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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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18. Heft
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Braun, Edmund Wilhelm: Einige Neuerwerbungen des Kaisers Franz Josef-Museums zu Troppau im Jahre 1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0672

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NEUERWERBUNGEN DES KÄISER FRANZ JOSEF-MUSEUMS ZU TROPPAU

der Troppauer Pfarrkirche zu Mariä Himmelfahrt, das 1762
dem erften Herzog von Troppau aus der Reihe der Liech-
tenfteiner Fürften errichtet wurde. Vor wenigen Monaten
erft konnte ich den trefflichen Künftler aus dem Dunkel
bisher unbekannter Urkunden im Wiener Deutfch-Ordens-
archiv herausholen.1 Das 18. Jahrhundert war eine überaus
günftige Zeit für die kirchliche Bildhauerei. Allenthalben
wurden die Kirchen und ihr Schmuck, die Altäre, Kanzeln,
das Geftühl ufw. modernifiert. Ferner war es Sitte, die
Häufer — fei es im Giebel oder im Vorhaus — mit einer
buntftaffierten Figur der Madonna, des hl. Florian, des hl.
Johannes von Nepomuk zu fchmücken. Auch für die

Hausaltäre gab es zahlreiche Statuetten zu fchnißen. Ein

Beifpiel diefer Art bildet die kleine, fchlanke Holzfigur
des hl. Johannes von Nepo-
muk, die aus einer Odrauer
Familie ftammt und aus der
Werkftätte der feit der zwei-
ten Hälfte des 18. Jahrhun-
derts dafelbft tätigen Bild-
fchnitjer- und Malerfamilie
Heinz hervorging (Abb. 5).

Der hohe Protektor des
Troppauer Mufeums, der re-
gierende Fürft Johann II. von
Liechtenftein, hat es im Jahre
1909 durch gnädige Gewäh-
rung entfprechender Mittel
ermöglicht, daß fich das In-
ftitut an zwei bedeutenden
Kunftauktionen beteiligen
konnte, nämlich an denen des
Nachlaffes von V. Gag und
der Prager Sammlung des Ba-
ron Lanna. Bei der Vente
von Viktor Gag, des bekannten Herausgebers des „Glos-
saire archeologique“1 2 erwarb das Mufeum einige wert-
volle und intereffante Stücke. Zunächft eine graziöfe,
kleine Elfenbeinplatte (Abb. 6), eine franzöfifche Arbeit
des 14. Jahrhunderts. Es ift der linke Flügel eines Diptg-
chons, deffen jeßt verlorener rechter Flügel, analog andern
Täfelchen derfelben Provenienz, die Kreuzigung dar-
ftellte. Die Platte zeigt die ftehende Maria mit der

Abb.3. SchlefifcheMadonnen-
(tatue aus Lindenholz. Um
1510 Mufeum Troppau

1 Vgl. Heft 1, Band V (1909/10) der von mir herausgegebenen
Zeitfchrift für Gefch. u. Kulturgefdi. Öfterr.-Schlefiens, S. 25 ff.
mit Abb.

2 Vgl. meine Befprechung im „Cicerone“ I, Mai 1909, S. 336ff.

Abb. 5. Holzfigur des hl. Jo-
hannes v. Nepomuk. Schief.
18. Jahrh., zweite Hälfte

Mufeum Troppau

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