Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910
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DOI Heft:
14. Heft
DOI Artikel:Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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VON DEN AUKTIONEN
gefchrieben, 130 gs. (Dowdeswell). Auktion
bei Chriftie am 23. Juni: Ein Reliquiarium aus
Bergkriftall, 16. Jahrh. italienisch, in der Geftalt
eines Tempels mit einer Figur des predigenden
Chrijtus, „£'3465 (C. Wertheimer).
KUNSTMÖBEL. Verkauf der Wallerfamm-
lung bei Chriftie am 8. Juni: Eine Garnitur
Louis XVI., gejchnißt und bezogen mit alten
Äubuffonwebereien: Kinder nach Boucher und
Tiere nach J. B. Oudry darftellend, £ 2900
(Duveen); eine dito Garnitur mit Szenen aus La
FontainesFabeln, „£'1680(Duveen); eineLouisXVI
Kommode, den Namen N. Petit tragend, 280 gs.;
ein Louis XVI. Marqueterietifch, 26 inches breit,
470 gs.; eine dito Kommode, J. Dubois, 340 gs.;
eine dito Uhr (aus der Sammlung Rospigliofi),
600 gs. (Stettiner); ein Marqueteriekabinet, 50 in-
ches hoch und 54 inches lang, R. Lacroix, 1550 gs.;
ein Louis XV. Marqueteriekabinet, F. Reizeil,
600 gs. (R. Wertheimer); ein Louis XV. Biblio-
thektifch, 350 gs.; ein dito Marqueterietifch,
380 gs.; eine dito Uhr, 570 gs.; ein vergoldeter
Beauvais Ofenfchirm, 200 gs. (Stettiner); zwei
Rouffel Marqueterie Encoignures, 30 inches,
410 gs.
SILBER. Verkauf der Wailerfammlung bei
Chriftie am 7.Juni: ein vergoldeter Silberbecher
mit Deckel aus der Elifabethzeit, 93/4 inches
hoch, 1862 im South Kenfington Mufeum ausge-
ftellt gewefen, £ 2350 (£ 515 in 1897); ein
vergoldetes Salzfäßchen, 71/» inches hoch, von
F. Terry, 1601, £ 510; ein „Tiger-Ware“ Krug,
1574, £ 330 {£ 130 in 1897); ein Siegellöffel,
Charles II., graviert „Rd in Ho, 1665 ufw.“ ^ 115;
eine vergoldete Sdiüffel, 2 inches hoch, von
David Williaume, 1712, 300Schillinge per Unze;
ein vergoldeter Becher mit Deckel von David
Larr aus Nürnberg, 1583, £ 290 und ein dito
Becher, 3‘/2 inches hoch von Eberwein Koßmann
aus Nürnberg, 1575, £ 285. F.
Die zweite Hälfte des Juni und die erfte des Juli
[teilten die Höhe der diesjährigen Londoner Huk-
tionsfaifon dar. Mit einem gewiffen Stolz kon-
ftatierte der Daily Telegraph, daß innerhalb einer
Woche Werke im Werte von nicht weniger als
£ 350000, alfo etwa 7 Millionen Mark, allein bei
Chriftie umgefeßt worden feien. An diefer gewal-
tigen Summe war die an andererstelle behandelte
Alexander Youngfammlung und dann die große
Baron Schröderkollektion beteiligt, die ne-
ben dem Youngverkauf das Hauptereignis der
Berichtsperiode darftellt. Sämtliche Kunftfchäße
des reichen Sammlers, Porzellan, Juwelen, Ka-
meen und Intaglios, Tabakdofen und andere
Wertgegenftände trugen die ftattliche Summe
von £ 135158.18.0 ein. Den bedeutfamften Be-
ftandteil der Sammlung bildeten, neben dem
berühmten „Gabbitas Biberon“, einem Trink-
gefäß mit Neptun auf einem Delphin reitend
als Henkel des Deckels aus emailliertem Gold,
wie angenommen wird von der Hand des Augs-
burger Goldfchmiedes Daniel Mignot, die wun-
dervollen Sevresvafen, die Baron Schröder zu-
fammengebracht hatte, und die ihresgleichen
juchten. Der Biberon hatte 1905 nicht weniger
als 15500 gs. gekoftet, für welche Riefenfumme
ihn Mr. C. Wertheimer damals erftanden hatte.
Diesmal konnte der gleiche Käufer ihn nach
nur [chwachgeführtem Kampfe um 10000 gs.
erwerben. Deswegen gleich von einem Preis-
rückgang deutfcher Kunfthandwerksarbeiten auf
dem Londoner Markte zu reden, wie das einige
hiefige Blätter tun, geht aber doch nicht an, es
ift wohl richtiger, den früheren Preis als einen
exceffiven zu bezeichnen. — Von den Sevres-
vafen erhielten: Nr. 37, ein „vaisseau ä mat“
mit Malereien (Vögel und Bäume) wahrfchein-
lich von Ledoux, und ein Paar tulpenförmige
Vafen, 1759 von Ledoux bemalt, einft der Kol-
lektion des Earl of Dudley angehörig (im Dudley-
verkauf 2650 gs. in 1886) 9000 gs. (Duveen);
eine „Vase Colonne de Paris“, von Dodin 1779
bemalt, und ein Paar Vafen von Dodin und
Le Guay 1779 bemalt, in der unter der Bezeich-
nung „vase cassolette ä festoons“ bekannten
Form, 9000 gs. (C. Wertheimer; 665 gs. in 1851;
5000 gs. in 1895); ein Paar viereckige Orangen-
kübel, 6 3/4 inches hoch, wahrfcheinlich von
Dodin in 1768 bemalt (Bilder nach Boucher)
5100 gs. (Brown; 1900 gs. in 1895); ein Paar
kommodeartige' Jardinieres, 5 inches hodi und
91/,2 inches breit, wahrfcheinlich von Morin be-
malt, 1760, 2000 gs. (Roe; 710 gs. in 1893); ein
Paar Evantail Jardinieres, 1757, 4200gs. (Brown;
1380 gs. in 1886); ein Paar tulpenförmige Vafen,
1762 von Morin bemalt, die Blumen von The-
venet fen., 3400 gs. (Hodgkins; 920 gs. in 1886);
ein Cabaret mit bleu de Roigrund mit Land-
fchaften und Figuren nach Boucher, £ 3000
(Roe; 1000 gs. in 1886); zwei Rosa Pompadour
Sceaux, wahrfcheinlidi von Gomery 1758 be-
malt, 63/4 inches hoch, £ 2100 (Willfon). Wie
aus diefen Beifpielen erfichtlich, ift der Preis
diefer Gegenftände meift enorm geftiegen. So
brachten 9 Poften, die früher 10595 gs. gekoftet,
diesmal volle 30000 gs. Dem Sevres [chloffen
[ich ein paar chinefifche und andere Stücke an:
ein Paar famille rose mandarin-Krüge mit
Deckeln, Kien Lung, 2400 gs. (Roe; 1000 gs. in
510
gefchrieben, 130 gs. (Dowdeswell). Auktion
bei Chriftie am 23. Juni: Ein Reliquiarium aus
Bergkriftall, 16. Jahrh. italienisch, in der Geftalt
eines Tempels mit einer Figur des predigenden
Chrijtus, „£'3465 (C. Wertheimer).
KUNSTMÖBEL. Verkauf der Wallerfamm-
lung bei Chriftie am 8. Juni: Eine Garnitur
Louis XVI., gejchnißt und bezogen mit alten
Äubuffonwebereien: Kinder nach Boucher und
Tiere nach J. B. Oudry darftellend, £ 2900
(Duveen); eine dito Garnitur mit Szenen aus La
FontainesFabeln, „£'1680(Duveen); eineLouisXVI
Kommode, den Namen N. Petit tragend, 280 gs.;
ein Louis XVI. Marqueterietifch, 26 inches breit,
470 gs.; eine dito Kommode, J. Dubois, 340 gs.;
eine dito Uhr (aus der Sammlung Rospigliofi),
600 gs. (Stettiner); ein Marqueteriekabinet, 50 in-
ches hoch und 54 inches lang, R. Lacroix, 1550 gs.;
ein Louis XV. Marqueteriekabinet, F. Reizeil,
600 gs. (R. Wertheimer); ein Louis XV. Biblio-
thektifch, 350 gs.; ein dito Marqueterietifch,
380 gs.; eine dito Uhr, 570 gs.; ein vergoldeter
Beauvais Ofenfchirm, 200 gs. (Stettiner); zwei
Rouffel Marqueterie Encoignures, 30 inches,
410 gs.
SILBER. Verkauf der Wailerfammlung bei
Chriftie am 7.Juni: ein vergoldeter Silberbecher
mit Deckel aus der Elifabethzeit, 93/4 inches
hoch, 1862 im South Kenfington Mufeum ausge-
ftellt gewefen, £ 2350 (£ 515 in 1897); ein
vergoldetes Salzfäßchen, 71/» inches hoch, von
F. Terry, 1601, £ 510; ein „Tiger-Ware“ Krug,
1574, £ 330 {£ 130 in 1897); ein Siegellöffel,
Charles II., graviert „Rd in Ho, 1665 ufw.“ ^ 115;
eine vergoldete Sdiüffel, 2 inches hoch, von
David Williaume, 1712, 300Schillinge per Unze;
ein vergoldeter Becher mit Deckel von David
Larr aus Nürnberg, 1583, £ 290 und ein dito
Becher, 3‘/2 inches hoch von Eberwein Koßmann
aus Nürnberg, 1575, £ 285. F.
Die zweite Hälfte des Juni und die erfte des Juli
[teilten die Höhe der diesjährigen Londoner Huk-
tionsfaifon dar. Mit einem gewiffen Stolz kon-
ftatierte der Daily Telegraph, daß innerhalb einer
Woche Werke im Werte von nicht weniger als
£ 350000, alfo etwa 7 Millionen Mark, allein bei
Chriftie umgefeßt worden feien. An diefer gewal-
tigen Summe war die an andererstelle behandelte
Alexander Youngfammlung und dann die große
Baron Schröderkollektion beteiligt, die ne-
ben dem Youngverkauf das Hauptereignis der
Berichtsperiode darftellt. Sämtliche Kunftfchäße
des reichen Sammlers, Porzellan, Juwelen, Ka-
meen und Intaglios, Tabakdofen und andere
Wertgegenftände trugen die ftattliche Summe
von £ 135158.18.0 ein. Den bedeutfamften Be-
ftandteil der Sammlung bildeten, neben dem
berühmten „Gabbitas Biberon“, einem Trink-
gefäß mit Neptun auf einem Delphin reitend
als Henkel des Deckels aus emailliertem Gold,
wie angenommen wird von der Hand des Augs-
burger Goldfchmiedes Daniel Mignot, die wun-
dervollen Sevresvafen, die Baron Schröder zu-
fammengebracht hatte, und die ihresgleichen
juchten. Der Biberon hatte 1905 nicht weniger
als 15500 gs. gekoftet, für welche Riefenfumme
ihn Mr. C. Wertheimer damals erftanden hatte.
Diesmal konnte der gleiche Käufer ihn nach
nur [chwachgeführtem Kampfe um 10000 gs.
erwerben. Deswegen gleich von einem Preis-
rückgang deutfcher Kunfthandwerksarbeiten auf
dem Londoner Markte zu reden, wie das einige
hiefige Blätter tun, geht aber doch nicht an, es
ift wohl richtiger, den früheren Preis als einen
exceffiven zu bezeichnen. — Von den Sevres-
vafen erhielten: Nr. 37, ein „vaisseau ä mat“
mit Malereien (Vögel und Bäume) wahrfchein-
lich von Ledoux, und ein Paar tulpenförmige
Vafen, 1759 von Ledoux bemalt, einft der Kol-
lektion des Earl of Dudley angehörig (im Dudley-
verkauf 2650 gs. in 1886) 9000 gs. (Duveen);
eine „Vase Colonne de Paris“, von Dodin 1779
bemalt, und ein Paar Vafen von Dodin und
Le Guay 1779 bemalt, in der unter der Bezeich-
nung „vase cassolette ä festoons“ bekannten
Form, 9000 gs. (C. Wertheimer; 665 gs. in 1851;
5000 gs. in 1895); ein Paar viereckige Orangen-
kübel, 6 3/4 inches hoch, wahrfcheinlich von
Dodin in 1768 bemalt (Bilder nach Boucher)
5100 gs. (Brown; 1900 gs. in 1895); ein Paar
kommodeartige' Jardinieres, 5 inches hodi und
91/,2 inches breit, wahrfcheinlich von Morin be-
malt, 1760, 2000 gs. (Roe; 710 gs. in 1893); ein
Paar Evantail Jardinieres, 1757, 4200gs. (Brown;
1380 gs. in 1886); ein Paar tulpenförmige Vafen,
1762 von Morin bemalt, die Blumen von The-
venet fen., 3400 gs. (Hodgkins; 920 gs. in 1886);
ein Cabaret mit bleu de Roigrund mit Land-
fchaften und Figuren nach Boucher, £ 3000
(Roe; 1000 gs. in 1886); zwei Rosa Pompadour
Sceaux, wahrfcheinlidi von Gomery 1758 be-
malt, 63/4 inches hoch, £ 2100 (Willfon). Wie
aus diefen Beifpielen erfichtlich, ift der Preis
diefer Gegenftände meift enorm geftiegen. So
brachten 9 Poften, die früher 10595 gs. gekoftet,
diesmal volle 30000 gs. Dem Sevres [chloffen
[ich ein paar chinefifche und andere Stücke an:
ein Paar famille rose mandarin-Krüge mit
Deckeln, Kien Lung, 2400 gs. (Roe; 1000 gs. in
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