Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910
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20. Heft
DOI Artikel:Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
MÄX KLINGER, Äus der „Feftzeitung“ 1877
Nr. 383. Katalog Ämsler & Ruthardt. Auktion am 10.—12. November
z. T. aus dem Befiß eines Berliner Bibliophilen.
Eine ausführliche Befprechung erfolgt in der
nächften Nummer der Zeitfchrift.
MÜNCHEN Die Kunftfammlung des
Herrn Dr. Ludwig von Bürkel, welche am
29. Oktober 1910 in der Galerie Helbing in
München verfteigert wird, ift vielen Kunfthifto-
rikern und Kunftfreunden bekannt geworden,
welche die reizende Villa auf dem Hügel von
Fiefole auffuchten, in der fie untergebracht war-
Die Ankündigung fagt, daß der Verkauf von
Kunftfachen mit der Aufgabe diefes Florentiner
Wohnfrßes zufammenhängt.
Gemäß feiner kunfthiftorifchen Arbeit hat fich
Dr. von Bürkel hauptfächlich auch als Sammler
mit der Malerei des italienifchen Seicento be-
fchäftigt und verfchiedene bemerkenswerte Werke
diefer, zurzeit vielleicht noch nicht genug ge-
fchätjten Schule zufammengebracht. Wir er-
innern an einige fchöne Bilder der Francesco
Furini, Giulio Carpioni und eine prächtige büßende
Magdalena, die der Befißer dem Pietro Ricchi
zufchreibt. Die' Bilderfammlung enthält außer-
dem eine Anzahl kunfthiftorifch intereffanter Ar-
beiten, fo eine Genrefzene, welche mit Piero
della Francesca in Zufammenhang zu bringen
ift, eine kleine Satgrfamilie des Leonbrune, ein
Werk von Bartolomeo de ia Gatta und anderes
mehr.
Unter den Skulpturen fallen einige kleinere
Stücke der beiden Robbia auf, und vor allem
ein Wachsmodell, das auf den Namen Michel-
angelos getauft ift. Ferner fei hier an die fran-
zöfifchen und englifchen Bilder des 18. Jahr-
hunderts erinnert; es befinden fich darunter zwei
fehr feine Parkfzenen des F. Octavien, datiert
1727, eines feltenen dem Watteau naheftehenden
Meifters. Außerdem verdient ein fchönes eng-
lifches Damenporträt vom Ende des 18. Jahr-
hunderts befondere Beachtung. — In der Samm-
lung befinden fich auch eine Anzahl fchöner und
merkwürdiger Textilien, dabei koptifche Webe-
reien und eine große Menge jener perfifchen und
türkifchen Teppiche des 16. und 17. Jahrhunderts,
die früher häufig gerade auf dem italienifchen
Kunftmarkt anzutreffen waren, heute aber ge-
fuchte Raritäten geworden find. Von befon-
derem Intereffe dürfte es auch fein, daß eine
größere Anzahl derfelben in der Ausftellung
MohammedanircherKunft in München 1910 figu-
riert hat. Der Katalog ift reich illuftriert.
* *
*
Die gleiche Firma wird am 14. November und
folgende Tage die 2. Abteilung der Sammlung
Leonhard, Mannheim, verfteigern, nachdem die
1. Abteilung feinerzeit in Berlin verauktioniert
worden ift. Teil 11 ftellt eine umfangreiche Ver-
einigung kunftgewerblicher Erzeugniffe dar, vor-
nehmlich des 17. und 18. Jahrhunderts, aber auch
der Biedermeierzeit. Im allgemeinen hat die
Sammlung den Charakter einer bürgerlichen
Kunftkammer, die Einrichtungsgegenftände und
Schmuckftücke des deutfchen Bürgerhaufes von
der Barockzeit bis zirka 1840 umfaßt. Die Kera-
mik vereinigt u. a. Hafnerarbeit, Steinzeug und
namentlich die überaus gut vertretene füddeutfche
Fayenceproduktion des 18. Jahrhunderts. Na-
mentlich Durlach und Mosbach find in großer Zahl
und einwandfreier Qualität vertreten, man findet
hier Stücke, die felbft den größten badifchen
Sammlungen fehlen, und befonders die Durlacher
Zunftkrüge find an fich ja Unica, da fie meift als
Gefchenke oder als Hochzeitsgaben auf direkte
Beftellung hergeftellt wurden. Unter den Por-
zellanen dominieren die füddeutfchen und Thü-
ringer Manufakturen. Befonders die Frühzeit
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MÄX KLINGER, Äus der „Feftzeitung“ 1877
Nr. 383. Katalog Ämsler & Ruthardt. Auktion am 10.—12. November
z. T. aus dem Befiß eines Berliner Bibliophilen.
Eine ausführliche Befprechung erfolgt in der
nächften Nummer der Zeitfchrift.
MÜNCHEN Die Kunftfammlung des
Herrn Dr. Ludwig von Bürkel, welche am
29. Oktober 1910 in der Galerie Helbing in
München verfteigert wird, ift vielen Kunfthifto-
rikern und Kunftfreunden bekannt geworden,
welche die reizende Villa auf dem Hügel von
Fiefole auffuchten, in der fie untergebracht war-
Die Ankündigung fagt, daß der Verkauf von
Kunftfachen mit der Aufgabe diefes Florentiner
Wohnfrßes zufammenhängt.
Gemäß feiner kunfthiftorifchen Arbeit hat fich
Dr. von Bürkel hauptfächlich auch als Sammler
mit der Malerei des italienifchen Seicento be-
fchäftigt und verfchiedene bemerkenswerte Werke
diefer, zurzeit vielleicht noch nicht genug ge-
fchätjten Schule zufammengebracht. Wir er-
innern an einige fchöne Bilder der Francesco
Furini, Giulio Carpioni und eine prächtige büßende
Magdalena, die der Befißer dem Pietro Ricchi
zufchreibt. Die' Bilderfammlung enthält außer-
dem eine Anzahl kunfthiftorifch intereffanter Ar-
beiten, fo eine Genrefzene, welche mit Piero
della Francesca in Zufammenhang zu bringen
ift, eine kleine Satgrfamilie des Leonbrune, ein
Werk von Bartolomeo de ia Gatta und anderes
mehr.
Unter den Skulpturen fallen einige kleinere
Stücke der beiden Robbia auf, und vor allem
ein Wachsmodell, das auf den Namen Michel-
angelos getauft ift. Ferner fei hier an die fran-
zöfifchen und englifchen Bilder des 18. Jahr-
hunderts erinnert; es befinden fich darunter zwei
fehr feine Parkfzenen des F. Octavien, datiert
1727, eines feltenen dem Watteau naheftehenden
Meifters. Außerdem verdient ein fchönes eng-
lifches Damenporträt vom Ende des 18. Jahr-
hunderts befondere Beachtung. — In der Samm-
lung befinden fich auch eine Anzahl fchöner und
merkwürdiger Textilien, dabei koptifche Webe-
reien und eine große Menge jener perfifchen und
türkifchen Teppiche des 16. und 17. Jahrhunderts,
die früher häufig gerade auf dem italienifchen
Kunftmarkt anzutreffen waren, heute aber ge-
fuchte Raritäten geworden find. Von befon-
derem Intereffe dürfte es auch fein, daß eine
größere Anzahl derfelben in der Ausftellung
MohammedanircherKunft in München 1910 figu-
riert hat. Der Katalog ift reich illuftriert.
* *
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Die gleiche Firma wird am 14. November und
folgende Tage die 2. Abteilung der Sammlung
Leonhard, Mannheim, verfteigern, nachdem die
1. Abteilung feinerzeit in Berlin verauktioniert
worden ift. Teil 11 ftellt eine umfangreiche Ver-
einigung kunftgewerblicher Erzeugniffe dar, vor-
nehmlich des 17. und 18. Jahrhunderts, aber auch
der Biedermeierzeit. Im allgemeinen hat die
Sammlung den Charakter einer bürgerlichen
Kunftkammer, die Einrichtungsgegenftände und
Schmuckftücke des deutfchen Bürgerhaufes von
der Barockzeit bis zirka 1840 umfaßt. Die Kera-
mik vereinigt u. a. Hafnerarbeit, Steinzeug und
namentlich die überaus gut vertretene füddeutfche
Fayenceproduktion des 18. Jahrhunderts. Na-
mentlich Durlach und Mosbach find in großer Zahl
und einwandfreier Qualität vertreten, man findet
hier Stücke, die felbft den größten badifchen
Sammlungen fehlen, und befonders die Durlacher
Zunftkrüge find an fich ja Unica, da fie meift als
Gefchenke oder als Hochzeitsgaben auf direkte
Beftellung hergeftellt wurden. Unter den Por-
zellanen dominieren die füddeutfchen und Thü-
ringer Manufakturen. Befonders die Frühzeit
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