Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

DOI Heft:
7. Heft
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0277

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AUSSTELLUNGEN

über die Wirklichkeit hinaus zu verklären. Manet
bleibt eben am Ding haften. Darin liegt freilich
feine Größe. Es gehört fchon eine ungeheure
Zeichenkunft dazu, mit Farbenflächen fo fuggeftiv
zu modellieren, daß ohne gezeichnete Striche
der Eindruck fefter Struktur hervorgebracht wird.
Dazu kommt eine Virtuofität des Pinfelftrichs,
die fich darin gefällt, die notwendigften Begren-
zungen und Umriffe wegzulaffen und pe dem
aufbauenden Äuge des Befchauers zu überant-
worten. — Heute erfcheint es faft unverftändlich,
daß Manet als revolutionär empfunden wurde;
was er brachte, ift längft Gemeingut geworden.
Doch ebendarum ift es gut, fich wieder einmal
zu überzeugen, daß, wie fo oft in der Entwick-
lung der Kunftprobleme, die erften Schürfer tiefer
den Kern der Dinge erfaffen und daß dem erften
Anlauf manches vergönnt ift, was den Nach-
geborenen verfagt ward. Wenn heute Impref-
ponismus Trumpf ift und viele der beften Kräfte
durch ein orthodoxes Nacheifern aller Experi-
mentierer fich verbrauchen, und wenn der Name
Manet dabei als Äushängefchild herhalten muß,
fo fühlt man in folchen Äusftellungen, wie in
diefer, die Notwendigkeit, fich auf pch felbft zu
bepnnen. In der Impreffion allein liegt nicht das
Heil, und es müßte wahrhaßig kein Werdandi-
Bündler fein, der fich aus den lichten Farben-
harmonien Manets und Renoirs nach den mar-
kigen Linienzügen Dürers herausfehnte. Wenn
nicht alles trügt, fo bildet pch auch in Deutfch-
land ein malerifcher Stil aus, der, ohne auf Frank-
reich zu fchwören, deffen Errungenfchaften fich
zugute macht. Sein Siß ift allerdings weit ge-
nug von dem Wirkungsfeld kampfluftiger Kunft-
reifender der alleinfeligmachenden Eindrucks-
malerei entfernt. J. Beth.

EINE AUSSTELLUNG MÜNCHNER
KUNSTGEWERBES IN PARIS wird

im Herbftfalon diefes Jahres ftattpnden. Anläß-
lich der leßten Münchner Kunftgewerbeausftel-
lung im Jahre 1908 waren Frank Jourdain, der
Präfident des Herbftfalons und mehrere feiner
gleichgefinnten Freunde in München. Damals
fchon äußerten die Franzofen, daß fie es mit
Freude begrüßen würden, einmal die Münchner
bei fich zu Gafte haben zu dürfen. Als dann
auch im übrigen Paris die Münchner Äusftellung
von 1908 ein fo begeiftertes Echo fand, forderte
Frank Jourdain fchon im Winter desfelben Jahres
die Münchner Kunftgewerbler zu einer Sonder-
ausftellung im Herbftfalon offiziell auf. Da aber
gleichzeitig auf Anregung von Otto Grautoff
der Herbftfalon die Einladung zu einer Kollek-
tivausftellung unfres Hans von Marees nach

Deutfchland gerichtet hatte, erfchien es vorteil-
haft, die Kunftgewerbe-Äusftellung um ein Jahr
zu verfchieben. Nach dem glücklichen Erfolge
der Marees-Äusftellung bat der Herbftfalon auch
für die Münchner Kunftgewerbe-Äusftellung Otto
Grautoff um die Vermittlung für die weiteren
Verhandlungen. Es darf mit der größten Genug-
tuung begrüßt werden, daß Frankreich die Ini-
tiative zu folcher umfangreichen Äusftellung
Münchner Kunftgewerbes ergriffen hat, und da
fich alle Franzofen, die bisher Gelegenheit hatten,
diefes Kunftgewerbe kennen zu lernen, in der
anerkennenswerteften, ja teilweife begeifterten
Weife über die künftlerifchen Leitungen der
Fifcher, Seidl, Riemerfchmidt, Trooft, Schmithals,
Brauchitfch, Niemeyer, Paul, geäußert haben,
kann man wohl mit Recht auf einen fchönen
Erfolg diefer Äusftellung rechnen. In allen Kreifen
Münchens ift die Erwartung auf das erfte kol-
lektive Auftreten des Münchner Kunftgewerbes
in der franzöfifchen Hauptftadt fehr gefpannt;
liegt es doch audi im Intereffe der Stadt Mün-
chen, daß diefe Äusftellung ihren Künftlern einen
idealen Erfolg bringt. Wie verlautet, hat auch
die bayrifche Regierung für die Verwirklichung
diefes Planes fich lebhaft intereffiert. Und nach
allem was wir aus München hören, fcheint es,
daß das Komitee des Herbftfalons und die fran-
zöpfche Regierung den Münchner Künftlern das
größte und weitgehendfte Entgegenkommen be-
weifen, in dem fie ihnen ein Viertel der gefaul-
ten Ausftellungsräume zur freien Verfügung über-
laffen worden ift. Wir müffen freudig und dank-
bar anerkennen, daß die franzöfifchen Künftler
nun endlich einmal ihre Münchner Kollegen zu
Gafte bitten, nachdem fie felbft Jahrzehnte hin-
durch auf jeder Münchner Äusftellung unfere
Gäfte gewefen find. R. B.

BADEN-BADEN Am 19. März wurde hier
in der von Billing erbauten KUNSTHÄLLE die
zweite „Deutfche Kunftausftellung“ eröffnet
mit einem Material von über 500 Nummern.
Thoma und Trübner, die beiden großen Badenfer,
ftehen ganz im Vordergrund. Bei den Jungen
ift ihre Schulung überall fühlbar. Von älteren
Meiftern find noch vertreten Böcklin, Canon,
Feuerbach, Kaulbach, Leibi, Schirmer, Spißweg u.a.

St.

BERLIN ln der AKADEMIE DER KÜNSTE
ift eine Äusftellung amerikanifcher Künft-
ler zu fehen, die den Bemühungen des Herrn
Reifinger ihr Zuftandekommen verdankt. In den
Räumen, die man gewöhnt ift, mit hochgefpann-
ten Änfprüchen zu betreten, kann man fich des
Gefühls der Enttäufchung kaum erwehren. Nicht,

235
 
Annotationen