Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (2.1910)

EIN FRÜHWERK DER DURLACHER FAYENCEFABRIK

Wir haben es alfo mit einem Erzeugnis zu tun, das in Durlach entftanden ift, alsPoft-
meifter Herzog, der Vorftand der Cotton- und Fayencefabriken-Kompagnie war. Daß man
damals bei den Verfuchen, die Fabrik wieder in Gang zu bringen, in erfter Linie [ich
[olcher Mufter bediente, wie fie aus Wachenfeldt-Wagners Zeit noch vorhanden gewefen
[ein mögen, darf uns nicht wundern. Erft unter Benckiefers Leitung, der einen erfahrenen
Fabrikanten anftellte, erhielt die Bemalung jenes charakteriftifches Gepräge, das uns Dur-
lacher Fayencen leicht erkennen läßt, und fich bis in die Spätzeit der Fabrik forterhalten hat.

Die technifche Behandlung unferer Platte, die 198 mm Durchmeffer hat, ift nicht fchlecht.
Die Glafur befitjt ziemlichen Glanz, ift aber auf der einen Seite zu dick aufgetragen und
darum am Rande auf der oberen und der unteren Seite in zahlreichen Fältchen zufammen-
gezogen. Das Blau der Malerei ift teilweife dick und fchwärzlich, teilweife heller und
durch zahlreiche Pünktchen getrübt. Der Ton des Scherbens ift hellgelb, wie der unglafiert
gebliebene Standrand des Bodens und eine von der Zinnglafur nicht überlaufene Stelle
am Rande erkennen läßt. Man fcheint eine ziemlich fein gefchlemmte Erde verwendet zu
haben, die fich mit der Zinnglafur gut verbunden hat; die Formung der löfächerigen
Platte ift forgfältig und gleichmäßig. Die Malerei zeigt eine gewiffe Ängftlichkeit, nament-
lich da, wo eine größere Fertigkeit, wie bei der Führung der drei Ringe, die das Landfchafts-
bild umziehen, nötig ift. Sie find mehrmals abgefetjt und nachgebeffert.

Alles in allem haben wir fomit ein, wenn auch im ganzen gelungenes Probeftück vor
uns, das vielleicht zur Auffindung noch weiterer früher Erzeugniffe Durlachs den Anftoß
geben kann.

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