Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910
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20. Heft
DOI Artikel:Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
Große Standfigur der heil. Änna, in der rechten
Hand ein halb geöffnetes Buch haltend.
Kat.-Nr.63. Verweigerung der Sammlung Hans Schwarz-
Wien durch Rud. Lepkes Kunftauktionshaus in Berlin
am 8. November 1910
gehen wird, ift die am 15. November ftattfindende
Auktion des Segantinifchen Nachlaffes aus
dem Beßitj des bekannten Händlers und Freun-
des des Meifters, Alberto Grubicg, Mailand.
Man darf annehmen, daß mit diefen 38 Ge-
mälden und Zeichnungen ungefähr alles er-
fchöpft ift, was noch an nachgelaffenen Ar-
beiten Segantinifcher Kunft im Handel war und
man darf hoffen, daß diefe Auktion auch in
ihren Prüfen die Qualität des Schaffens Segan-
tinis von neuem dokumentiert. Dem Katalog,
den vier farbige Tafeln und eine Reihe von
Lichtdrucktafeln zieren, hat Rofenhagen ein kur-
zes Geleitwort vorangeftellt. Erfreulich ift es,
daß Werke aller Schaffensperioden des Meifters
vertreten find, fo aus der Frühzeit in der Brianza:
„Die Kürbisernte“ und die „Tote Gemfe“; aus
der zweiten Periode im Savognin: eine ausge-
zeichnete Wiederholung zur „Kuh an derTränke“,
die Studie eines Ziegenkopfes zum „Maientag
im Gebirge“, ferner eine folche zum „Winter-
abend“. Aus der letzten Zeit in Maloja ftammt
das prächtige Bildnis der „Liebesgöttin“, das
farbig wiedergegeben ift und das, wie Rofen-
hagen fehr richtig bemerkt, der feinfte Ausdruck
des geiftigen Wollens von Segantini ift. Jeden-
falls dürfte diefe Verweigerung für manche Samm-
lung eine Veranlaffung fein, eine bis dahin noch
vorhandene Lücke durch den Ankauf eines Wer-
kes Segantinis zu fchließen.
Am 10. und 11. November verfteigert Rudolph
Lepke noch eine kleinere, aber nicht unbedeu-
tende Sammlung vorwiegend kunftgewerblichen
Charakters aus dem Befifj von Georg Lackner,
Wiesbaden. Steht fie auch nicht auf der Höhe
der oben erwähnten Sammlung Schwarz, fo find
doch einzelne Objekte aus allen Gebieten höchft
diskutabel. Sowohl die Gefchichte der Möbel-
formen ift fehr gut repräfentiert, wie Textilien,
Keramik und Glas. Auch die Gemälde und
Stiche find durch einige Meifternamen umfchrie-
ben, und nicht zuleßt dürften die Arbeiten in
Edelmetall Anfpruch auf Beachtung haben. Hier
find es vor allen Dingen die kleinen Bronzen
und die Porträtbiiften, die auffallen und zwar
ähnlich wie etwa das Höchfter Service, das im
Anhang abgebildet ift. Im ganzen umfaßt diefe
Sammlung 566 Nummern. Der Katalog ift durch
Lichtdrucktafeln gefchmückt.
Ebenfalls am 11. November kommen dann
nodi bei Lepke aus dem Befitj des Chevalier
de Bayet vier große feidene Wandteppiche von
Jan Leyniers, Brüffel, zum Ausruf, charakteri-
ftifche Arbeiten, die ficli an Rubens anlehnen und
wohl in erfter Linie zum Ankauf für einMufeum
beftimmt wären. * *
*
Amsler & Ruthardt, die fpeziell auf dem
Gebiete moderner Graphik Auktionen von befter
Qualität zu veranstalten pflegen, bringen in der
Zeit vom 10.—12. November eine Sammlung
koftbarer und feltener Blätter von zeitgenöffi-
fchen Künftlern zum Ausruf, die aus dem Befiß
eines füddeutfehen Kunftfreundes ftammt. Darun-
ter finden fich zahlreiche Probedrucke und fel-
tene Frühdrucke meift mit handfchriftlicher Be-
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Große Standfigur der heil. Änna, in der rechten
Hand ein halb geöffnetes Buch haltend.
Kat.-Nr.63. Verweigerung der Sammlung Hans Schwarz-
Wien durch Rud. Lepkes Kunftauktionshaus in Berlin
am 8. November 1910
gehen wird, ift die am 15. November ftattfindende
Auktion des Segantinifchen Nachlaffes aus
dem Beßitj des bekannten Händlers und Freun-
des des Meifters, Alberto Grubicg, Mailand.
Man darf annehmen, daß mit diefen 38 Ge-
mälden und Zeichnungen ungefähr alles er-
fchöpft ift, was noch an nachgelaffenen Ar-
beiten Segantinifcher Kunft im Handel war und
man darf hoffen, daß diefe Auktion auch in
ihren Prüfen die Qualität des Schaffens Segan-
tinis von neuem dokumentiert. Dem Katalog,
den vier farbige Tafeln und eine Reihe von
Lichtdrucktafeln zieren, hat Rofenhagen ein kur-
zes Geleitwort vorangeftellt. Erfreulich ift es,
daß Werke aller Schaffensperioden des Meifters
vertreten find, fo aus der Frühzeit in der Brianza:
„Die Kürbisernte“ und die „Tote Gemfe“; aus
der zweiten Periode im Savognin: eine ausge-
zeichnete Wiederholung zur „Kuh an derTränke“,
die Studie eines Ziegenkopfes zum „Maientag
im Gebirge“, ferner eine folche zum „Winter-
abend“. Aus der letzten Zeit in Maloja ftammt
das prächtige Bildnis der „Liebesgöttin“, das
farbig wiedergegeben ift und das, wie Rofen-
hagen fehr richtig bemerkt, der feinfte Ausdruck
des geiftigen Wollens von Segantini ift. Jeden-
falls dürfte diefe Verweigerung für manche Samm-
lung eine Veranlaffung fein, eine bis dahin noch
vorhandene Lücke durch den Ankauf eines Wer-
kes Segantinis zu fchließen.
Am 10. und 11. November verfteigert Rudolph
Lepke noch eine kleinere, aber nicht unbedeu-
tende Sammlung vorwiegend kunftgewerblichen
Charakters aus dem Befifj von Georg Lackner,
Wiesbaden. Steht fie auch nicht auf der Höhe
der oben erwähnten Sammlung Schwarz, fo find
doch einzelne Objekte aus allen Gebieten höchft
diskutabel. Sowohl die Gefchichte der Möbel-
formen ift fehr gut repräfentiert, wie Textilien,
Keramik und Glas. Auch die Gemälde und
Stiche find durch einige Meifternamen umfchrie-
ben, und nicht zuleßt dürften die Arbeiten in
Edelmetall Anfpruch auf Beachtung haben. Hier
find es vor allen Dingen die kleinen Bronzen
und die Porträtbiiften, die auffallen und zwar
ähnlich wie etwa das Höchfter Service, das im
Anhang abgebildet ift. Im ganzen umfaßt diefe
Sammlung 566 Nummern. Der Katalog ift durch
Lichtdrucktafeln gefchmückt.
Ebenfalls am 11. November kommen dann
nodi bei Lepke aus dem Befitj des Chevalier
de Bayet vier große feidene Wandteppiche von
Jan Leyniers, Brüffel, zum Ausruf, charakteri-
ftifche Arbeiten, die ficli an Rubens anlehnen und
wohl in erfter Linie zum Ankauf für einMufeum
beftimmt wären. * *
*
Amsler & Ruthardt, die fpeziell auf dem
Gebiete moderner Graphik Auktionen von befter
Qualität zu veranstalten pflegen, bringen in der
Zeit vom 10.—12. November eine Sammlung
koftbarer und feltener Blätter von zeitgenöffi-
fchen Künftlern zum Ausruf, die aus dem Befiß
eines füddeutfehen Kunftfreundes ftammt. Darun-
ter finden fich zahlreiche Probedrucke und fel-
tene Frühdrucke meift mit handfchriftlicher Be-
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