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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Die Aktion der bildenden Künstler Oesterreichs
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Eine Gesellschaft von Freunden der Kleinplastik in Wien
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Anfragen aus dem Leserkreis
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Privatperson und Künstler
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Rège, Eug. v.: Winke für Ausstellungskommissionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0290

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Di^werkstatt der Kunst. Heft 2 s.

286

ernsten Augenblick die Kraft und Schönheit einer Mrgel
zur Verfügung, um Ihnen wirksam genug jene Wahrheiten
sagen zu können, welche den österreichischen Künstlern seit
Dezennien im Halse stecken, und diese an niemand zu
richten wußten. Endlich ist der Moment gekommen, wo
im Parlament gesagt werden soll, daß die Kunst kein
Luxus ist, sondern ein mächtiger Kulturfaktor von großer
wirtschaftlicher Bedeutung. Exzellenz, der Kunst geht es
schlecht in Oesterreich. Die Schuld liegt nicht an den
Künstlern, denn unser Vaterland ist reich an Talenten, die
Schuld trägt der Staat, der uus nicht genügend Arbeit
gibt, um unsere Begabung zu betätigen, wir bitten nicht
um Unterstützung, wir verlangen Arbeit. Die Architekten
müssen Tischchen und Stühlchen machen, die Bildhauer
Nippesfiguren, die Maler niedliche Bildchen für den Markt,
um leben zu können, wir, die wir im Auslande gesehen
haben, was dort von der Kunst und für die Kunst getan
wird, wollen das Gelernte in unser Vaterland verpflanzen,
wir stellen uns selbst große Ausgaben, um unser Talent
nicht verrosten zu lassen, aber den, der immer wieder seine
Gipsstatuen ins Depot stellen und seine großen Bilder
einrollen muß, verläßt schließlich Mut und Kraft. Seit
zehn Jahren arbeitet eine Reihe von Künstlervereinignngen
daran, Wandel zu schaffen; sie opferten Mühe, Zeit und
Geld bis an die Grenze der Möglichkeit. Nun erwarten
sie endlich, daß der Staat ihre Kulturmission genügend
unterstütze, ehe das Erreichte wieder der Ermüdung und
dein Stillstand anheimsalle, wir wenden uns alle ver-
trauensvoll an Euer Exzellenz, als dem berufenen Schützer
und Förderer der Künste, mit der Bitte, den Antrag Sturm
mit aller Energie und aller Wärme zu unterstützen."
Minister Or. Marchet antwortete eingehend und
wohlwollend aus diese Ansprache. Er findet zwar die
Ausführungen des Sprechers etwas zu düster gefärbt, ge-
wiß lassen die Kunstverhältnisse in Gesterreich zu wünschen
übrig, doch sehe man immerhin einer schöneren Zukunft
entgegen; er gebe die Versicherung, daß er auch ohne diesen
Appell an sein Pflichtgefühl, so wie jederzeit auch jetzt
alles, was in seiner Macht steht, für die Kunst tun werde.
In ähnlich wohlwollender Art entließ Ministerprä-
sident Freiherr v. Beck die Deputation, indem er sagte:
„Glauben Sie mir, obwohl ich für den Haushalt des ganzen
Staates zu sorgen habe, ist mir das Gefühl für die schöner:
Künste nie verloren gegangen. Ihren Anspruch finde ich
gerechtfertigt und verspreche gerne, Ihre Angelegenheit
möglichst zu unterstützen."
Abg. Or. Kramarz empfing die Deputation mit den
Worten: „Bitte, sagen Sie mir gar nichts. Als Gründer
der Modernen Galerie in Prag bin ich genügend mit den
Künstlern liiert und mit ihren Verhältnissen vertraut, um
den Ernst Ihrer Forderung zu würdigen. Ich schätze den
Kamps, welcher durch das Inslcbentretcn der vielen
Künstlervereinigungen entstanden ist, sehr hoch. Er war
ans die Künstler und das kunstliebcnde Publikum von
segensreichstem Einflüsse. Bei mir brauchen Sie nicht
Stimmung zu machen, es ist mir Bedürfnis, Ihre Sache
nach Kräften zu fördern."
Nach den Ergebnissen dieser Unterredungen ist wohl
zn hoffen, daß der Forderung der gesamten Künstlerschast
Oesterreichs Rechnung getragen werde.
6m e Gesellschaft von ^reunclen cler
Klem plastlk in Men.
Die Bildhauervereinigung der Genossenschaft der
bildenden Künstler in Wien versendet folgendes Zirkular:
„Das erfreulicherweise zunehmende Interesse, seinen
Salon mit künstlerisch wertvollen Kleinplastiken zu schmücken,
in der Wahl dieser Objekte einen wetteifernden Geschmack
zu entwickeln und die sabriksmäßig erzeugten Kunstgegen-
stände allmählich zurückzudrängen, hat die Lildhanerver-
einignng der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
veranlaßt, eine Gesellschaft von Freunden der Kleinplastik

zu gründen, die es auch dem minder Begüterten ermöglicht,
Kunstsammler im kleinen Stile zu werden und sein Heim
mit künstlerisch vollendeten Kleinplastiken zu verschönern.
Die Anzahl der Mitglieder dieser Gesellschaft ist mit
loo begrenzt, jedes Mitglied zahlt einen Jahresbeitrag von
lOO Kronen und hat den Anspruch aus mindestens zwei
plastische Kunstwerke pro Jahr in echtem Material, d. i.
Bronze, Fayence usw. Dies ist derart zu verstehen, daß
von einein von der Gesellschaft angekausten Modelle ;oo
nummerierte Reproduktionen gemacht werden, so daß nur
die ;oo Mitglieder im Besitze einer solchen Reproduktion
sein können.
Laut den Statuten dieser neuen Gesellschaft dürfen
nur künstlerisch wertvolle Arbeiten angekaust und verteilt
werden und dürfen diese Arbeiten nur von Mitgliedern
der Bildhauervereinigung der Genossenschaft der bildenden
Künstler Wiens stammen.
Die konstituierende Versammlung findet bei Anmel-
dung von mindestens so Mitgliedern statt.
Anfragen aus clem Leserkreis.
wem ist ein Werk in deutscher, französischer oder
englischer Sprache bekannt über Goldschmiedeknnst
(hauptsächlich Treiben, Bossieren und Löten edler und un-
edler Metalle)?
z. wo oder aus welchem Wege kann inan von ge-
planten ethnographischen Expeditionen Kenntnis
erhalten und erfahren
2. ob Kunstmaler dabei Verwendung finden und
welche Anforderungen usw. an diese gestellt werden?
welcher Kollege oder Kollegin hätten die Freundlich-
keit, mir einen Platz in Norddeutschland zu nennen, der
geeignet wäre zu einen: längeren Studienaufenthalt? Er
soll landschaftlich sowie architektonisch malerisch anregend
sein, wo man einigermaßen komfortabel ausgehoben ist
und wo man geselligen Verkehr und Anregung mit gleich-
falls studienbeflissenen Kollegen und Kolleginnen findet?
In der Art wie Rothenburg o. d. Tauber usw. Zu teuer
darf der Ort natürlich auch nicht sein. Ich bin bis jetzt
noch nicht aus Süddeutschland und Gesterreich gekommen
und möchte einmal meine Landschastsstudien in Norddeutsch-
land machen. Frl. ir. N.
Privatperson uncl KürMer.
Berlin. Lin Teil der Berliner Presse berichtete aus-
führlich über eine „Affäre" des Kunstmalers Fritz Wild-
hagen in Steglitz. Die Zeitungen mußten aber sehr bald
die vollkommene Schuldlosigkeit des Künstlers an-
erkennen. Es ist bedauerlich, daß man in Deutschland
gegen eine derartige Berichterstattung der Presse noch nicht
besser geschützt ist. Jin Namen der Künstlerschast mnß
die „Werkstatt der Kunst" aber dagegen protestieren, daß
bei so peinlichen und rein persönlichen Vorfällen sofort
auch die Künstlerschast des Betreffenden mit hereinge-
zogen wird, woher nimmt die Lagespresse die Berech-
tigung, an die Nachricht von einer polizeilichen Sistierung
auch noch Bemerkungen über die künstlerische Tätigkeit des
Sistierten nnd über die «Dualität seiner Bilder zu knüpfen?
was haben diese Dinge miteinander zu tun? was be-
zweckt eine solche Berichterstattung, als der übelsten Sen-
sationslust der Leser ein Opfer hinzuwerfen? — Wild-
hagen hat znrzeit eine Anzahl Afrikabildcr bei Eduard
Schulte ausgestellt.
Mnks für AusfteUungskommMionen.
Der eigeutliche Zweck der Ausstellung von Kunst-
werken besteht darin, daß der Künstler in ^seiner Sprache
zu den Besten seines Volkes reden will. Schlimm genug,
 
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