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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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22. Heft
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Balet, Leo: Die Ludwigsburger Porzellanmanufaktur von Domenico Ferretti 1762 bis 1765
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0819

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DIE LUDWIGSBURGER PORZELLANMODELLE VON DOMENICO FERRETTI

Zwei feiner Flußgötter erinnern ftark
an die gleichnamigen feines Vaters Carlo
Ferretti, die jetjt noch an der Gartenfeite
des Neuen Corps de Logis in Ludwigs-
burg erhalten find. Der größte unter ihnen
dürfte eine „Transformation“ des „Ocea-
nus“, und fein Putto auf dem Delphin
(Abb. 3) eine folche von einem ähnlichen
bei Montfaucon1 * 3 * fein. Seine Winter-
gruppe fcheint, wenn auch nicht eine
Kopie, fo doch dem Inhalt nach eine
Nachahmung der Frankenthaler Gruppe
zu fein: Die Kinder und der Wau-
wau, die bereits im Parifer Verzeichnis
von 1760 vorkommt2, mit ftarker An-
lehnung an den Höchfter Putto als Her-
kules.3 Für feine anderen Gruppen kann
ich keine Vorbilder nachweifen. Dagegen
hat Frankenthal direkt Modelle von Fer-
retti kopiert, wie z. B. Adonis mit dem
Eber, von dem ein Exemplar mit der
Fabrikmarke CT und der Jahreszahl 1778
auf der Ausftellung von 1899 vorkam A

Ferretti fcheint aber vor allem von Theateraufführungen am Hofe Karl Eugens in-

fpiriert gewefen zu fein, was ganz
feinem Charakter entfprach und da-
mals nicht zu den Befonderheiten
zählte. So verdankt z. B. die Fran-
kenthaler Alceftegruppe ihre Ent-
ftehung der Aufführung der deutfchen
Oper Alcefte am kurfürftlich-pfälzi-
fchen Hof 1775, die als Ereignis den
Bruch mit der Alleinherrfchaft der
italienifchen Oper bedeutete.5

Abb. 7. Thetis bei Vulkan

iUtertümerfammlung

Stuttgart

Abb. 8. Cimon und Pera Altertümerlammlung

Stuttgart

1 Montfaucon: L’antiquite expliquee,
Paris 1722 I, PI. VI und CXVII.

- Brüning: Porzellan, Berlin 1907, S.173;
Heu [er: Die Porzellanwerke von Franken-
thal, Neuftadt a. d. H. 1909, S. 17 und
Frankenthaler Porzellan, Mannheim 1899,
S. 48.

3 Vgl. den ausgezeichneten Katalog
von H. Carl Krüger: Sammlung Carl Jour-
dan, Berlin 1910 Nr. 319 und Tafel 49.

1 Heufer: Frankenthaler Porzellan,

Mannheim 1899, S. 52.

Vgl. Heufer: Die Porzellanwerke von
Frankenthal, Neuftadt a. d. H. 1909, S. 37.

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