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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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23. Heft
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Cohn, William: Die Malerei in der ostasiatischen Kunstabteilung der Berliner Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0880

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MALEREI IN DER OSTASIATISCHEN KUNST ABTEILUNG DER BERLINER MUSEEN

VI.

Mit dem Tode Kano Motonobus endet die Blütezeit japanifcher Malerei. Manche
Kenner wollen ihren Niedergang fogar fchon in Motonobus eigenen Schöpfungen er-
kennen. Ich teile diefe Anficht nicht. Die Fufuma des Mgoshin-ji1 und außerdem etwa

beherrfchte diefen
Stil am vollendet-
ften, infpiriert von
Yü Chien (jap.

Gyokkan) einem
Maler der füd-
lichen Sungdyna-
ftie. Seffon hat
von feinem Mei-
fter gelernt, den
Pinfel miterftaun-
licher Kühnheit,
ja mit Wildheit
zu gebrauchen.

Er hat von ihm
gelernt bis zu den
äußerften Gren-
zen des Mögli-
chen vorzufchrei-
ten, wenn es gilt,
das Leben des
Pinfels, dramati-
fche Leidenfchaft
und kraftvolle
Phantafie fpielen
zu laffen. Aber
die fpezififche Art
feiner Strichfüh-
rung, feiner Flä-
chenaufteilung

und Tufchnuan- ^yy 23. Köetfu, Älbumblatt. Farbige Malerei auf Papier. 18X16,5 cm
cierung, die ift

feine eigene Handfchrift, die hat feine eigene Perfönlichkeit geprägt.

Weder Kano Mafanobu (zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts), noch fein Sohn Kano
Motonobu, die beiden bedeutendften Kano-Maler der Ashikagazeit find in Berlin aus-
reichend vertreten. Das ift eine empfindliche Lücke, Denn damit fällt die Anfchauung
einer wichtigen Kunftftrömung aus, die überdies für die folgenden Jahrhunderte Japans
von äußerfter Tragweite war. Die hübfche Landfchaft von Motonobus Enkel Kano
Eitoku (1543—1590) kann dafür nicht entfchädigen. Man vergeffe aber nicht, wie jung
unfere oftafiatifche Kunftabteilung noch ift, und wie vieles die kommende Zeit noch
bringen dürfte, wenn in diefem Tempo weiter gearbeitet wird.

1 Siehe Toyö Bijütfu Täikwan, Tafel 227—230.

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