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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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10. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0424

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KLEINE LITERARISCHE NOTIZEN

Form, in der der Autor die Ergebniffe der frühe-
ren Forfchung (bis herauf zu den jüngften Publi-
kationen) zufammenfaßt, wie er fich mit fremden
Meinungen auseinanderfe^t und die eigene vor-
trägt; wo es möglich war, ift nicht nur die direkte
Provenienz der Stücke angegeben, fondern auch
auf die alten Inventare der beiden großen Samm-
lungen verwiefen, die „den Grundftock zu dem
heute begehenden Ganzen geliefert“ haben: die
Kunftkammer des Erzherzogs Ferdinand, die als
Ämbrafer Sammlung (nach Schloß Ambras in
Tirol) berühmt ift, und die hauptfädilich in den
Niederlanden erworbene Sammlung des Erz-
herzogs Leopold Wilhelm, von der wir durch
das vorzügliche Inventar aus dem Jahre 1659
und durch alte Abbildungen genaue Kenntnis
haben. V. F.

KLEINE LITERARISCHE NOTIZEN

MOSKAU. Die erfte Lieferung des hier un-
längft angezeigten, von Igor Grabar heraus-
gegebenen Sammelwerks „Gefchichte der Ruf-
fifchen Kunft“ (Verlag J. Knöbel) ift erfchienen
und präfentiert [ich in bezug auf Druck, Äus-
ftattung, Wahl und Ausführung der reichlichen
Illuftrationen, nicht nur für ruffifche Verhältniffe,
ganz vorzüglich. Inhaltlich befteht das fchöne
Quartheft aus einer umfangreichen Einführung
in die Gefchichte der ruffifchen Kunft aus der
Feder des Herausgebers, welche eine kurze Über-
ficht über alle Gebiete diefer Kunft gibt, fowie
zwei kleineren Ruffäljen: „Die ältefte Steinarchi-
tektur“ von Prof. G. Pawlußki und „Die Sophien-
kirche in Nowgorad“ von Ä. Schtfchuffew und
W. Pokrowsky.

Um das Werk auch Ausländern zugänglich zu
machen, follen demfelben fpäter ein kurzes
Äbrege des Textes in franzöfifcher Sprache, fo-
wie Überfefjungen der Auffchriften fämtlicher
Illuftrationen mit Namensregifter beigefügt wer-
den. Die Zufammenftellung diefes Äbrege hat
der franzöfifdie Kunftfchriftfteller Denis Roche
übernommen. P. E.

MÜNCHEN Bei Ernft Reinhardt hat der
Münchener Maler Paul Kaemmerer foeben

eine Brofchüre erfcheinen laffen, die „Tfchudis
Eingriffe in zwei Bilder des Rubens“ be-
titelt ift und vor allem gegen das Einfchlagen
des Bildes „Meleager und Ätalante“ Stellung
nimmt. Kaemmerer verfudit in genauer und
längerer Ausführung den Beweis zu führen, daß
die ehemalige Kompofition in Breitformat durch-
aus den Intentionen des Meifters entfprach und
von diefem eigenhändig, in fpäterer Weiterbil-
dung des Entwurfes in Hochformat, vollendet
fei. Auch bei den „ beiden Satyren “ fpricht
Kaemmerer Tfchudi jedes Recht zum Eingriff
ab. Wir werden im nächften Heft ausführlich
auf die Einwände des Münchener Maiers zu-
rückkommen.

PÄRIS Über die franzöfifche Keramik
vom 12. bis zum 15. Jahrhundert hat Lucien
Magne, Generalinfpektor der franzöfifchenKunft-
denkmäler, dem Verein der franzöfifchen Künfte
einen Bericht geliefert, in dem er feine lang-
jährigen, hiftorifchen Studien auf diefem Gebiet
zufammenfaßt. Magne erklärt, daß während
diefer Epoche die farbige Behandlung der Ke-
ramik und des Emails in Poitiers und Änvers
ebenfo reich gewefen fei wie die Teppiche des
Orients. Von 1384 bis 1387 habe in Poitiers
eine Kachelfabrik exiftiert, zu deren Leitung
man einen Sarazenen aus Valencia berufen habe,
um die Bearbeitung der zinnhaltigen Emaille und
der goldkäferfarbigen Fayenzen in Frankreich
einzuführen. Magne hat im Schlöffe von Seau-
mur Fliefen entdeckt, die im Äusfehen und in
der Technik denen der Alhambra gleichen. Aus
feinen weiteren Unterfuchungen ergab fich, daß
fich in Frankreich im 14. Jahrhundert keramifche
Werkftätten befanden, die die perfifcheund mau-
rifche Technik kannten und ausübten.

Der italienifche Dichter Gabriele d’Ännun-
zio, der fich zurzeit in Paris aufhält, hat für
die Reproduktion der im Louvre befindlichen
Zeichnungen Pifanellos ein franzöfifches Finanz-
konfortium gegründet, das die Koften der Re-
produktion und des Vertriebes auf fich nimmt,
um diefe koftbaren Zeichnungen der Allgemein-
heit zugänglich zu machen. O. G.

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