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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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19. Heft
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Rohe, Maximilian Karl: Ein deutsches Theatermuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0715

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EIN DEUTSCHES THEATERMUSEUM

gung und Veredlung des ganzen fzenerifchen
Apparates hinauslaufen. Der Denkmale und
Originale gibt es hier eine Fülle und es dürfte,
fo wie die Dinge heute noch liegen, nicht fchwer
fallen, fich ihrer unter giinftigen Bedingungen
zu verfichern. Dabei hat man hier zu allen
Zeiten dem Theaterwefen hohes Intereffe und
ein liebevolles Verftändnis entgegengebracht.
Wie ich höre, befteht zudem bei der Leitung
der eben erft ihre Tätigkeit aufnehmenden
Klara-Zieglerftiftung die Geneigtheit, die Samm-
lung im oben dargelegten Sinne auszubauen und
fo läge hier möglicherweife fchon ein Kriftal-
lifationspunkt für alle weiteren Unternehmun-
gen vor.

Durch die rein hiftorifche Aufgabe find die
Gefichtspunkte, nach denen ein zukünftiges
Theatermufeum auszubauen wäre, fchon von
felbft gegeben. Beginnend mit Objekten, die
einen klärenden Einblick in das ältefte bekannte
antike Theaterwefen vermitteln, wären, fo weit
dies möglich, lückenlofe Entwicklungsreihen bis
herauf zu den modernften Bewegungen anzu-
ordnen, wobei natürlich von vornherein „mög-
lichft nach dem Erwerb von Originalen zu ftreben
und nur aushilfsweife Reproduktionen zu Hilfe
zu nehmen wären.“ Solche Entwicklungsreihen
hätten fich natürlich über fämtliche oben fchon
genannte Kategorien zu erftrecken: Theater-
haus- und Bühnenarchitektur, fzenifche Aus-

ftattung, Koftümwefen ufw., auch an die An-
fchließung einer umfangreichen Bibliothek müßte
gedacht werden, zu Nufj und Frommen des
Schaufpielers, Regiffeurs und Theaterleiters. „Der
zukünftigen Entwicklung des Mufeums müßte
der breitefte Raum gelaffen fein, damit nicht
vor der Zeit die Möglichkeit einer unbeengten
Zentralifierung genommen wäre“ und fie eine
lebendig wirkende Anftalt bliebe. Wer die
Schaffung eines derartigen Mufeums einleitet,
— ob Regierung oder Gemeinde — mag gleich-
gültig fein, als Bedingung aber für einen ge-
funden, organifchen Ausbau wäre die Mitarbeit
eines mufeumstechnifchen Fachmannes zu for-
dern (und zwar eines folchen, der ausfchließlich
fich diefer, die ganze Kraft einer Perfönlichkeit
beanfpruchenden Tätigkeit widmen könnte), dem
eventuell ein Komitee aus berufenen Vertretern
der Theaterforfdiung zur Seite zu ftellen wäre.
Diefem Ärbeitskomitee obläge es auch zunächft,
die Mittel zu fammeln und das Programm im
einzelnen zu fixieren. Bedenken dürfte es
haben, die Ausführung des ganzen Planes einem,
wenn auch noch fo bewährten V erein zur Durch-
führung zu überlaffen. Die Erfahrung bei ähn-
lichen Unternehmungen hat da gezeigt, daß hier
kaum je die Straffheit der Leitung zu erzielen
ift, wie fie für ein Inftitut, daß doch in jeder
Hinficht modernen Anforderungen fich gewachfen
zeigen foll, vonnöten wäre.

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