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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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2. Heft
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Zimmermann, Ernst: Von Friedrich dem Grossen neu in Auftrag gegebene Meissener Porzellane
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0077

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VON FRIEDRICH DEM GROSSEN IN AUFTRÄG GEGEBENE PORZELLANE

und Entnahme großer Beftände waren daher die Folge. Allerdings wird der König hierin
meiftens perfönlich vorgegangen fein, um auf diefe Weise felber Beßrer fchöner Porzel-
lane zu werden und feine Schlöffer damit auszuzieren. Denn um [ie wieder zu verkaufen
und dadurch feine Kriegsmittel zu vermehren, dazu waren die Verhältniffe damals doch
zu wenig angebracht — außerdem hätte er dies doch lieber gleich durch die Manufaktur
felber beforgen laffen können. In der Tat hört man von derartigen Beftrebungen damals
nicht das Geringfte, ja ein großer Teil der entnommenen Gegenftände ift fchließlich von
ihm bar bezahlt worden; und dann find auch unmittelbare Begebungen hinzugekommen.
Aus alledem ergibt fich deutlich das perjonliche künftlerifche Intereffe des Königs.

Durch nichts jedoch wird dies
Intereffe fo fehr als ein wirklich
inneres erwiefen, als durch die
Tatfache, daß fich damals der Kö-
nig durchaus nicht damit begnügt
hat, bereits gefchaffene Werke zu
erwerben, fondern für fich auch
ganz neue, bisher nodi nicht ge-
plante Dinge anfertigen ließ. Man
ßeht, feine ganz perfönlichen Nei-
gungen wollten Befriedigung ha-
ben, und diefe waren fo lebhaft
und individuell, daß der damals
fo [vielgeschäftige Monarch Zeit
fand, gelegentlich felber hierfür
Entwürfe nach „ eigener Invention “
anzufertigen, die dann den Meiße-
ner Künftlern als erfte Anleitung
vorgelegtwurden. Auf diefe Weife
hat er größere plaftifche Arbeiten,
einmal ein Uhrgehäufe auf Grund
derZeichnung einesBerlinerKünft-
lers, dann aber vor allem eine
ganze Reihe größerer Service be-
ftellt, die ihm ganz befonders am
Herzen lagen und für die er auch
keine Koften fcheute. Der Grund
dafür kann kaum zweifelhaft fein. Was Friedrich der Große an Gold und Silber befeffen,
hatte der lange, vielfach für ihn fo ungünftige Krieg gar bald Verfehlungen, auch die
Silberfervice, die er von feinen Vorfahren übernommen, waren den Weg alles Edelmetalls
gegangen. Da blieb das Porzellan das einzige wohlfeilere Material, von dem ein König

fpeifen durfte.

Faft alle erwähnten Services werden uns in den oben erwähnten Akten ausführlicher
beschrieben. Dennoch fcheint keins derfelben im königlich preußifchen Befiße auffindbar
zu fein. Sind fie überhaupt wirklich jemals vollendet worden oder haben die Wechfelfälle
des Krieges und der endliche Friedensfchluß dies verhindert, zumal ein großer Teil der
erwähnten Stücke, darunter auch mehrere der Service der Manufaktur erft ganz am Ende
des Jahres 1762 in Auftrag gegeben wurden?

Rbb.\2. Teller aus dem 1762 von Friedrich dem Großen

beftellten und zum Teil eigenhändig entworfenen
„Veftunenfervice“ Dresden, Porzellanfammlung

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