Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910
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VERMISCHTES
Dr. Kümmel fchreibt uns dazu:
„Der Sadiverftändige des Berl. Tageblatts
verfucht alfo meine durchaus fachliche Klar-
ftellung durch perfönliche Befchimpfungen zu
widerlegen — d. h. er gibt zu, daß er in der
Sache nichts zu erwidern hat. Die Vorwände
zu diefen Befchimpfungen erfindet er
fidi felbft. Denn von feiner „Rnfchauung von
der abfoluten Überlegenheit und Unfehlbarkeit
der deutfchen Sachverftändigen“ ift in meiner
Erwiderung auch nicht die leifefte Andeutung
zu finden — habe ich doch jeden Verfuch unter-
laffen die Stimmen der deutfchen und der eng-
lifchen Sachverftändigen zu wägen. Zur „Übung
guter Sitten auch in der Polemik“ aber, in
denen ja das B. T. allen voran leuchtet, hatte
ich dem Britifh Mufeum gegenüber fchon des-
halb nicht die geringfte Möglichkeit, weil ich
jede Polemik gegen das Britifh Mufeum
überhaupt vermieden und nur die Zuftän-
digkeit von 2 der 4 Sachverftändigen bezweifelt
habe, die in der deutfchen Preffe gegen Berlin
ausgefpielt worden find. Es ift fehr möglich, und
es fteht dem B. T. vollftändig frei zu glauben,
daß die Beamten des Britifh Mufeum Recht, die
der Berliner Mufeen Unrecht haben. Indeffen
wird auch das Berliner Tageblatt doch nicht nur
fich felbft und den englifchen Sachverftändigen,
fondern auch den Deutfchen das Recht zuge-
ftehen müffen, eine Meinung zu haben und fie
zu vertreten.“
Wir können zu diefen Ausführungen, die im
übrigen für fich felber fprechen, hinzufügen, daß
auch ein bekannter, z. Z. in Berlin weilender
japanifcher Kenner der chinefifchen Malerei
fich feinerzeit in gleichem Sinne über die
Sammlung Wegener geäußert hat wie Dr.
Kümmel. Man darf gefpannt fein, ob der
Kunftreferent des B. T. nun auch diefen Sach-
verftändigen mit der fchrecklichen „Deutfchland-
in-der-Welt-voran-Stimmung“ abfpeifen wird.
WIEDER EINE FÄLSCHMACH-
UNGSKOMÖDIE! Eigentlich verlohnt es
fich nicht darüber ernfthaft zu reden. Seit Jahren
fchon bemüht fich ein Parifer Sammler, in deffen
Befiß fich eine Teilkopie der „Enseigne de
Gersaint“ befindet, die Welt zu überzeugen,
daß das in feiner Sammlung befindliche Ge-
mälde das wirkliche, obfchon verftümmelte Ori-
ginal, die von Friedrich dem Großen gekaufte
Enseigne jedoch eine Schulkopie fei.
Herr Levy in Paris hatte bislang wenig Dank
für feine Bemühungen geerntet. Erft die fran-
zöfifche Äusftellung der Berliner Akademie gab
ihm die erwünfchte Gelegenheit ein vernehm-
liches Echo in der Preffe hervorzurufen. Er
fand Vertreter von leidlichem Namen für feine
Thefe, und wußte die Sache fo weit zu treiben,
daß eine Kommiffion franzöfiftiher Fachmänner
nach Berlin delegiert wurde, darunter R. Köchlin,
P. Vitry und J. Guiffrey. Der Bericht der Kom-
miffion ift, wie Guiffrey felber in der „Chronique
des Arts“ verrät, zu gunften des Exemplares im
Befiß des Kaifers ausgefallen.
Was Guiffrey dann noch an gleicher Stelle
über das Verhältnis der Bilder zu den bekann-
ten Stichen von Äveline fagt, beftätigt vollauf
die Authentizität der Enseigne; es fchadet auch
weiter nichts, daß alles dies keine neuen Ideen
find, wie Herr Guiffrey mit großem Pathos be-
hauptet, fondern gute alte Wahrheiten, die fchon
1900 von Ferdinand Laban ausgefprochen und
im Jahrbuch der kgl. preußifchen Kunftfamm-
lungen veröffentlicht worden find.
Es ift zu hoffen, daß damit die Bemühungen
um die Falfchmachung der Berliner Bilder end-
gültig erledigt find und daß derLouvre vor einem
Ankauf der Levy fchen Kopie — dies der ernfthafte
Hintergrund des Satyrfpieles — bewahrt bleibt.
AACHEN Wettbewerb für dasBismarck-
National - Denkmal auf der Elifenhöhe
bei Bingen-Bingerbrück. Der Kunft- und
Bauausfchuß hat befchloffen, den Ablieferungs-
termin für die Wettbewerb-Entwürfe bis zum
30. November 1910 hinauszufchieben. Grund
dazu waren die Wünfche zahlreicher Künftler,
die den bisherigen Einlieferungstermin als zu
kurz anberaumt bezeichneten.
In gleicher Sißung hat der Kunftausfchuß be-
fchloffen, einen Wettbewerb zur Erlangung eines
Plakates für das Bismarck-Nationaldenkmal aus-
zufchreiben. An Preifen follen verteilt werden:
I. Preis 2000 M., II. Preis 1000 M., III. Preis
500 M. Preisrichter find die Herren: Dr. De-
neken-Crefeld, Prof. Jul. Dieß-München, Geh.
Kommerzienrat E. Kirdorf-Streithof-Mülheim
(Ruhr), Prof. Dr. Lichtwark-Hamburg, Prof. Ä.
Mohrbutter-Wilmersdorf, Prof. Ä. Münzer-Düf-
feldorf und Prof. Dr. Max Schmid-Äachen. Ein-
lieferungstermin: 12. Mai 1910.
BERLIN Die Fundamentierung des Erweite-
rungsbaues der kgl. Mufeen fchreitet in den
leßten Wochen rüftig vorwärts, ftößt aber wegen
der ungünftigen Bodenverhältnilje auf mancherlei
Schwierigkeiten, befonders in der Baugrube am
Kupfergraben, die fich mit Waffer gefüllt hat.
Um die Innenwirkung der großen Halle für den
Pergamonaltar auszuproben, wird ein Holzgerüft
konftruiert, das den Größenverhältniffen der ge-
planten Halle genau entfprechen wird. Die
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Dr. Kümmel fchreibt uns dazu:
„Der Sadiverftändige des Berl. Tageblatts
verfucht alfo meine durchaus fachliche Klar-
ftellung durch perfönliche Befchimpfungen zu
widerlegen — d. h. er gibt zu, daß er in der
Sache nichts zu erwidern hat. Die Vorwände
zu diefen Befchimpfungen erfindet er
fidi felbft. Denn von feiner „Rnfchauung von
der abfoluten Überlegenheit und Unfehlbarkeit
der deutfchen Sachverftändigen“ ift in meiner
Erwiderung auch nicht die leifefte Andeutung
zu finden — habe ich doch jeden Verfuch unter-
laffen die Stimmen der deutfchen und der eng-
lifchen Sachverftändigen zu wägen. Zur „Übung
guter Sitten auch in der Polemik“ aber, in
denen ja das B. T. allen voran leuchtet, hatte
ich dem Britifh Mufeum gegenüber fchon des-
halb nicht die geringfte Möglichkeit, weil ich
jede Polemik gegen das Britifh Mufeum
überhaupt vermieden und nur die Zuftän-
digkeit von 2 der 4 Sachverftändigen bezweifelt
habe, die in der deutfchen Preffe gegen Berlin
ausgefpielt worden find. Es ift fehr möglich, und
es fteht dem B. T. vollftändig frei zu glauben,
daß die Beamten des Britifh Mufeum Recht, die
der Berliner Mufeen Unrecht haben. Indeffen
wird auch das Berliner Tageblatt doch nicht nur
fich felbft und den englifchen Sachverftändigen,
fondern auch den Deutfchen das Recht zuge-
ftehen müffen, eine Meinung zu haben und fie
zu vertreten.“
Wir können zu diefen Ausführungen, die im
übrigen für fich felber fprechen, hinzufügen, daß
auch ein bekannter, z. Z. in Berlin weilender
japanifcher Kenner der chinefifchen Malerei
fich feinerzeit in gleichem Sinne über die
Sammlung Wegener geäußert hat wie Dr.
Kümmel. Man darf gefpannt fein, ob der
Kunftreferent des B. T. nun auch diefen Sach-
verftändigen mit der fchrecklichen „Deutfchland-
in-der-Welt-voran-Stimmung“ abfpeifen wird.
WIEDER EINE FÄLSCHMACH-
UNGSKOMÖDIE! Eigentlich verlohnt es
fich nicht darüber ernfthaft zu reden. Seit Jahren
fchon bemüht fich ein Parifer Sammler, in deffen
Befiß fich eine Teilkopie der „Enseigne de
Gersaint“ befindet, die Welt zu überzeugen,
daß das in feiner Sammlung befindliche Ge-
mälde das wirkliche, obfchon verftümmelte Ori-
ginal, die von Friedrich dem Großen gekaufte
Enseigne jedoch eine Schulkopie fei.
Herr Levy in Paris hatte bislang wenig Dank
für feine Bemühungen geerntet. Erft die fran-
zöfifche Äusftellung der Berliner Akademie gab
ihm die erwünfchte Gelegenheit ein vernehm-
liches Echo in der Preffe hervorzurufen. Er
fand Vertreter von leidlichem Namen für feine
Thefe, und wußte die Sache fo weit zu treiben,
daß eine Kommiffion franzöfiftiher Fachmänner
nach Berlin delegiert wurde, darunter R. Köchlin,
P. Vitry und J. Guiffrey. Der Bericht der Kom-
miffion ift, wie Guiffrey felber in der „Chronique
des Arts“ verrät, zu gunften des Exemplares im
Befiß des Kaifers ausgefallen.
Was Guiffrey dann noch an gleicher Stelle
über das Verhältnis der Bilder zu den bekann-
ten Stichen von Äveline fagt, beftätigt vollauf
die Authentizität der Enseigne; es fchadet auch
weiter nichts, daß alles dies keine neuen Ideen
find, wie Herr Guiffrey mit großem Pathos be-
hauptet, fondern gute alte Wahrheiten, die fchon
1900 von Ferdinand Laban ausgefprochen und
im Jahrbuch der kgl. preußifchen Kunftfamm-
lungen veröffentlicht worden find.
Es ift zu hoffen, daß damit die Bemühungen
um die Falfchmachung der Berliner Bilder end-
gültig erledigt find und daß derLouvre vor einem
Ankauf der Levy fchen Kopie — dies der ernfthafte
Hintergrund des Satyrfpieles — bewahrt bleibt.
AACHEN Wettbewerb für dasBismarck-
National - Denkmal auf der Elifenhöhe
bei Bingen-Bingerbrück. Der Kunft- und
Bauausfchuß hat befchloffen, den Ablieferungs-
termin für die Wettbewerb-Entwürfe bis zum
30. November 1910 hinauszufchieben. Grund
dazu waren die Wünfche zahlreicher Künftler,
die den bisherigen Einlieferungstermin als zu
kurz anberaumt bezeichneten.
In gleicher Sißung hat der Kunftausfchuß be-
fchloffen, einen Wettbewerb zur Erlangung eines
Plakates für das Bismarck-Nationaldenkmal aus-
zufchreiben. An Preifen follen verteilt werden:
I. Preis 2000 M., II. Preis 1000 M., III. Preis
500 M. Preisrichter find die Herren: Dr. De-
neken-Crefeld, Prof. Jul. Dieß-München, Geh.
Kommerzienrat E. Kirdorf-Streithof-Mülheim
(Ruhr), Prof. Dr. Lichtwark-Hamburg, Prof. Ä.
Mohrbutter-Wilmersdorf, Prof. Ä. Münzer-Düf-
feldorf und Prof. Dr. Max Schmid-Äachen. Ein-
lieferungstermin: 12. Mai 1910.
BERLIN Die Fundamentierung des Erweite-
rungsbaues der kgl. Mufeen fchreitet in den
leßten Wochen rüftig vorwärts, ftößt aber wegen
der ungünftigen Bodenverhältnilje auf mancherlei
Schwierigkeiten, befonders in der Baugrube am
Kupfergraben, die fich mit Waffer gefüllt hat.
Um die Innenwirkung der großen Halle für den
Pergamonaltar auszuproben, wird ein Holzgerüft
konftruiert, das den Größenverhältniffen der ge-
planten Halle genau entfprechen wird. Die
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