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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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11. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0466

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reichtum fowie die Lichtbehandlung und Kom-
pofition die gewohnte Art des Meifters verraten.

Ich erwähne noch ein gutes männliches Por-
trät von Frans Pourbus und eine Madonna
von van Ooft II. Die fogenannten Teniers der
Äusftellung verdienen dagegen keine Beachtung,
während fich unter den „Unbekannten“ ein cha-
rakteriftifcher, auf den erften Bück zu erkennen-
der David Vindcboons befindet (Mufikant mit
Gaffenbuben), der zum Überfluß das Monogramm
und die Jahreszahl 1606 trägt. Die Lütticher
Schule hat troß der Bilder von Cairene und
Coclers nichts Bemerkenswertes; nur ein D.
Flance verdient einiges Intereffe. Wegen der
Seltenheit mag Erwähnung finden eine „Älle-
mande“ (Tanz) von M. C. Blommaerdt, der
bei von Wurzbach nur mit dem Braunfchweiger
Bild genannt ift.

Die ausländifchen Schulen find durch Raeburn,
Romney, Ällegri, Rugendas vertreten.

Außerdem enthält die Äusftellung eine japa-
nifche Äbteilung, Kupferftiche, Zeichnungen und
Miniaturen, darunter ein vorzügliches Porträt
von Elifabeth von England (1593). q cau 11 et

MÜNCHEN Der KUNST VEREIN bietet
gegenwärtig in den oberen Räumen eine Lin-
denfchmit-Gedächtnisausftellung, die von Arbei-
ten feiner Schüler aus der Zeit feiner Lehrtätig-
keit an der Münchener Akademie ergänzt wird.
Dabei pnd von befonderem Intereffe die Arbeiten
des Künftlers aus der Frühzeit, die ihn gegen-
über den wohlbekannten fpäteren Hiftorien- und
Genrebildern von durchaus neuen Seiten zeigen.
Namentlich find aus der Äntwerpener und Pa-
rifer Zeit (1849—1853) höchft wertvolle Studien
und Skizzen anwefend, die den Meifter auf ma-
lerifchen Bahnen zeigen, wie fie kaum trefflicher
die älteren franzöfifchen Impreffioniften, nament-
lich die Barbizoner befchritten haben. Manche
feiner Landfchaften gemahnen direkt an leßtere,
und mit Bedauern peht man, wie der Künftler
in der Folgezeit die fchönen Anfänge verläßt,
um der Öde der akademifchen Kompofition den
Tribut zu zollen. Doch pnd auch aus der Spät-
zeit noch einzelne gehaltvolle Malereien, befon-
ders Porträts vorhanden.

Die Schülerausftellung tutLindenfchmits enorme
Lehrbegabung dar. Eine Reihe heute wohlbe-
kannter Leute pnd aus feiner Schule hervorge-
gangen, fo Samberger, Harburger, Gebhardt,
Marr, Egger-Lienz, Hirth du Frenes, Ä. Zimmer-
mann u. a. Diefe alle pnd auf der Äusftellung
charakteriftifch vertreten, auch weitere Linden-
fchmitfchüler, wie F. von Keller, T. Blau-Lang,
Koch, Haffelbach, Tobler, Shirlaw, Bios, Heyer-

AUSSTELLUNGEN

dahl, Steinheil, J. von Gietl und Steinmeß-Noris
zeigen Schönes vor.

Der KUNSTSALON W. ZIMMERMANN tritt
mit einer kleinen Franzofenausftellung hervor,
die namentlich Werke der großen Generation
um 1830 bringt. Gericault, Delacroix, Daumier,
Courbet find mit teilweife fchon bekannten, aber
hochintereffanten Werken vertreten, von Millet
ift ein delikates frühes Damenbildnis, von Couture
eine malerifch warm gehaltene Kompofitions-
fkizze da. Audi von Ch. Jacques und Touloufe
Lautrec fieht man bedeutende Stücke, ihnen
reiht fich ein jüngerer Graphiker J.E. Laboureur
mit zahlreichen feiner Blätter würdig an. Geift,
Reichhaltigkeit des Ausdrucks und lateinifches
Formgefühl zeichnet diefe durchweg aus, nicht
zuletzt auch eine exquifite Beobachtung der Dinge.

Die GALERIE HEINEMANN eröffnet heute
Kollektiv-Äusftellungen von Profeffor Georg
Sauter-London und Jofef Oppenheimer-
Berlin. Beide Künftler, die zu den ftändigen
Gäften derSezeffion gehören, treten zum erften
Male mit größeren Kollektionen vor das Mün-
chener Publikum.

ln der MODERNEN GALERIE im Ärcoplais
kommt Guftav Bechler mit nahezu 20 feiner
neueften Arbeiten zum Wort. Man fieht ihn
mit Vergnügen aus feiner früheren holzfchnitt-
artigen, kolorierenden Manier zu einer weit
malerifchen Änfchauung übergehen.

Die Jahresausftellung 1910 im Glaspalaft
wurde Mittwoch, den 1. Juni feierlich eröffnet.
Die Jury hat heuer ftreng ihres Amtes gewaltet,
fo daß das Niveau diefer großen Revue gegen
die lebten Jahre bedeutend gehoben ift.

Die „Scholle“ hat in ihrer Sißung vom 13. Mai
befchloPen, fich an der diesjährigen Jahresaus-
ftellung nicht zu beteiligen. Die Gründe liegen
hierfür u. a. in dem Umftande, daß eine An-
zahl ihrer Mitglieder diefes Jahr mit größeren
Aufträgen befchäftigt war. Die Vereinigung hatte
fchon lange geplant, einen zweijährigen Termin
für ihre Äusftellungen anzufeßen.

Zweite juryfreie Äusftellung. Die für
25. Mai geplante Eröffnung der Äusftellung, die
vom Deutfchen Künftlerverband München in der
ftädtifchen Schrannenhalle arrangiert wird, mußte
um etwa acht Tage hinausgefchoben werden; die
notwendigen Einbauten zur günftigen Plazierung
der eingelaufenen 919 Gemälde und einige Dif-
ferenzen zwifchen Hängekommiffion und Ver-
bandsmitgliedern haben eine Verzögerung der

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