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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Ratzka, Arthur Ludwig: Einiges über Porträtmalerei
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Berichtigungen
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$ Der Preußische Landes-Kunstfonds
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0277

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Pest 20.

Die Werkstatt der Kunst.

2?Z

Ls gibt von Goethe, schiller, Shakespeare,
Napoleon und wie sie alle heißen, deren Bewunderer
Legion sind, kein einziges Porträt, das uns so
das Perz übergehen machte vor Freude, das sie uns
so als wahre Bekannte nahe rückte, wie die Waske
Beethovens! — Und dabei ist das bloß ein Stück
G:ps-eine ausdruckslose und ausdrucksunsähige
Masse!
Vericbiigungen.
i.
perr Professor Robert v. Pang, Direktor der Kgl.
Kunstschule in Stuttgart, schreibt:
Die im Anzeigenteil des peftes t? erschienene Er-
klärung des perrn Klaus Mohr, die elf Reliefs im
Schillermuseum in Marbach seien „entgegen anderer Be-
zeichnung" von ihm modelliert, entspricht nur insoweit der
Wahrheit, als er als mein gegen Entgelt angestellter Ge-
hilfe die flachen Reliefs nach den ausschließlich von mir
entworfenen und im Maßstab der Ausführung ganz genau
durchgeführten Zeichnungen nach meiner Anleitung und
unter meiner beständigen Aufsicht und Korrektur mechanisch
modelliert hat.
Stuttgart, den 9. Februar 1.908. Prof. Hau^.
Zu der vorstehenden Erklärung bemerke ich, daß mir
das kleine Inserat Mohrs leider entgangen ist. Anderen-
falls würde ich vom Verlag die Abweisung der Anzeige,
die nach meiner Auffassung unrichtige Dinge behauptet,
erbeten haben, perr Mohr ist von mir mit seinen Ansprüchen,
nachdem sie unter Pinzuziehung von Sachverständigen sorg-
fältig geprüft worden waren, wiederholt abgewiesen worden.
Wir konnten nach der Lage der Dinge nicht finden, daß er
durch seine dem perrn Professor von paug geleisteten
Dienste ein eigenes Urheberrecht an den Reliefs in Marbach
begründet habe. — In der anderen Sache (Wurz-Stutt-
gart) lag die Sache vielleicht günstiger für Mohr.
K1K2 HeUwLA.

II.
Zu meinem Artikel „Der Werdandi-Bund in Berlin" in
der vorigen Rümmer empfing ich von perrn Prof. Or.
Friedrich Seeßelberg folgendes Schreiben:
Sie haben in Pest xg Ihrer Zeitschrift behauptet,
daß ich „in mündlicher Ueberredung perrn Professor
Max Liebermann als Ehrenbeirat des Werdandi-Bundes
zu gewinnen gesucht hätte." Danach ersuche ich Sie
hiermit auf Grund des K tl des Preßgefetzes, Ihren
Lesern mitzuteilen, daß ich weder jemals eine Unter-
redung mit perrn Professor Liebermann hatte, noch daß
ich denselben schriftlich aufforderte, in den Ehrenbeirat
des Werdandi-Bundes einzutreten.
Prof. Or. Vrisckricll LessselderA,
Vorsitzender des Werdandi-Bundes.
Perr Professor Max Liebermann schreibt mir hierzu:
Auf ihre Anfrage vom z;. 2. 08 teile ich Ihnen
mit, daß ich allerdings weder aufgefordert bin, in den
Ehrenbeirat des^Werdandi-Bundes einzutreten, noch daß
ich jemals eine Unterredung mit perrn Prof. Vr. Seeßel-
berg hatte: was, wie mir scheint, nicht an ihm lag,
denn:
1) hat mich perr Seeßelberg ausgesucht, ohne
mich zu treffen,
2) schrieb er sinir unter dem 20. to. 0? einen
Brief, worin er mich um meine „Sympathie
trotz aller Entschiedenheit der abweichenden
Standpunkte" bat,

z) hat mir perr Baluschek Ende Dezember die
ernente Bitte des perrn Seeßelberg um eine
Unterredung überbracht.
Brief wie Bitte ließ ich, wie selbstverständlich, un-
beantwortet. ö/lax lUederruLirn.
perr Seeßelberg scheint sich in seinem dunklen Drange
des rechten Weges nicht bewußt gewesen zu sein, denn er
hat kritiklos die Päupter der Secession zum Beitritt in seinen
Werdandi-Bund (!) aufgefordert.
Auch perr Professor Max Slevogt schreibt mir:
Der Werdandi-Bund hatte mich brieflich aufgefor-
dert, die Wahl in den Vorstand des Bundes anzunehmen.
Ich sah mich aus naheliegenden Gründen veranlaßt,
abzulehnen, — eine Ablehnung, die ich perrn Prof.
Dr. Seeßelberg gegenüber (bei seinem Besuche) wieder-
holte. — Ich stelle es Ihnen anheim, etwa hiervon
Notiz zn nehmen. l^lax 81evc>§r.
Irr den: geistvollen Buche „Volk und Kunst" des
perrn S eeßelb erg befindet sich folgende Stelle: Der Donner-
gott erscheint wieder und schirrt feine Böcke. „Er trägt
die milderen Züge eines künstlerisch und philosophisch ge-
läuterten Befreiers" (Seeßelbergs?), „eines Äsen aus un-
serem gegenwärtigen Zeitalter. Und alle edleren Begriff-
lichkeiten der höchsten sittlichen Bereiche umschweben ihn."
Also sieht Professor Seeßelberg die perren Liebermann
und Slevogt als „edlere Begrifflichkeiten der höchster: sitt-
lichen Bereiche" an, die ihn „umschweben" sollten? — Oder
wollte der „mildere" perr Donnergott sie etwa als feine
Böcke anschirren?
Aber nein!! — So viel Witz traue ich ihm garnicht zu.
Vritr HellwaA.
Der preuMcke Lanctes-Runslkoncts.
Die Bildhauer-Vereinigung des „Vereins Berliner
Künstler" verbreitete folgende Eingabe an das Preußische
Abgeordnetenhaus, die voraussichtlich in diesen Tagen
im Plenum vorgebracht werden wird:
„In einer Zeit, da die wirtschaftlichen Lebensbedin-
gungen aller Berufe durch aufs höchste gesteigerte Anforde-
rungen immer schwieriger sich gestalten, machen auf dem
Gebiete der Kunst die Rückwirkungen finanzieller Röte sich
doppelt fühlbar. Wohl ist ein wachsendes Lurusbedürfnis
der Kunstpflege förderlich gewesen, vorwiegend freilich nach
der kunstgewerblichen Seite hin; der kulturellen Bedeutung
der bildenden Kunst aber entsprechen idealere Aufgaben,
die zu stellen über die Mittel einzelner Mäcene hinausgeht.
Die Förderung idealer Kunst im Sinne freifchöpferifcher
Tätigkeit muß von Staat und Gemeinden in größerem
Umfange geschehen. Staat und Gemeinde wetteifern ja
in Begründung und Entwicklung künstlerischer Bildungs-
stätten; im Verhältnis zu diesen dankenswerten Aufwen-
dungen aber steht nicht, was Staat und Gemeinden den-
jenigen, deren Leistungsfähigkeit sie förderten, hernach an
Möglichkeiten fruchtbringender Betätigung bieten und bieten
können. So entsteht ein künstlerisches Proletariat und in
Verzweiflung enden tausende idealer Existenzen. Notwendig
ist eine weitgehende Museumspflege, die Peranziehung aller
Schätze alter Kunst! Aber den lebenden Künstlern muß
gleichzeitig Gelegenheit geboten werden, zu den alten neue
Schätze zu schaffen.
Dankbar ist zu begrüßen die Begründung einer eigenen
Kunftabteilung im Kultusministerium. Soll aber diese
Instanz frei und segensreich sich betätigen können, müssen
weitaus größere Geldmittel zu ihrer dauernden Verfügung
gestellt werden, sollen nicht, wie bisher so oft, die berech-
tigsten Forderungen der Künstlerfchaften auch ferner eine
schmerzliche Ablehnung erfahren. Es ist Zeit, daß alles
geschehe, der besonderen Kunstabteilung, deren Leiter alles
Vertrauens würdig sind, weitgehende Rechte der Unab-
hängigkeit zu geben, und somit die Grundlage einer idealen
 
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