DENKMALPFLEGE ° INSTITUTE UND VEREINE ° PERSONALIEN
die allen praktifchen und äfthetifchen Anfor-
derungen entfprechen. Falls nach Vollendung
der Arbeiten im Mittelfchiff die äfthetifche Wir-
kung des tieferliegenden füdlichen Seitenfchiffs
befriedigen wird, foll diefer Teil der Mofaiken
für immer im urfprünglichen Niveau verbleiben.
HEILIGENBLUT (Kärnten) Troß aller
Protefte der Zentralkommiffion ift die gotifdie
Pfarrkirche verreftauriert, durch neue Malereien
verdorben, und der große Flügelaltar aus dem
15. Jahrhundert durch Übermalung verunftaltet
worden. Der fchuldtragende Pfarrer wurde ver-
femt und mit der Abwafchung der Übermalung
an den Schnißereien ift fchon begonnen worden.
KRÄKÄU Dank den Bemühungen derZentral-
kommiffion können die Rekonftruktionsabfichten,
die das alte Königsfchloß am Wawel bedrohten,
als erledigt betrachtet werden.
LÄ ROCHELLE Hier plant die Stadtver-
waltung dem Admiral Jean Guiton, der 1628 die
Verteidigung der Stadt gegen Richelieu organi-
fierte, auf dem Rathausplaß ein Denkmal zu er-
richten. Der alte Rathausplaß von La Rochelle
ift ein gefchloffenes, architektonifches Denkmal,
das durch ein modernes Bronzedenkmal fehr be-
einträchtigt werden würde. Gegen die Schän-
dung diefes fchönen Plaßes durch ein Denkmal
haben fich viele Rochellefer und Parifer Stimmen
erhoben. 0. G.
PRÄG Hier bemüht man fich, den Ausblick
auf das linke Moldauufer mit dem Visehrad und
dem Emaufer Kiofter vor der Verbauung (durch
eine am Fluß gelegene Häuferreihe) zu fchüßen-
Die Äbficht, verfchiedene alte Statuen auf der
Karlsbrücke durch Kopien zu erfeßen, ift durch
das Eingreifen der Zentralkommiffion vereitelt
worden. Die Unterfuchung ergab nämlich, daß
die Figurengruppen durch teilweife, unwefent-
liche Erneuerungen und Sicherungsarbeiten ge-
rettet werden konnten.
POLÄ Die Kirche S. Maria di Canetto, ein
Bau aus dem 6. Jahrhundert mit plaftifchen und
neuentdeckten mufivifchen Dekorationen, follte
demoliert werden, um einem neuen Hotel Plaß
zu machen. Auf Antrag der Zentralkommiffion
hat aber der Staat die Kirche um 40000 Kronen
angekauft und fo vor dem Untergang gerettet.
SPÄLÄTO Nachdem man fich Jahre lang
ganz nußlos mit dem Plane der Freilegung des
Diocletianifchen Palaftes befchäftigt und große
Summen dabei verloren hat, ift jeßt die Siche-
rung des Gebäudes nach dem Projekt des Äffiften-
ten der Zentralkommiffion, Architekten Dr. Karl
Holey, befchloffen worden.
TOULOUSE Die Reftaurationen des erz-
bifchöflichen Palaftes Albi, deffen Baugefchichte
foeben ein Geiftlicher in der Zeitfchrift Sainte
Cecile darlegt, find begonnen worden. Gegen
die Reftauration diefes Palaftes, der im Mittel-
alter eine Feftung war und im Laufe der Jahr-
hunderte viele Wandlungen durchmachte, aber
bis geftern noch ein köftliches Ärchitekturdenk-
mal war, erheben Guftave Geffroy in der De-
peche de Toulouse und Andre Hailays in dem
Journal desDebats energifchen, aber leider ver-
geblichen Proteft. O. G.
VEGLIÄ Auf der Infel Veglia wurde ein präch-
tiger romanifcher Turm (Frangipaniturm) ohne
Kenntnis der Behörden demoliert.
INSTITUTE UND VEREINE
MÜNCHEN In der Februarfißung der kgl.
Akademie der Wiffenfchaften wurde durch Ge-
heimrat von Reber das mit Unterftüßung der
Akademie bei Klinkhardt & Bierrnann in Leipzig
erfchienene Werk von Friß Burger „Die
Villenbauten des Andrea Palladio“ vor-
gelegt.
WIEN Beim V. Gefeilfchaftsabend öfterreichi-
fdier Kunftfreunde (8. Februar 1910) hielt Dr.
Karl Giehlow einen Vortrag über „Dürers Ent-
würfe zum Triumphrelief Maximilian I. im
Louvre"; beim VI. (22. Februar) fprach Regie-
rungsrat Dr. Heinrich Zimmermann über „Bild-
niffe der Kaiferin Margareta Therefia, erften
Gemahlin Kaifer Leopold I.“ — Der Vortrag
Giehlows wird im erften Heft des „Jahrbuchs
der kunfthiftorifchen Sammlungen d. a. h. KaiTer-
haufes“ erfcheinen. V. F.
PERSONALIEN
LUDWIG HEVESI, der Senior der Wiener
Kunftkritiker, hat fich am 27. Februar erfchoffen.
Was den Siebenundfechzigjährigen zum Selbft-
mord bewogen hat, ift nicht bekannt geworden.
Mehr als drei Jahrzehnte hat er freudig, raftlos
und voll Güte für Kunft und Künftler gewirkt.
Man wird feiner ftets in Dankbarkeit gedenken;
wie immer man fich im einzelnen zu den Urteilen
ftellen mag, zu denen ihn fein ewig junges, be-
geifterungsfrohes Gemüt geführt hat, für den
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die allen praktifchen und äfthetifchen Anfor-
derungen entfprechen. Falls nach Vollendung
der Arbeiten im Mittelfchiff die äfthetifche Wir-
kung des tieferliegenden füdlichen Seitenfchiffs
befriedigen wird, foll diefer Teil der Mofaiken
für immer im urfprünglichen Niveau verbleiben.
HEILIGENBLUT (Kärnten) Troß aller
Protefte der Zentralkommiffion ift die gotifdie
Pfarrkirche verreftauriert, durch neue Malereien
verdorben, und der große Flügelaltar aus dem
15. Jahrhundert durch Übermalung verunftaltet
worden. Der fchuldtragende Pfarrer wurde ver-
femt und mit der Abwafchung der Übermalung
an den Schnißereien ift fchon begonnen worden.
KRÄKÄU Dank den Bemühungen derZentral-
kommiffion können die Rekonftruktionsabfichten,
die das alte Königsfchloß am Wawel bedrohten,
als erledigt betrachtet werden.
LÄ ROCHELLE Hier plant die Stadtver-
waltung dem Admiral Jean Guiton, der 1628 die
Verteidigung der Stadt gegen Richelieu organi-
fierte, auf dem Rathausplaß ein Denkmal zu er-
richten. Der alte Rathausplaß von La Rochelle
ift ein gefchloffenes, architektonifches Denkmal,
das durch ein modernes Bronzedenkmal fehr be-
einträchtigt werden würde. Gegen die Schän-
dung diefes fchönen Plaßes durch ein Denkmal
haben fich viele Rochellefer und Parifer Stimmen
erhoben. 0. G.
PRÄG Hier bemüht man fich, den Ausblick
auf das linke Moldauufer mit dem Visehrad und
dem Emaufer Kiofter vor der Verbauung (durch
eine am Fluß gelegene Häuferreihe) zu fchüßen-
Die Äbficht, verfchiedene alte Statuen auf der
Karlsbrücke durch Kopien zu erfeßen, ift durch
das Eingreifen der Zentralkommiffion vereitelt
worden. Die Unterfuchung ergab nämlich, daß
die Figurengruppen durch teilweife, unwefent-
liche Erneuerungen und Sicherungsarbeiten ge-
rettet werden konnten.
POLÄ Die Kirche S. Maria di Canetto, ein
Bau aus dem 6. Jahrhundert mit plaftifchen und
neuentdeckten mufivifchen Dekorationen, follte
demoliert werden, um einem neuen Hotel Plaß
zu machen. Auf Antrag der Zentralkommiffion
hat aber der Staat die Kirche um 40000 Kronen
angekauft und fo vor dem Untergang gerettet.
SPÄLÄTO Nachdem man fich Jahre lang
ganz nußlos mit dem Plane der Freilegung des
Diocletianifchen Palaftes befchäftigt und große
Summen dabei verloren hat, ift jeßt die Siche-
rung des Gebäudes nach dem Projekt des Äffiften-
ten der Zentralkommiffion, Architekten Dr. Karl
Holey, befchloffen worden.
TOULOUSE Die Reftaurationen des erz-
bifchöflichen Palaftes Albi, deffen Baugefchichte
foeben ein Geiftlicher in der Zeitfchrift Sainte
Cecile darlegt, find begonnen worden. Gegen
die Reftauration diefes Palaftes, der im Mittel-
alter eine Feftung war und im Laufe der Jahr-
hunderte viele Wandlungen durchmachte, aber
bis geftern noch ein köftliches Ärchitekturdenk-
mal war, erheben Guftave Geffroy in der De-
peche de Toulouse und Andre Hailays in dem
Journal desDebats energifchen, aber leider ver-
geblichen Proteft. O. G.
VEGLIÄ Auf der Infel Veglia wurde ein präch-
tiger romanifcher Turm (Frangipaniturm) ohne
Kenntnis der Behörden demoliert.
INSTITUTE UND VEREINE
MÜNCHEN In der Februarfißung der kgl.
Akademie der Wiffenfchaften wurde durch Ge-
heimrat von Reber das mit Unterftüßung der
Akademie bei Klinkhardt & Bierrnann in Leipzig
erfchienene Werk von Friß Burger „Die
Villenbauten des Andrea Palladio“ vor-
gelegt.
WIEN Beim V. Gefeilfchaftsabend öfterreichi-
fdier Kunftfreunde (8. Februar 1910) hielt Dr.
Karl Giehlow einen Vortrag über „Dürers Ent-
würfe zum Triumphrelief Maximilian I. im
Louvre"; beim VI. (22. Februar) fprach Regie-
rungsrat Dr. Heinrich Zimmermann über „Bild-
niffe der Kaiferin Margareta Therefia, erften
Gemahlin Kaifer Leopold I.“ — Der Vortrag
Giehlows wird im erften Heft des „Jahrbuchs
der kunfthiftorifchen Sammlungen d. a. h. KaiTer-
haufes“ erfcheinen. V. F.
PERSONALIEN
LUDWIG HEVESI, der Senior der Wiener
Kunftkritiker, hat fich am 27. Februar erfchoffen.
Was den Siebenundfechzigjährigen zum Selbft-
mord bewogen hat, ift nicht bekannt geworden.
Mehr als drei Jahrzehnte hat er freudig, raftlos
und voll Güte für Kunft und Künftler gewirkt.
Man wird feiner ftets in Dankbarkeit gedenken;
wie immer man fich im einzelnen zu den Urteilen
ftellen mag, zu denen ihn fein ewig junges, be-
geifterungsfrohes Gemüt geführt hat, für den
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