „The Ladies Erne
and Dillon“, ein Bild voll Vornehmheit und
ficherem Rhythmus; „Miss HipperJey“; „Mrs.
Billington“; „Lewis the Äctor“ und „Watering
Horses“, eine feiner anziehendften Landfchaften.
Von Hoppner: „Mary Gwynn“ und „The

Daughters of Sir Thomas Frankland“. Von
Romney: „Lady Derby“; „Mrs. Jordan as the
Romp in The Country Girl“; „Mrs. Inchbald“
und ein „Blue Boy“. Reynolds: „Little For-
tune-Teller“; „Lady Gertrude Fißpatrick as Col-
lina“; „Boy with Grapes“; „The Dead Bird“;
„Viscountess Crosbie“ u. a. Von Turner u.a.:
„Äpproach to Venice“. Von Conftable: „White
hall Stairs“; „Yarmouth Jetty“, 1822, und „Lock
Scene on the Stour“. Von Raeburn: „The
Leslie Boy“. Von Morland: „Robbing the
Orchard“ und „Playing at Soldiers“. — Die Schäle
diefer Galerie werden ein fehr willkommener
Zufaß und eine wichtige Ergänzung zu den
Werken der altenglifchen Schule in der National
Gallery fein.

NATIONAL GALLERY, ln dem kleinen Seiten-
kabinett der Gallery (N. XV.), das bisher die
wenigen, aber zum Teil fo koftbaren Werke der
deutfchen Schule (Holbeins „Chriftine“ ufw.) barg,
ift jeßt ein Teil der Kollektion des verftorbenen
Salting, fo weit er der National Gallery zuge-
fallen refp. für diefe ausgewählt worden ift,
untergebracht worden. Dem Teftament gemäß
muß ja die Saltingkollektion als Einheit aufge-
ftellt werden, bisher find aber von den 188 aus-
gewählten Stücken nur 91 gehängt worden. Das
ehemalige deutfche Kabinett eignete fich feiner
verhältnismäßigen Intimität wegen noch am
beften zur Aufnahme der Sammlung, und fo hat
man denn die deutfchen Bilder zunächft im Um-
brifchen Saal untergebracht. Die ausgeftellte
Sammlung, von ihren mittelmäßigen Stücken be-

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