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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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19. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0723

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AUSSTELLUNGEN

lung und eine Reihe guter Cottets, auch Radie-
rungen diefes Künftlers, umfangreiche Blätter,
die man nicht oft in Deutfchland fieht. Än das
nahende Univerfitätsjubiläum mahnt eine Änzahl
von Profefforenbildniffen, trockne Bleiftiftsfkizzen
von Ismael Genfs. Dem Münchener Landfehafter
und Tiermaler Julius Segler dürfte man ohne die
fchwülftigen Kommentare, die einem in einer
Brofchüre überreicht werden, mit größerer Teil-
nahme gerecht werden. Erfreulich find Arthur
Bendrats fonnenhelle Bilder aus Danzig und die
Landfchaften des Belgiers Emile Claus. Frau MA-
THILDE RABL bringt in ihrer Äusftellung u. a. ein
paar bemerkenswerte Gouachen Paolo Michettis,
licht und diskret in der Farbe. Man fieht Mi-
chetti immer mit Intereffe, gehört er doch zu
den wenigen Neuitalienern, deren Kunft uns
Deutfchen diskutabel erfcheint. Hübfch ift ein
farbenfattes „Ruffifches Ballet“ von O. H. Engel
und ein gutes Theaterinterieur des verftorbenen
Bennewiß von Loefen.

Im HOHENZOLLERNKUNSTGEWERBEHAUS
ift ein „Salon der Luftigen Blätter“ eröffnet
worden, mit Originalarbeiten der für diefes
Blatt tätigen Künftler. Sonderlich erfreulich ift
das Refultat nicht, man wird wenig innerlich
froh von der Mehrzahl diefer wißig sein fül-
lenden Sachen. Von entfehiedener Qualität find
die Arbeiten Finettis und Ernft Sterns, der ja
auf anderem Felde, dem der Bühnenkunft, ftärkfte
Proben feines malerifchen Talentes abgelegt
hat. Zille ift gut, wenn man auch auf die
Dauer feiner grobknochigen Draftik etwas müde
wird. Damit wären die Beften genannt. Ernft
Heilemann zählt nicht mehr dazu, er wird
immer glätter und fchwächer, fein ebenfalls aus-
geftellter Cgklus von 10 Originalgemälden „Der
Roman eines Modells“, nach dem man fogar
noch eine Künftlermappe herftellen will, ift ein-
fach fchledit. Man denkt mit Trauer an die
Anfangszeit diefes Künftlers. Soeben hat auch
endlidi die NEUE SEZEESSION bei dem Kunft-
händler Macht ihre Äusftellung von Werken der
zeichnenden Künfte geöffnet. Sie ftellt zweifel-
los bedeutende Anforderungen an die Änpaf-
fungsfähigkeit, den Humor und die Geduld
der Befucher. Damit ift nicht gefagt, daß nicht
verfchiedene intereffante und vielleicht verhei-
ßungsvolle Arbeiten darunter wären, zu denen
ich Harold T. Bengens Zeichnungen (Herr Bengen
kann nämlidi im Gegenfaß zu diverfen neuen
Sezeffioniften entfdiieden zeichnen), Richters
Porträtköpfe, und einige Blätter von Chabaud,
Kogan, Otto Mueller, Rud. Siegmund und Carl
Thiemann rechnen möchte. Für den größten
Teil des Übrigbleibenden erkläre ich midi für
inkompetent, ich fehe meiftenteils da nur Ver-

zeichnungen und tolle Klexe, felbft dann, wenn
diefe Klexe mit einem gewiffen Farbenfinn zu ein-
ander gebracht worden find. Auch die „Neue
Sezeffion“ kann ohne die Jury-Guillotine nicht
auskommen, man erfährt von ungezählten Zu-
rückweifungen — einige fieht man wißiger-
weise sogar, da man den beften unter ihnen
nodi ein kleines fepariertes Kämmerlein gewährt
hat. Manches darin ift zurückweifenswertes, ödes,
philiftröfes Dilettantenzeug. Aber anderes dünkt
mich gar nicht übel. Eine zu glatt bemalte,
aber gut modellierte „Mänade“ von AUnnie
Gooffens, ein pikanter Mädchenakt von Belanyi
und hier und da ein netter Farbenholzfchnitt —
warum foll man nicht auch einen von den zu rück-
gewiefenen Zurückgewiefenen nennen?

Eine Äusftellung von Werken fchwedi-
fcher Künftler foll in den Räumen der Ber-
liner Sezeffion Mitte Oktober eröffnet werden.

J. Sievers.

DRESDNER ÄUSSTELLUNGEN

In Heft 17 des „Cicerone“ ift bereits kurz ge-
meldet worden, daß die hiefige GALERIE ERNST
ARNOLD eine Gauguin-Äusftellung ver-
anftaltet hat, die 25 Werke umfaßt. Die mit
großen Koften verknüpfte Veranftaltung ift um
deswillen befonders dankenswert, weil das von
Gauguin vorhandene Material nicht mehr allzu
reidilich ift und über kurz oder lang in alle
Winde verftreut werden wird. Ift auch nicht
jedes der 25 Gemälde ein fogenannter guter
Gauguin, fo gewährt doch die Gefamtheit der
Äusftellung ein ziemlich gefchloffenes Bild von
dem Wirken des Künftlers. Es mag nicht jedem,
der diefe Äusftellung fieht, leicht werden, ein
Verhältnis zu Gauguin zu finden. Denn gerade
in den Spätarbeiten mutet er än wie ein Di-
lettant, wie ein Maler mit halber Bildung, der
weder ordentlich gelernt hat, zu zeichnen, noch
mit technifcher Fertigkeit die Farbe zu gebrau-
chen. Aber wenn man dann feine Früharbeiten
betrachtet,erkennt man,daß diePrimitivität feines
fpäteren Zeichnens und Farbegebens Äbficht ift.
Sein künftlerifcher Sinn war durchaus auf das
Dekorative gerichtet. Ihn drängte es, große, dem
Raum dienende Aufgaben zu löfen, und hierzu
erfdhien ihm nicht nur die Natur feiner Heimat
als Vorwurf, fondern auch die Technik, in der
er Maler geworden war, zeichnerifch wie farbig
zu kleinlich. Die Größe der Natur fand er be-
kanntlich in den Tropen, vor allem in Tahiti,
der franzöfifchen Südfeeinfel; die Größe der
Darftellung wollte er aus fich felbft heraus
fchaffen. Aber er blieb eine der tragifchen
Künftlererfcheinungen, die, wie Hans v. Marees,

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