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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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21. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0805

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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

Exlibris Pfinzing v. Henfenfeld. KupferWich von
Math. Zündt.

Nr. 142 der Sammlung H. Ed. Stiebei. Auktion bei
C. G. Boerner am 21.—26. November.

anfchließen, werden auch kaum von einer zweiten
Sammlung übertroffen werden. Eine Sammlung
von Buntpapieren, die im Ganzen befchrieben
ift und nicht weniger als 2300 Blätter verzeichnet,
folgt. — Eine der intereffanteften Teile der
Stiebelfchen Sammlungen bilden feine Gelegen-
heitsdrucke, von denen, um den Katalog nicht
ins Ungemeffene wachfen zu laffen, ungemein
wertvolle Sammelnummern gemacht wurden, die
die reizendften Blätter des 18. Jahrhunderts ent-
halten. Eine einzige diefer Nummern befchreibt
1200 Vifitenkarten, 800 davon aus dem 18. Jahr-
hundert.

Den Schluß des Kataloges bilden die koftbare
Einbandfammlung und die Bibliothek des ver-
dorbenen Sammlers. Nicht weniger als 100 Num-
mern umfaffen diefe Einbände, die außerordent-
lich feine und wertvolle Stücke, befonders des
16.—18. Jahrhunderts enthalten, viele davon
wurden dem Katalog als Abbildung beigegeben.
Die Bibliothek umfaßt Buchkunft des 15. bis
20. Jahrhunderts.

Die Auktion ßndet am 21.—26. November ftatt.
Die Firma C. G. Boerner in Leipzig ver-
fchickt den Katalog auf Wunfch zum Preife von
2 M.

Bei Oswald Weigel in Leipzig findet in den
Tagen vom 17. und 18. November eine Ver-
weigerung literarifchen Charakters ftatt, über die
ein Äuktionskatalog nähere Auskunft gibt. Es
kommen Seltenheiten aus dem Gebiete der
Bibliographie, des Buchdruckes, des Buchhan-
dels und der Kunft zum Ausruf, ferner Älma-
nache, Kalender, Tafchenbücher zur deutfchen
Literatur, insgefamt 880 Nummern. Im einzel-
nen findet fidh unter diefen fehr viel Bemerkens-
wertes. Eine Sammlung von Porträts fächfifcher
Fürften und Fürftinnen foll nur im ganzen ver-
weigert werden.

LONDON Meffrs. Puttick and Simpfon,
Leicefter Square, geben bekannt, daß fie in
einem alten Herrenhaus in Cornwall jüngft einen
Ärrasgobelin entdeckt haben, der fich als
einer der urfprünglich dem Kardinal Wolfeg
(dem Reichskanzler Heinrichs VIII.) gehörenden
Serie von Gobelins herausftellte, die die fieben
Todfünden illuftrieren und einft im Gefandten-
faale des Hampton Court Palaftes gehangen
haben follen. Drei diefer Gobelins hängen jeßt
noch im Hampton Court (in der großen „Watching
Chamber“). Auf dem neuentdeckten Gobelin
find die folgenden Szenen zu fehen: Rechts
unten fißt König David von acht Frauen in
reichen Gewändern im Tudorftil umgeben. Sieben
diefer Figuren ftellen die fieben Todfünden, die
achte die Himmlifche Liebe dar. David hält
eine Rolle, auf der in gotifchen Buchftaben ein
Vers des 45. Pfalmes fteht: „Äccingere gladio
tuo super femur tuum, potentissime.“ Auf den
Kleidern der Figuren ftehen die Eigenfchaften,
die fie darftellen. Ganz rechts in der Ecke fieht
man einen Ritter in einer Rüftung der damaligen
Zeit mit einer Kirchenkrone auf dem Haupt. Er
ift von den fieben Tugenden umgeben, von
denen aber nur Charitas und Humilitas durch
Infchriften kenntlich gemacht find. Charitas ift
hier dargeftellt als ein chriftlicher Ritter, der
gegen die Sünde zu Felde zieht und ein Banner
trägt, auf dem die fünf Wunden Chrifti ab-
gebildet find. Humilitas kniet vor ihm und hält
feinen Helm, der mit der Dornenkrone umkränzt
ift. Zur linken ift die Gefchichte der Ehebrecherin
dargeftellt. Der Gobelin mit dem dazugehörigen
Fries wird fpäter von Meffrs. Puttick and Simpfon
verfteigert werden. Es heißt, daß ein Ausländer
(Amerikaner?) bereits den Eigentümern eine
hohe Summe für den Gobelin geboten habe,
aber man hat fich entfchloffen, den Gobelin in
öffentlicher Auktion zu verfteigern.

Die hier fchon einmal erwähnte große und
überaus reichhaltige Bibliothek des verftorbe-

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