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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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12. Heft
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Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN

tiges Urteil darüber erlauben, ob Holland auch
in diefer ganz einzigartigen Richtung der Malerei
Bedeutendes hervorgebracht habe. Somit war
der Plan des Rotterdamer Kunftvereins, eine
Äusfteliung von vornehmlich holländifchen Por-
trätminiaturen zu veranftalten, nur mit großer
Freude zu begrüßen. Äm 27. März wurde diefe
Ausstellung eröffnet und währte bis zum 16. Mai.
Nicht allein vom eigenen Lande, fondern auch
vom Auslände wurde pe befchickt. Im ganzen
zählte der mit vielen Abbildungen versehene
Katalog 864 Porträts auf, die größtenteils mit
Leimfarben auf Elfenbein oder Pergament ge-
malt waren. Es befanden fich darunter auch
mehrere in Ölfarben und in Email und einige
wenige kleine, aber nicht als Miniaturen anzu-
fprechende, Ölbildniffe. Die meiften waren in
der zweiten Hälfte des 18. und in der erften
des 19. Jahrhunderts entftanden. Durch diefe
Äusfteliung hoffte man, was ich bereits oben
erwähnte, und was auch in der Einleitung des
Katalogs als Zweck der Veranftaltung hinge-
ftellt wurde, vielleicht eine Antwort auf die Frage
zu erhalten: „Haben auch die Niederlanden
in diefer ganz eigenartigen Kunft einen
ehrenvollen Plaß bekleidet?“

Ift es nun nach diefer Äusfteliung in der Tat
möglich, ein endgültiges Urteil über die Bedeu-
tung der holländifchen Porträtminiaturiften ab-
zugeben? Ich glaube wohl. Bei der Beurtei-
lung kommen vor allem natürlich die eigent-
lichen Porträtminiaturen in Leimfarbe auf Elfen-
bein und Pergament in Betracht, erft in zweiter
Linie die in Öl; die Emailporträts dagegen
fcheiden ganz aus, weil in zu geringer Anzahl
(11 Stück). Zunächft berückfichtige ich die eigent-
lichen Porträtminiaturen. Unter diefen fehlten
allerdings Arbeiten von z. B. Le Blon, Jo-
han Chriftoffel Balthafar Gerbier u. a.; dafür
waren aber G. J. van den Berg, D. Bruyninx,
J. Marinkelle, H. Wolters—van Pee und L.
Temminck mit guten Arbeiten vertreten. Dazu
kam noch eine Stattliche Reihe von Bildniffen
anderer, bekannter und unbekannter Meifter.
Diefe Werke zufammengenommen geftatteten
m. E. einen Überblick über die holländifchen
Porträtminiaturen, und fomit dürfen wir uns
auch ein Urteil über die Leiftungen diefer
Kunftrichtung in Holland erlauben; denn nicht
die guten Arbeiten des einen oder anderen er-
wähnenswerten Künftlers beftimmen das Niveau
einer ganzen Richtung. Faffe ich nun den Ein-
druck, den ich bei der Betrachtung der Werke
erhielt, in kurzen Worten zufammen, fo muß
ich leider behaupten, daß den holländifchen
Porträtminiaturen etwas Dilettantifch-Unficheres
anhaftet, vor allem in der Technik, viel we-

niger in der Zeichnung und Kompofition. Diefen
Eindruck verftärkte ein Vergleich mit ausgeftellten
Miniaturen fremder Schulen, z. B. aus der eng-
lifdien, fo mit Nr. 150 von Hoskins (Äbb. i.
Kat.) und Nr. 217 von Olivier (Äbb. i. Kat.).
Diefer offenfichtliche Mangel der holländifchen
Porträtminiaturen befonders in der Technik
legt uns die Frage nahe, wie es mit den Por-
trätminiaturen in Ölfarbe fteht. Hierin find die
Holländer wieder unerreicht. Ich verweife nur
auf die ausgeftellten Porträts von Terborch
(Nr. 789) und Frans van Mieris (Nr. 796, 797 und
798). Aber Ölbildniffe, wenn fie auch noch fo
kleine Dimenßonen annehmen, find nicht die
eigentlichen Porträtminiaturen. Zu diefen ge-
hören eben in erfter Linie die Arbeiten in
Leimfarbe auf Elfenbein und Pergament. Und
in diefer Hinficht hat die Äusfteliung gelehrt:
Die holländifchen Porträtminiaturen
ftehen an Bedeutung den Werken der-
selben Richtung anderer Schulen zurück,
wofür der Grund wahrscheinlich in der,
in Holland nur nebenbei ausgeübten,
Wafferfarbentechnik zu fuchen ift.

Kurt Erasmus.

SEVILLÄ Im PALAIS ÄLCÄZÄR ift unter
dem Protektorat des Königs und der Königin
eine Äusfteliung altfpanifcher Bildniffe eröffnet
worden. Unter den 185 Gemälden feien hervor-
gehoben: Zurbaran, Don Diego Buftos de Lara,
Don Gonzalo Buftos de Lara, Eine Dame vor
einem Altar knieend, umgeben von zahlreichen
Perfonen (Befißer Jofe Pintado), Älonfo Cano,
Erfcheinung der Jungfrau (Befißer Marquis de
San Gil). Murillo, Dona Maria Felizes, Diego
Maeftre (Befißer Marquifa de Gomez de Barreda),
ein Unbekannter (Comte d’Ängier), Don Pedro
de Urbina (Baron de Monte Palacio), D. Ferdi-
nand de Contreras (Befißer Jacobo Lopez Cepero).

STUTTGART Die Äusfteliung moderner
deutfeher Ehrenpreife und Ehrenurkunden
im LÄNDESGEWERBEMUSEUM ift eröffnet
worden. Äbgefehen von einer Anzahl von
Bismarckurkunden aus dem Mufeum in Schön-
haufen, die als hiftorifche Abteilung gelten kön-
nen, und den Werken, die der König von Würt-
temberg und Graf Zeppelin zur Verfügung
geftellt haben, find zahlreiche hervorragende
Künftler aus ganz Deutschland auf der Äusfteliung
vertreten. Wir nennen nur die Namen Bayer-
Elberfeld, Behrens, Belwe, Benirfchke, Beyer-
Zwickau, Bifchoff, Boffelt, Buhtz, Cilfarz, Deb-
fdiiß, Dobert, Ehmcke, Feiftel-Rohmeder, Feiger,
Gahr, Gehrts, Groß, Halmhuber, Zeichenakademie

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