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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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7. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0279

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AUSSTELLUNGEN

Polen tätig waren, waren auch viele auswärtige
Künftler vertreten. Aus dem 18. Jahrhundert
hatten Greuze, Anton Graff, Pesne, Alexander
Roflin je ein Bild, aus fpäterer Zeit figurierten
Bildnijfe von Franz Lampi, Horace Vernet, Äry
Scheffer, Friedrich Amerling, Fr. Winterhalter
(lieben NN.), G. Wappers, Lenbadi. Unter den
Porträtminiaturen befanden fich je ein Werk
von P. Rotari und J. B. Ifabeg, unter den
Bildhauerarbeiten eine Marmorbüfte von Car-
peaux. Hiftorifch von großem Intereffe war das
unvollendete Porträt Marie Antoinettes von
Alexander Kucharfki aus dem Jahre 1790 (Be-
fißer Erzherzog Karl Stefan). P. E.

LONDON Messrs. OBÄCH&CO. 168, New
BondStreet: AquarelleundKohlenftiftzeichnungen
von H. Harpignies. Erftere ftammen teilweife aus
früheren Jahren, letztere, erftaunliche Stücke der
Beobachtungstreue und doch ficheren Synthefe
aus den leßten paar Jahren der Tätigkeit diefes
Veteranen der franzöfifchen Landfchaftsmalerei.

GOUP1L GALLERY, Regent Street: Sechs
gute Beifpiele der Kunft Le Sidaners.

DOWDESWELL GALLERY, New Bond Street:
„Romantifche Gärten“ von B. Parfons fürroman-
tifche Gemüter.

FINE ART SOCIETY, New Bond Street: Ca-
binet Pictures von L. Ginnett und Aquarelle
(Anfichten aus London, Rom und Venedig) von
W. Walcot: beide Kollektionen enthalten viel
Ungleichartiges; in beiden aber beweifen einige
Stücke ein gutes Können, das Schnellarbeit zu
verderben droht.

Messrs. SHEPHERD BROTHERS, 27 King
Street, St. James’s. Die Frühjahrsausftellung alt—
englifcher und ausländifcher Meifter bietet wieder
eine ganze Reihe intereffanter Werke, teilweife
von der Hand wenig bekannter und feltener
Künftler, die den Kennern und Liebhabern vor-
zuführen eine der Lieblingsaufgaben diefer Firma
bildet. Aus der Sammlung feien erwähnt von
englifchen Werken: ein „Mädchen mit Vogel“
aus der Schule Reynolds’; der fein durchgeführte
Kopf diefes feltfamen, puckartigen Kindes —
Reynolds hat es öfters gemalt — ift offenbar
von feiner eignen Hand; „Coyntess of Warwick“
von J. W. Chandler, ein ftark an Romney er-
innerndes Porträt von delikater Farbenwahl;
Gainsboroughs „Landfdiaft“, ein zartes Gebilde,
faft wie ein Paftell fo leicht hingefeßt, und John
Cromes: „Waldfzene“. Von dem von einem
deutfchen Vater ftammenden, in weiteren Kreifen
faft vergebenen englifchen Landfehafter E.J. Nie-
mann (1813—1876) fieht man hier ein ganz präch-
tiges, leben- und lufterfülltes Werk aus den

50er Jahren: „Salisbury“, kühn und infpiriert
gemalt, mit weit pch dehnender Ferne. Niemann
(teilte zwar in der Royal Academy aus, war
aber viel zu eigenartig und eigenwillig, um Auf-
nahme in den Kreis der Edlen zu erhalten. Mr.
G. H. Shepherd hat vor Jahren eine kleine Mo-
nographie über ihn gefchrieben (London, Simpkin,
Marfhall ufw.), die auch feine Hauptwerke auf-
führt. In ihr fpricht er von dem weiten Gebiet,
das diefer Landfehafter beherrfchte, dem jede
Spezialisierung zuwider war, der nur der Natur
nahe fein wollte, um ihr alle Geheimniffe ab-
zulaufchen, der, ähnlich wie einft Conftable, Jahre
lang auf dem Lande am Bufen der Natur fich
die beften Kräfte erworben und geftählt. — Von
ausländifchen Werken von befonderem Inter-
effe feien notiert: des Hamburger Joachim Luhne
(1620—1717) Porträt „Anna deBaville“, ein fein
durchgeführtes, farbenreiches Werk. Von Luhne
findet fich ein Selbftporträt im Braunfehweiger
Mufeum und eine Landfchaft in Hamburg; fo-
dann ein vlämifches Porträt, Friedrich Maarfelaar
darftellend, von einer folchen Frifche und Sicher-
heit der Durchführung, daß man faft an Rubens
denken möchte; ein tüchtiges Porträt des W.
Camden von der Hand Paul van Somers; ein
franzöfifches Stück: „Les Baigneuses“, deffen

feingemalter Brunnen rechts im Vordergrund an
Fragonard denken läßt; und fchließlich ein ftatt-
Jiches Porträt des Henry Voguell von Antoine
Pefne, Friedrichs des Großen Hofmaler. Diefes
Bild ift 1746 in Berlin von G. F. Schmidt ge-
ftochen worden.

In der Anfang März abgehaltenen JAHRES-
ÄUSSTELLUNG DER ROYAL AMATEUR ART
SOCIETY war eine Kollektion von Werken des
Daniel Gardner zu fehen,eines bis vorwenigen
Jahren faft vergebenen Künftlers des 18. Jahr-
hunderts, deben Werke jeßt hohe Preife er-
zielen. Gardner weift in der englifchen Kunft
des 18. Jahrhunderts, in feinen guten Stücken
wenigftens, eine ganz eigne Note auf, die ihn
unferer Zeit näher bringt. Seine Technik hat
faft etwas Nervöfes, ihr fehlt das allzu Glatte
und Weiche, und feine Aujfabung ift fchnell und
ficher.

Die 10. Jahresausftellung der Internationalen
Gefellfchaft der Bildhauer, Maler und
Radierer wird am 1. April in den GRAFTON
GALLERIES eröbnet werden. Bisher hatte die
Gefellfchaft ihre meift Tehr erfolgreichen Au-
fteilungen in der New Gallery abgehalten. Dort
wird aber bald, wie fchon gemeldet, ein fran-
zöfifdier Chef mit dem Küchenlöbel herrfchen.

Die Firma ROBERT W. PARTRIDGE hat fich
ein pompöfes Ausftellungshaus in 180, New Bond

Der Cicerone, II. Jahrg., 7. Heft. 18

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