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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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24. Heft
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Lüthgen, Eugen: Die Sammlung Schnütgen in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0903

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DIE SAMMLUNG SCHNÜTGEN IN KÖLN

nur mittelmäßigen Gegenftänden. Die Samm-
lung ift keineswegs lediglich auf Werke des
nationalen oder gar nur lokalen Kunftlebens
geftellt. Wie fie entftanden ift — zum Teil
als Ergebnis des Sammelfleißes auf größeren
Reifen nach Öfterreich, Italien, Frankreich, Eng-
land, Spanien, nach Skandinavien und nach dem
Orient, zum Teil durch den internationalen
Kunfthandel — trägt fie in ihrer Art einen
kosmopolitifchen Charakter, bei dem allerdings
der Hauptakzent auf der mittelalterlichen Kunft
Rheinlands und Weftfalens liegt. Das Heran-
ziehen der Kunftwerke außerdeutfcher Länder
ermöglichte erft einen tieferen Einblick in die
Entwicklungsgefchichte der rheinifchen und
weftfälifchen Kunft, fofern fie die Geftaltung
charakteriftifcher formaler Motive niederländi-
fchen, franzöfifchen, italienifchen oder den
vielfachen orientalifchen Anregungen verdankt.
Dadurch erweift fich die Sammlung zum ver-
gleichenden Studium ähnlicher Entwicklungs-
ftufen der Kunft

ebenfo geeignet,
wie zur Beob-
achtung der Wir-
kung verfchie-
denartiger Ein-
flüffe auf ver-
fchiedene Kunft-
zentren.

Nur kurz kann
auf einzelne her-
vorragende
Stücke oder auf
die prägnante
Übernahme
fremdländifcher
Motive hinge-
wiefen werden. Die Nachwirkung antiker und orien-
talifcher Einßüffe auf die chriftliche Kunft läßt fich in
der Sammlung Schnütgen vielfach unmittelbar nach-
weifen. So findet fich das fyrifch-orientalifche Motiv
des Lebensbaumes auf einem euchariftifchen, mit Gold
taufchiertem Silberlöffel der römifch-chriftlichen Zeit,
ferner das gleiche Motiv aus dem 13. Jahrhundert auf
einem Ornamentftück einer Albe aus Bgffusleinen. Wei-
tere orientalifche Nachwirkungen in verfchiedenen Kru-

König. Meifter der Marmorfiguren des
Domaltares, Köln. Zweite Hälfte des
14. Jahrh.

Madonna. Kölnifdi. Vor 1400

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