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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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20. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0757

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AUSSTELLUNGEN

neuanzuftrebenden Art reiner Malerei auszu-
pofaunen. Huf keinem Gebiete moderner Kunft-
betätigung herrfcht heute eine größere Unklar-
heit über Ziele wie in der Malerei und nur
ganz wenigen ift hier das für die näcbfte Zu-
kunft Notwendige offenbar.

Bei WHLTER ZIMMERMÄNN zeigt R.Koeppel
eine kleine Zahl Landfchaften vor, meift mit
alpinen Motiven, die ob ihrer Härte und trocke-
nen Malweife zunächft wenig Hnziehendes haben,
denen aber eine gewiffe dekorative Wirkung
und ein großzügiges Naturgefühl nicht abge-
fprochen werden kann. M. K. R.

AMSTERDAM im städtischen Mu-
seum fand für die Monate September und
Oktober eine Äusftellung vornehmlich moderner
Holländer und Franzofen ftatt, die die „Ver-
eeniging tot het vormen van eene Openbare
Verzameling van Hedendaagsche Kunst te Am-
sterdam“ aus dem Privatbefig ihrer Mitglieder
zufammengebracht hatte. Unter den 126 Ge-
mälden fah man viele Meifterwerke beider
Schulen. Die Holländer waren unter anderem
mit 24 Werken der Brüder Maris vertreten, mit
je 4 von Jozef Israels, Breitner und Mauve,
9 von Neuhuys; andere Gemälde gehörten den
bekannten Malern Bosboom, Mesdag, Poggen-
beek, Roelofs ufw. an. Unter den Franzofen
verdienen befondere Erwähnung ein Blumen-
bukett von Fantin-Latour, die Raft unter Äpfel-
bäumen von Corot, das Meer bei untergehender
Sonne von Daubigny. Beachtenswert wird die
Äusftellung noch durch den Umftand, daß fie
veranftaltet ift, um die legten 10000 fl. eines
100000 Gulden-Fonds aufzubringen. Mit diefem
Gelde follen Werke erworben werden, die für
die Gefchichte der modernen holländifchen Ma-
lerei von Wichtigkeit find. Kurt Erasmus_

BASEL Die Oktoberausftellung der KUNST-
HÄLLE bringt einen, von Marc-Dardouville
arrangierten, franzöfifchen Salon mit ein
paar trefflichen dekorativen Gemälden von
G. La Touche, charakteriftifchen Skizzen und
Landfchaften Jules Ädlers, raffigen Landfchaften
Mueniers — um hier nur das Wichtigfte zu
nennen. Unabhängig davon ift eine Sonder-
ausftellung von P. E. Vibert (Genf), der neben
feinen kräftigen, in Linie und Farbe ganz mo-
dern angelegten Holzfchnitten, intereffante pla-
ftifche Arbeiten in Holz und ein paar fein-
empfundene farbige Impreffionen ausgeftellt hat.

J. C.

BERLIN Eine Reihe kleinerer Aushei-
lungen find im Laufe der legten vierzehn Tage
eröffnet worden. CÄSPER zeigt ein paar gute
Tierftücke Heinrich Sperlings und verfchiedene
verheißungsvolle Arbeiten von deffen Sohne
Claus, daneben eine Zahl wenig markanter
franzöfifcher und englifcher Bilder. In feinem
kleinen, von Muthefius mit feinftem Gefchmack
eingerichteten Äusftellungsraum bringt CHARLES
DE BURLET eine Zahl von Zeichnungen des
bekannten Kunftkritikers Ludwig Pietfch aus
den 50er, 60er und 70er Jahren. Pietfch fchildert
allerlei gefchichtlich intereffante Momente aus
dem fiebziger Krieg und erzählt von feinen
Reifen in Ägypten und Marokko. Wir Jüngeren
freuen uns an den liebenswürdigen, frifchen
Arbeiten des alten Herrn und ftimmen mit dem,
was er als Künftler zu fagen hat, eher überein,
wie mit feinen Änfichten als Kunftgelehrter. —
In der Planlofigkeit, die fo oft Ausheilungen
eigen ift, die von Nichtfachleuten (meift zu wohl-
tätigem Zweck) arrangiert werden, konnte es
gefchehen, daß in Berlin gleichzeitig zwei Dar-
bietungen ihre Pforten öffneten, welche beide
ein annähernd gleiches Thema behandeln. Im
KUNSTLERHÄUS heißt das Unternehmen „Das
Kind in den legten Jahrhunderten“ und will die
Beziehungen zwifchen der Kunft und dem Kind
dartun und im WARENHAUS TIETZ nennt
man es „Spielzeug aus eigner Hand“. An und
für fich könnte man mit einem reichen hiftori—
fchen und gefchmackvoll gefichteten modernen
Material dergleichen Vorwürfe auf das Äller-
intereffantefte und Änregendfte geftalten, davon
ift nicht die Rede. Im Künftlerhaus fleht man
eine recht oberflächlich zufammengeraffte Zahl
von modernen Kinderporträts, denen nur eine
abfchreckende Süßigkeit und Glätte gemeinfam
ift, mit der fich Maler wie Schlabig, Robert,
Piglheim, F. Ä. Kaulbadi, Seeger, Kiefel und
leider noch viel mehr an der Kinderfchönheit
verfündigt haben. Ein paar Sachen von Kalck-
reuth (durchaus nicht die beften Kinderbilder
des Künftlers, der gerade in diefem Genre im
Berliner Privatbefig glänzend vertreten ift!),
Julie Wolfthorn, Stuck oder Kampf kann man
noch ausnehmen. Ämüfant find alte und neue
Trachtenpuppen, ganz unzureichend eine Über-
ficht hiftorifcher Kinderporträts in Original und
Reproduktion auf die unzähligen glänzenden
Werke der italienifchen Renaiffance ift fo gut
wie keine Rückficht genommen. Unter den
Kinderzimmermöbeln ragt eine alte Barockein-
richtung hervor, von künftlerifchem Spielzeug
und künftlerifch gedachten Lehrmitteln bietet das
ausgezeichnete Berliner „Dürerhaus“ in ge-
fchmackvoller Wahl wie immer das Ällerbefte-

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