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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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6. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0237

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AUSSTELLUNGEN

kannten Vorzüge der Behandlung des Nackten
mit der kühnen Impreffion des Freilichtbildes
verbindet, in das der Künftler alle Bewegtheit
von Sonnenflecken und Farbenfpiel hineinge-
bannt hat, durch die Puß in Deutfchland feine
Eigennote hat. Diefe klingt auch auf den flotten
Skizzen, wie „Seeon“, oder dem prächtigen
„Zigeunermädel“ vernehmbar an. Das kann
Puß in deutfchen Landen fo leicht keiner nach-
machen. Das ift Vollbluttemperatur in der Ma-
lerei, wie fie etwa Rubens oder Hals eigen ift.
Münzer ift als Maler weicher aber verftandes-
mäßiger, als Bildner dekorativer, obwohl er
nicht den ftarken Drang zur Monumentalität be-
fißt, die einen Friß Erler charakterifiert, deffen
Selbftbildnis das eigentlich Typifche diefes
Meifters kaum zu umfchreiben vermag, der wie
kein zweiter berufen ift, die höchften Aufgaben
monumentaler Kunft zu löfen. Ausheilungen,
wie die genannte, fo prächtig fie durch die
Darbietungen im einzelnen find, vermögen da-
her das leßte kaum anzudeuten, am wenigften
fo weit es die „Scholle“ an fich angeht, weshalb
wohl diefer Name auch diesmal gefliffentlich bei-
feite gelaffen würde.

Auch Max Mayrshofer gehört zum jungen
München, wo er den intimften Kennern der dor-
tigen Kunft fchon feit mehreren Jahren bekannt
war. Die Moderne Galerie dafelbft (H. Thann-
haufer) aber hat fich das Verdienft erworben, den
hochbegabten Künftler an die Öffentlichkeit ge-
bracht zu haben und wir können Gurlitt wirk-
lich dankbar fein für die Vorführung diefes er-
ftaunlichen Zeichners. Er verfügt über eine
Sicherheit der Hand, die an die beften Namen
nicht nur der neueften Kunftgefchichte erinnert,
und was den Reiz diefer meift winzigen Blätter
ausmacht, ift die Vereinigung der Präzifion mit
der duftigen Behandlung. Er fixiert Menfchen-
mengen mit nie verfagender Feftigkeit, und weiß
daneben jedes Detail in Luft einzutauchen. Dies
kommt Frauenakten befonders zuftatten.

Bei CASSIRER pflegt jedes Jahr um diefe
Zeit einer der Heerführer der Sezeffion eine
Kollektivausftellung zu veranftalten. So fahen
wir Liebermann, Corinth, diesmal iftesSlevogt
und nicht ohne Verlegenheit geht man an die
Befprechung diefer Bilder. Es bürgert fich lang-
fam aber ficher der verhängnisvolle Brauch ein,
daß die anerkannten Größen ihre Glanzftücke
für die Hauptausftellungen auffparen, und in
Kunftfalons mit minderwertigen Atelierhütern
aufzuwarten fich nicht fcheuen. Die Künftler
find es aber, die daran am meiften Schaden er-
leiden, denn fo ein Blick in den flotten Mal-
betrieb eines „ganz Modernen“ wird manchen

über das Zufällige, Unverantwortliche diefer
Art unliebfam aufklären. Nun ift zwar nicht zu
leugnen, daß gerade Slevogt, wie überhaupt die
führenden Berliner, dem Wagemut im Farben-
auftrag feine redlich erworbenen Erfolge zu
verdanken hat, die ein erfreuliches Gegenftück
zu den foliden Beftrebungen der „Scholle“ bie-
ten, ja, daß auch die flüchtigfte Skizze diefes
Malers Efprit aufweift, indeffen, was ift mit
einem Fleck Zinnober anzufangen, der fich auf
eine Backe wohl nur aus Unvorfichtigkeit ver-
irrt hat und auf diefem verlorenen Poften nur
deshalb ausharrt, weil der in diefem Falle Vor-
gefeßte ihn abzuberufen vergeffen hat! Das
Betrübende diefer Saloppheit kann nur von dem
Eindruck überboten werden, der fich bei der
Betrachtung feiner Landfchaften einftellt. Natür-
lich haben auch fie gewiffe Qualitäten, doch fei
die Bemerkung erlaubt, daß man fo über Nacht
Landfchafter nicht werden kann. Dazu gehört
mehr Kontemplation und Vertiefung als zu jeder
andren Gattung und eben daran fehlt es Slevogt.
Seine Äbendhimmel find lediglich als Bravour-
ftücke aufzufaffen; man hat den Eindruck, als
feien fie in der einen Viertelftunde des Sonnen-
untergangs fix und fertig heruntergemalt wor-
den. J. B—h.

INTERLÄKEN Hier wird am 15. Juli diefes
Jahres zum zweiten Male eine kleine inter-
nationale Kunftausftellung eröffnet. Die
Leitung der Ausstellung liegt in den Händen
von Max Buri, Maler in Brienz, Ferdinand Hodler
und Albert Silveftre, Maler in Genf. Namhafte
Künftler des In- und Auslandes find zur Be-
teiligung eingeladen. J. C.

LONDON The Leicester Galleries, Leicester
Square: Aquarelle von Maxwell Ärmfield. Die
Blumenftücke in japanifchem Geift find von ftiller,
unberührter Reinheit. — In der Ausftellung der
Modern Society of Portrait Painters in den Royal
Institute Galleries in Picadilly find Stücke von
Glyn Philpot, G.F. Kelly, Oswald Birley, A. Hay-
wood die Hauptattraktion; in der der Royal
Society of Painter-Etchers and Engravers, Pall
Mall East, Stücke von Frank Short (vor allem
„The Street, Whitstable“ mit feinem wunder-
baren Raumgefühl, der zitternden Luft und dem
fchimmernden Licht), Martin Hardie, Alfred East,
N. Sparks, E. Synge & Sir Ch. Holroyd. Frank
Brangwyn ift leider nicht vertreten.

Die Behörden des Britifchen Mufeums geben
bekannt, daß vom 17. März ab die Handzeich-
nungen und Aquarelle aus der Sammlung des

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