Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (2.1910)

LUDWIGSBURGER PORZELLANMODELLE VON PIERRE FRANCOIS LEJEUNE

Arbeit zu befchleunigen und alsdann den reft des Accord zu gewärtigen. Man kann da
wohl [agen: a bove majori discit arare minus, er muß ein gut Exempel genommen haben,
und es wird [ich zeigen welche fchöner feyn werden, diefe, oder diejenigen, die ich wirk-
lich für das asperger Thor ein Contract machen begriffen bin [mit Stößer Bildhauer von
Stuttgart. Verf.], foviel weiß ich fchon, daß fie werden gegen 100 Thaler vortheiler kom-
men ohne, daß die Leute Befoldung haben und werden von unterthanen gemacht, ufw.“
Sereniffimus war mit Rieger vollftändig einverftanden und feine Antwort an Lejeune war
fomit eine negative. Diefer ließ [ich jedoch dadurch nicht einfchiichtern und wandte [ich
am 17. Juli 1760 abermals an den Herzog, denn er befaß kein Geld mehr, feine ihn
drängenden Gefellen zu bezahlen. Rieger findet diefes Verlangen wieder „unverfchämt“
und macht den Vorfchlag: „bey der Lieferung foll er erft die andere Helftte erhalten“.
Am 26. Auguft 1760 hat Lejeune endlich mit Müh und Not „die Trophees auf das Lud-
wigsburger Thor nach der attestation des Major de la Guepiere accordmäßig verferttigt,
und bittet dahero um gnädigfte anweifung der noch reftirenden Helftte ä 650 fl.“ Man
follte meinen, daß der arme Menfch jeßt endlich zu feinem Gelde gekommen wäre! Aber
Rieger fchlägt Sereniffimus wiederum vor, „die 650 fl. nach Erträglichkeit der Kaffe-Um-
ftänden und Gutbefinden der Bau-Deputation (!) zu bezahlen, um fo mehr als diefer 1000 fl.
Befoldung hat (!) und fie eigentlich fo hätte machen follen“ (!). Und Sereniffimus fchreibt
mit feiner fchwungvollen Handfchrift gnädigft darunter, daß nach diefem Antrag gehandelt
werden muß!

Verfolgen wir Lejeunes Schickfale in Württemberg weiter, fo berichten die Archive
alsNächftes über ihn, daß er 1761 an der neugegründeten Academie des arts als Profeffor

Äbb. 1. Fifcher

Äbb. 2. Fifdierin

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