Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0673
DOI Heft:
18. Heft
DOI Artikel:Braun, Edmund Wilhelm: Einige Neuerwerbungen des Kaisers Franz Josef-Museums zu Troppau im Jahre 1909
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NEUERWERBUNGEN DES KAISER FRANZ JOSEF-MUSEUMS ZU TROPPAU
Äbb. 4. Marientod, Relief aus Lindenholz. Schlefifch. Um 1500
Mufeum Troppau
Krone, das Kind, welches eine Frucht hält, auf dem linken Arme tragend. Ihre Rechte
hält eine Blume. Links von der Madonna fteht die hl. Margarete, deren Ober-
körper aus dem Leib des Untiers herausragt. Ihre, das Kreuz haltenden Hände find
betend erhoben. Rechts fteht eine Heilige mit Beil in der Linken und Palmzweig in
der Rechten '(hl. Katharina?). Den oberen Abfchluß bilden drei gotifche, kleine Blatt-
bogen mit Krabben und Wimpergen. In den beiden äußeren Bogen fchweben die
Oberkörper von zwei Engeln, welche Weihrauchfäffer an langen Ketten fchwingen.
Köchlins vor einigen Jahren erfchienene, ergebnisreiche Studien1 haben gezeigt, daß in
Frankreich, genauer gejagt, in Paris verfchiedene Ateliers beftanden haben, welche in
großen Umfang, unter häufiger Benußung derfelben Typen, kirchliche Elfenbeinfchnitjereien
erzeugten, die auch, etwa in der Art der Ornamentftiche des 15.—18. Jahrhunderts, den
Bildhauern und Malern wertvolle Anregungen und Vorbilder lieferten und auch in
anderen Ateliers von Elfenbeinfchnißern kopiert wurden, befonders in den deutfchen
Klöftern. Einem folchen franzöfifchen Atelier entftammt auch der hier abgebildete
Flügel des Diptychons, das [ich noch in verfchiedenen Varianten erhalten hat, z. B. im
1 Gazette des beaux arts 1905/6, Band 34 und 35.
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Äbb. 4. Marientod, Relief aus Lindenholz. Schlefifch. Um 1500
Mufeum Troppau
Krone, das Kind, welches eine Frucht hält, auf dem linken Arme tragend. Ihre Rechte
hält eine Blume. Links von der Madonna fteht die hl. Margarete, deren Ober-
körper aus dem Leib des Untiers herausragt. Ihre, das Kreuz haltenden Hände find
betend erhoben. Rechts fteht eine Heilige mit Beil in der Linken und Palmzweig in
der Rechten '(hl. Katharina?). Den oberen Abfchluß bilden drei gotifche, kleine Blatt-
bogen mit Krabben und Wimpergen. In den beiden äußeren Bogen fchweben die
Oberkörper von zwei Engeln, welche Weihrauchfäffer an langen Ketten fchwingen.
Köchlins vor einigen Jahren erfchienene, ergebnisreiche Studien1 haben gezeigt, daß in
Frankreich, genauer gejagt, in Paris verfchiedene Ateliers beftanden haben, welche in
großen Umfang, unter häufiger Benußung derfelben Typen, kirchliche Elfenbeinfchnitjereien
erzeugten, die auch, etwa in der Art der Ornamentftiche des 15.—18. Jahrhunderts, den
Bildhauern und Malern wertvolle Anregungen und Vorbilder lieferten und auch in
anderen Ateliers von Elfenbeinfchnißern kopiert wurden, befonders in den deutfchen
Klöftern. Einem folchen franzöfifchen Atelier entftammt auch der hier abgebildete
Flügel des Diptychons, das [ich noch in verfchiedenen Varianten erhalten hat, z. B. im
1 Gazette des beaux arts 1905/6, Band 34 und 35.
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