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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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23. Heft
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Gesellschaften und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0895

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GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

men italienifchen Stich bei Rothfchild-Paris, fon-
dern mit diejem auf eine Tierzeidinung Lionardos
zurück. Im Anfchluß an feinen Äuffafe im „Re-
pertorium“ befprach dann Dr. David die drei
Konftruktionsfchemen des Euftachius-Pferdes, des
„kleinen“ Pferdes und des Pferdes vom „Ritter,
Tod und Teufel“ und fchloß feine intereffanten
Ausführungen mit einem Hinweis darauf, daß
Tierdarftellungen Dürer in feinen Jugendjahren
befchäftigten, den reifen Künftler beherrfcht nur
eine Aufgabe: der Menfch.

Ferner fprach Herr Dr. Sobotka über die
dem Raffael zugefchriebene Wachsbüfte im Mufee
Wicar zu Lille. Er fchilderte die Provenienz
des Stückes aus der Sammlung des Malers Jean
Baptifte Wicar (1762—1832), der lange in Italien
anfäffig, dort viele Kunftfchäfee zufammenge-
bracht hatte, die fpäter den Grundftock des
jefeigen Liller Mufeums ausmachen follten. Der
Vortragende legte dar, wie urfprünglich der
Name Raffaels gar nicht an der Büfte gehaftet

habe, fondern allmählich, über die Benennung
„tete du cire du temps de Raffael“ hinweg ent-
ftanden fei. Zweifel an diefer Zuweifung find
fchon früher entftanden, fo fchrieb Renouvier fie
1857 einem Schüler des Verrocchio zu, auch in
neuefter Zeit haben Thode und Wickhoff fich
mit dem gleichen Problem befchäftigt. Wickhoff
glaubte das Stück in den Anfang des 17. Jahr-
hunderts verfefeen zu müffen und den Urheber
unter den Künftlern zu fuchen, die als Stukka-
toren für Pietro da Cortona arbeiteten. Dr. So-
botka, welcher ausdrücklich bemerkte, daß er die
fragliche Liller Büfte felbft nicht gefehen habe,
glaubt auf Grund ftiliftifcher Verwandtfchaft das
Werk dem Bildhauer Duquesnoy zuweifen zu
können.

In der Diskuffion vertrat Herr Lippmann
(London) den Standpunkt, daß die Liller Büfte
ein Werk des fpäten 18. Jahrhunderts fei, da
fie den ausgefprochenen Greuzetypus zeige.

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