Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910
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DOI Heft:
11. Heft
DOI Artikel:Institute und Vereine
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INSTITUTE UND VEREINE
bei Tacitus Gorneas benannt — und wurden
zum erftenmal im vorigen Jahr von einer Ex-
pedition unter Leitung des Akademikers, N. J.
Marr, unterfucht, welche von der klaffifchen Ab-
teilung der Ärcheologifchen Gefellfchaft zu St.
Petersburg ausgerüjtet war. Der Tempel wurde
vor einigen Jahrhunderten durch ein Erdbeben
zerftört, und feine Ruinen, die bei den Ein-
wohnern des Kaukafus der Tiridatthron genannt
werden, bildeten ein wildes Gemifch von Unge-
heuern Steinquadern, Säulenreften, Friefen ufw.
Es gelang der Expedition die Grundmauern
freizulegen und feftzuftellen, das es fich um einen
griechifch-römifchen Tempel mit 24 jonifchen
Säulen handelt, an welchen fpäter eine chriftliche
Kirche angebaut war. Die Säulen, Friefe, Är-
chitrove find mit intereffanten Ornamenten, vor-
wiegend ausÄkantusblättern,gefchmückt; irgend-
welche Statuen und Äuffchriften find bisher noch
nicht gefunden worden. Marr nimmt als Ent-
ftehungszeit des Tempels die Regierung des
armenifchen Königs Tiridath des Großen, des
Zeitgenoffen Diocletians, alfo das 4. Jahrhundert
an. Smirnow dagegen meint, geftütjt auf den
Charakter der Ornamente, daß der Tempel viel
früher, Ende des 2. oder Beginn des 3. Jahr-
hunderts, ebenfalls während der Tiridathen-
dynaftie entftanden fei, wahrfcheinlich zu Ehren
der römifchen Kaifer. Jedenfalls haben wir hier
den einzigen bisher in Rußland aufgefundenen
Tempel aus römifcher Epoche, der zweifellos
von griechifchen Meiftern erbaut ift. Die Ex-
pedition wird ihre Untersuchungen in Garni im
Laufe diefes Sommers fortfei^en. P. E.
MÜNCHEN Der Verband Deutfcher
Kunftvereine, der im Juni vorigen Jahres in
Wiesbaden ins Leben gerufen wurde, hielt am
23. und 24. Mai d. J. im Münchener Kunftge-
werbehaufe feine 1. ordentliche Mitglieder-
verfammlung ab, die von Vertretern der Kunft-
vereine Augsburg, Barmen, Dresden, Hannover,
Karlsruhe, Kaffel, Köln, Leipzig,. Magdeburg,
Mannheim, München, Rheinland-Weftfalen in
Düffeldorf, Stuttgart und Wiesbaden befucht war.
Der Verbandsvorfifjende, k. Rat und Direktor
des ftädt. Vermeffungsamtes Loen, erfter Vor-
ßfeender des Kunftvereins München, hieß die
Verfammlung namens des Kunftvereins München
herzlich willkommen und fprach die Hoffnung
aus, daß es dem Verbände gelingen möge, die
Künftlerfchaft zu überzeugen, daß die Kunftver-
eine zu ihrem, der Künftler, Vorteil gefchaffen
feien und daß fie den Künftlern eine helfende
Hand bieten. Der 2. Verbandsvorfitjende, Direktor
Pixis des Münchener Kunftvereins, übernahm
darauf die Leitung des gefchäftlichen Teils der
Tagesordnung und zollte zunädift dem verdor-
benen Äusfchußmitglied Profeffor Richard Stier
(Stuttgart), dem geiftigen Vater des Verbandes,
anerkennende Worte. Än feine Stelle wurde
Geheimrat Dr. Schelcher-Dresden in den Äus-
fchuß gewählt. Als Schriftführer wurde Kunft-
hiftoriker Dr. Reiche-Barmen gewählt. Der
Rechenfchaftsbericht des Verbandes läßt die reiche
Fülle des Materials erkennen, das dem Ausfchuffe
zur Behandlung zugewiefen ift. Mit der Deut-
fchen Kunftgenoffenfchaft fei eine befriedi-
gende Verftändigung erzielt worden. Hinfichtlich
der Veranftaltung von Wanderausftellungen, Ab-
fchlüffen mit Verficherungsgefellfchaften und Spe-
diteuren, Bekämpfung der Äuswüdife im Kunft-
handel, Förderung des Äbfafees von Kunftwer-
ken durch Schaffung eines Generalnachweifes
und anderer Punkte find Verhandlungen einge-
leitet worden, die günftige Ergebniffe erhoffen
laffen. Vor 3 Wochen ift der Verband in das
Ämtsregifter in München eingetragen und ihm
das Recht einer juriftifdhen Perfon zugeftanden
worden.
In der Diskuffion über den Rechenfchaftsbericht
kam allgemein die Änficht zum Ausdruck, es foll
für Kollektivausftellungen, die zwifchen den Ver-
bandsvereinen reifen, prinzipiell Frachter-
mäßigung erftrebt werden. Der Ausfchuß wurde
beauftragt, an die Kultusminifterien der deut-
fchen Bundesftaaten diesbezügliche Eingaben zu
machen. Als Jahresbeitrag für die Jahre 1910
und 1911 follen entgegen einem Vorfchlag des Äus-
fchuffes auf Einführung einer Grund- undZufafs-
taxe pro Stimme von jedem Verbandsverein zwei
vom Taufend derjahreseinnahme aus den eigenen
Mitgliederbeiträgen erhoben werden. Der bis-
herigeÄusfchuß wurde durch Akklamation wieder-
gewählt, ebenfo München als Vorort für die
nächften zwei Jahre. Mehrere Stunden ein-
gehender Erörterung beanfpruchten die Äus-
ftellungsbeftimmungen, die für alle Verbandsver-
eine als bindend erklärt wurden. Sie enthalten
die Maximalgrenze deffen, was die Kunftvereine
den ausftellenden Künftlern zubilligen können.
Von wefentlicher Bedeutung find die Beftim-
mungen über die Haftpflicht und über die Tragung
der Frachtkoften. Die Intereffen der Künftler
wurden bei diefer fchwierigen Materie und bei
den übrigen Fragen durch Redakteur Helwag
der „Werkftatt der Kunft“ als Delegierter der
Deutfchen Kunftgenoffenfchaft vertreten.
Direktor Pixis gab darauf eine fehr intereffante
Statiftik über eine Anzahl deutfcher Kunftvereine
bekannt. Es wurden nämlich an 118 deutfche
Kunftvereine in Deutfchland, Öfterreich und der
Schweiz Fragebogen hinausgegeben, die bis
jefet von 35 Vereinen beantwortet worden find.
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bei Tacitus Gorneas benannt — und wurden
zum erftenmal im vorigen Jahr von einer Ex-
pedition unter Leitung des Akademikers, N. J.
Marr, unterfucht, welche von der klaffifchen Ab-
teilung der Ärcheologifchen Gefellfchaft zu St.
Petersburg ausgerüjtet war. Der Tempel wurde
vor einigen Jahrhunderten durch ein Erdbeben
zerftört, und feine Ruinen, die bei den Ein-
wohnern des Kaukafus der Tiridatthron genannt
werden, bildeten ein wildes Gemifch von Unge-
heuern Steinquadern, Säulenreften, Friefen ufw.
Es gelang der Expedition die Grundmauern
freizulegen und feftzuftellen, das es fich um einen
griechifch-römifchen Tempel mit 24 jonifchen
Säulen handelt, an welchen fpäter eine chriftliche
Kirche angebaut war. Die Säulen, Friefe, Är-
chitrove find mit intereffanten Ornamenten, vor-
wiegend ausÄkantusblättern,gefchmückt; irgend-
welche Statuen und Äuffchriften find bisher noch
nicht gefunden worden. Marr nimmt als Ent-
ftehungszeit des Tempels die Regierung des
armenifchen Königs Tiridath des Großen, des
Zeitgenoffen Diocletians, alfo das 4. Jahrhundert
an. Smirnow dagegen meint, geftütjt auf den
Charakter der Ornamente, daß der Tempel viel
früher, Ende des 2. oder Beginn des 3. Jahr-
hunderts, ebenfalls während der Tiridathen-
dynaftie entftanden fei, wahrfcheinlich zu Ehren
der römifchen Kaifer. Jedenfalls haben wir hier
den einzigen bisher in Rußland aufgefundenen
Tempel aus römifcher Epoche, der zweifellos
von griechifchen Meiftern erbaut ift. Die Ex-
pedition wird ihre Untersuchungen in Garni im
Laufe diefes Sommers fortfei^en. P. E.
MÜNCHEN Der Verband Deutfcher
Kunftvereine, der im Juni vorigen Jahres in
Wiesbaden ins Leben gerufen wurde, hielt am
23. und 24. Mai d. J. im Münchener Kunftge-
werbehaufe feine 1. ordentliche Mitglieder-
verfammlung ab, die von Vertretern der Kunft-
vereine Augsburg, Barmen, Dresden, Hannover,
Karlsruhe, Kaffel, Köln, Leipzig,. Magdeburg,
Mannheim, München, Rheinland-Weftfalen in
Düffeldorf, Stuttgart und Wiesbaden befucht war.
Der Verbandsvorfifjende, k. Rat und Direktor
des ftädt. Vermeffungsamtes Loen, erfter Vor-
ßfeender des Kunftvereins München, hieß die
Verfammlung namens des Kunftvereins München
herzlich willkommen und fprach die Hoffnung
aus, daß es dem Verbände gelingen möge, die
Künftlerfchaft zu überzeugen, daß die Kunftver-
eine zu ihrem, der Künftler, Vorteil gefchaffen
feien und daß fie den Künftlern eine helfende
Hand bieten. Der 2. Verbandsvorfitjende, Direktor
Pixis des Münchener Kunftvereins, übernahm
darauf die Leitung des gefchäftlichen Teils der
Tagesordnung und zollte zunädift dem verdor-
benen Äusfchußmitglied Profeffor Richard Stier
(Stuttgart), dem geiftigen Vater des Verbandes,
anerkennende Worte. Än feine Stelle wurde
Geheimrat Dr. Schelcher-Dresden in den Äus-
fchuß gewählt. Als Schriftführer wurde Kunft-
hiftoriker Dr. Reiche-Barmen gewählt. Der
Rechenfchaftsbericht des Verbandes läßt die reiche
Fülle des Materials erkennen, das dem Ausfchuffe
zur Behandlung zugewiefen ift. Mit der Deut-
fchen Kunftgenoffenfchaft fei eine befriedi-
gende Verftändigung erzielt worden. Hinfichtlich
der Veranftaltung von Wanderausftellungen, Ab-
fchlüffen mit Verficherungsgefellfchaften und Spe-
diteuren, Bekämpfung der Äuswüdife im Kunft-
handel, Förderung des Äbfafees von Kunftwer-
ken durch Schaffung eines Generalnachweifes
und anderer Punkte find Verhandlungen einge-
leitet worden, die günftige Ergebniffe erhoffen
laffen. Vor 3 Wochen ift der Verband in das
Ämtsregifter in München eingetragen und ihm
das Recht einer juriftifdhen Perfon zugeftanden
worden.
In der Diskuffion über den Rechenfchaftsbericht
kam allgemein die Änficht zum Ausdruck, es foll
für Kollektivausftellungen, die zwifchen den Ver-
bandsvereinen reifen, prinzipiell Frachter-
mäßigung erftrebt werden. Der Ausfchuß wurde
beauftragt, an die Kultusminifterien der deut-
fchen Bundesftaaten diesbezügliche Eingaben zu
machen. Als Jahresbeitrag für die Jahre 1910
und 1911 follen entgegen einem Vorfchlag des Äus-
fchuffes auf Einführung einer Grund- undZufafs-
taxe pro Stimme von jedem Verbandsverein zwei
vom Taufend derjahreseinnahme aus den eigenen
Mitgliederbeiträgen erhoben werden. Der bis-
herigeÄusfchuß wurde durch Akklamation wieder-
gewählt, ebenfo München als Vorort für die
nächften zwei Jahre. Mehrere Stunden ein-
gehender Erörterung beanfpruchten die Äus-
ftellungsbeftimmungen, die für alle Verbandsver-
eine als bindend erklärt wurden. Sie enthalten
die Maximalgrenze deffen, was die Kunftvereine
den ausftellenden Künftlern zubilligen können.
Von wefentlicher Bedeutung find die Beftim-
mungen über die Haftpflicht und über die Tragung
der Frachtkoften. Die Intereffen der Künftler
wurden bei diefer fchwierigen Materie und bei
den übrigen Fragen durch Redakteur Helwag
der „Werkftatt der Kunft“ als Delegierter der
Deutfchen Kunftgenoffenfchaft vertreten.
Direktor Pixis gab darauf eine fehr intereffante
Statiftik über eine Anzahl deutfcher Kunftvereine
bekannt. Es wurden nämlich an 118 deutfche
Kunftvereine in Deutfchland, Öfterreich und der
Schweiz Fragebogen hinausgegeben, die bis
jefet von 35 Vereinen beantwortet worden find.
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