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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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10. Heft
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Heuser, Emil: Das historische Museum der Pfalz in Speyer: zur Eröffnung des Neuen Hauses am 22. Mai 1910
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0395

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DAS HISTORISCHE MUSEUM DER PFALZ IN SPEYER


Hiftorifches Mufeum in Speyer. Seiten- und Riickanfidit

Untergefchoß bis zur Eingangshalle zurückgelangt, fo läßt man [ich auf einer breiten
Granittreppe ins Obergefchoß führen, um dort ebenfalls im Rundgang die Säle zu durch-
wandern.

In der Eingangshalle des Mufeums feffeln zunächft den Blick einige zwar befchä-
digte, aber doch noch künftlerifch wirkende alte Steinfiguren, nämlich eine fchön bewegte
Fortuna von Speyer, große, nackte Vollfigur aus der Spätzeit des 18. Jahrhunderts mit
flatterndem Tuch, fodann ihr gegenüber in einer Nifche die ebenfalls überlebensgroße be-
helmte Geftalt der Palatia von Oggersheim, am Treppenaufgang ein weinlaubbekränzter
Knabe mit einem Ziegenbock vom Schlöffe Karlsberg des Herzogs Karls II. von Pfalz-
Zweibrücken und ein über einer Schildkröte liegender Putto mit einer Schriftrolle, eine
Arbeit Verfchaffelts (18. Jahrh.). In diefem Raume find in einem Holzgerüft auch zwei
alte, in Speyer gegoffene Glocken von 1482 und 1624 aufgehängt; fie haben Infchriften,
zum Teil gefchichtlichen Inhalts, fowie figürlichen und ornamentalen Relieffchmuck auf-
zuweifen. Die Decke des Treppenhaufes ift mit einem großen Freskogemälde gefchmückt,
einer Idealgeftalt der Palatia von Profeffor Haueifen.

Von der Eingangshalle aus betritt man links von der Pforte des römifchen Lapida-
riums den Raum für Steinzeit und Bronzezeit. Man fieht darin mehrere hundert
Steinwerkzeuge und Tongefäße, zumeift aus Hockergräbern, auch gefchlagene Steinkeile
von nordifchem Typus, aber in der Pfalz ausgegraben, ferner Geräte vom Eyersheimer
Typus, Schwerter, Dolche, Beile, Schmucknadeln von Bronze, zwei fchwere goldene Arm-
ringe (von Böhl), Fingerringe von Gold und von Bronze u. a. m.

Gegenüber von diefem Raum ift der Eingang zu den Sammlungen der Eifenzeit mit
Funden der frühen Hallftattzeit, dabei das reiche Fürftengrab von Wollmesheim, deffen
Inhalt erft im Frühjahr 1910 durch Dr. Sprater, Konfervator des Mufeums für die alte
Zeit, ausgegraben und dem Mufeum zugeführt worden ift. Kunftvoller Schmuck aus
Bronze und zum Teil aus Goldblech bilden den Wert diefes feltenen Fundes. Hier fieht
man ferner die fchönen Bronzeräder eines Streitwagens (von Haßloch), fowie als be-

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