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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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12. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0506

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STATTGEHABTE AUKTIONEN

MÜNCHEN Hm 6. Juli findet in der Galerie
Helbing in München die Verfteigerung einer
reichhaltigen Sammlung von Gemälden moderner
Meifter ftatt. Der Nachlaß des verdorbenen
Herrn L. Ricard, Frankfurt a. M., der Befife der
FrauNaeher, Lindau und der künftlerifche Nach-
laß des Landfchaftsmalers Profejfor Waldemar
Knoll find mit einigen kleineren Beiträgen ver-
einigt worden. Es find viele Schulen der Ma-
lerei des 19. Jahrhunderts mehr oder minder
reich vertreten. Natürlich dominiert die Münchner
Kunft v. Älbrecht Adam, Ä. Braith, Defregger, Ä.
Lier, K. Rottmann, Schleich d. Ä., Äug. Seidel,
C. Spijjweg, Ä. Stäbli und viele Zeitgenoffen,
namentlichLandfchafter finddurch charakteriftifche
Werke repräfentiert. Von Hans von Marees
ift ein fehr intereffanter Studienkopf, von Len-
bach find fechs Studien feiner Frühzeit und ein
für fein Schaffen außerordentlich charakteriftifches
Porträt einer Dame mit Kind vorhanden. Von
Herrn. Kaulbach, Willroider und Stuck finden
fich bemerkenswerte Arbeiten in der Sammlung.
Äußer einem vorzüglichen Achenbach trifft
man mehrere gute moderne Franzofen (vor
allem Courbet, dann Gericault, Michel ufw.)
einige Engländer und Schotten, mehrere Italiener
(Favretto, Luigi Nono u. Ä.), ungarifdie und
ruffifche Meifter. — Der Nachlaß des in Koburg
verdorbenen Landfchafters Waldemar Knoll
enthält hauptfächlich Gemälde, Aquarelle und
Studien aus dem fpeziellen Schaffensgebiete des
Künftlers: der Schilderung der wilden Schön-
heit der Kaukafuslandfchaft aber auch Bilder
aus der Eifel, aus dem Rheintale, dem Elfaß
und dem Schwarzwald. — Der Katalog der
auf 16 Lichtdrucktafeln mehrere der beften Bilder
der Sammlung reproduziert, ift von Hugo Hel-
bing, München, zu beziehen.

Stattgehabte Auktionen

VOM PARISER KUNSTMÄRKT Am

23. Mai kam die bedeutende Sammlung alter
Fayencen des verftorbenen Sammlers Singher
aus Mans zur Verfteigerung, die 164447 fs. er-
brachte. Die einzelnen Stücke diefer Kollektion
wurden fehr hoch bezahlt.

Nr. 79. Das große Schreibzeug mit zwei Etagen,
Bailuftraden, Lichthaltern und Figuren in alter
Fayence aus Rouen, in blauem Camaieu auf dot-
tergelbem Grunde verziert, hat den höchften
Preis erreicht, den man je für ein Stück aus
Rouen gegeben hat. Es war mit 25000 fs. an-
gelegt worden und wurde tro£ verfchiedener
Reparaturen und Sprünge im Deckel von Selig-
mann, im Verein mit Caillot, bis auf 40000 fs.
getrieben.

Nr. 90. Ein ausgeweitetes Horn auf Fußgeftell,
in blau mit Cupido und Faunen verziert, für das
man 3000 fs. verlangte, wurde Herrn Laniel für
5500 fs. zugefprochen. Nr. 76. Für ein Körbchen
in Blau und Rot hat Weinberg 925 fs. bezahlt.
Nr. 92. Eine vielfarbige Zuckerdofe hat Pifani
für 985 fs. erworben; Teller find im Preife von
500 bis ungefähr 1000 fs. verkauft worden.

ln den Stücken aus Mouftiers hat Nr. 32, eine
Puderdofe, mit Blumen und Wappen in Farben
verziert, Deckel mit Malereien, die auf 3000 fs.
angefefet war, von Frau Alain gegen die Herren
Caillot und Pifani auf 4200 fs. getrieben wor-
den. Diefelbe hat für zwei Teller mit Seeland-
fchaften 1100 fs. gezahlt. In den Fayencen aus
Nevers, die weniger in Gunft find, hat ein fehr
großes Becken, das gelb und weiß verziert war
auf blauem Grunde, nur 1855 fs. auf Angebot
von Caillot erreicht, während es mit 4000 fs.
angefeljt war.

Unter den Marfeiller Fayencen find zwei far-
bige, reftaurierte Sahnetöpfchen von Frau Alain,
angeboten für 200 fs., bis auf 800 fs. getrieben
worden. Frau Alain hat auch, Nr. 16, eine felt-
fame kleine Hängelampe, die in blau verziert
war, mit 1600 fs. bezahlt.

Am zweiten Tage wurden 15000 fs. von Caillot
für (Nr. 207) eine Suppenfchüffel in altem Fay-
ence von Sceaux, verziert mit Vögeln in Land-
fchaften und Seelandfchaften in Farben, bezahlt.

Für einen großen Präfentierteller aus Rouen,
der mit einer Kindergruppe in blauem Camaieu
auf gelbem Grunde verziert ift, beim Verkauf
Joffe im Jahre 1894 3800 fs. erzielt hatte, wurde
von Seligmann mit 9500 fs. (verlangt 8000 fs.)
bezahlt. In den Delfter Fayencen ift ein großes
Tableau, das aus farbigen Fließen zufammen-
gefejjt ift und eine Blumenvafe darftellt, von
Pifani für 3000 fs. angekauft worden und Fuld
hat eine Zuckerdofe mit chinefifcher Verzierung
für 1325 fs. erftanden.

Die Privatfammlung moderner Gemälde von
Franz Goerg am 30. Mai erbrachte 415600 fs.
Auch diefe Auktion geftaltete fich recht lebhaft.
Bemerkenswert war auch in diefer Verfteigerung
das geringe Intereffe für Carriere.

Nr. 12. Boudin, Der Hafen von Le Havre
(verl. 4000 fs.) an Georges Bernheim: 3700 fs.;
Nr. 13. Carriere, Frauenporträt (verl. 1000 fs.)
an Bruhl: 1100 fs.; Nr. 14. Derf., Die Lektüre,
an Deloir: 1900 fs.; Nr. 18. Corot, Die Furt
(verl. 2500 fs.) an Favre: 1520 fs.; Nr. 19. Derf.,
Der Pfad der Kühe (verl. 5000 fs.; reftauriert)
an Rouffel: 12500 fs. (in der Verfteigerung Corot
1875 für 1005 fs. verkauft); Nr. 20. Dagnan-
Bouveret, Frau in Weiß auf einem Eisberge

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