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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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4. Heft
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Graul, Richard: Die französische Kunstausstellung der Berliner Akademie
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0141

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DIE FRANZÖSISCHE KUNSTAUSSTELLUNG DER BERLINER AKADEMIE

gefprochene Neigung zu heller, [onniger
Tonlage. Auf der Ausftellung kommt er
mit einem Selbftbildnis (Nr. 224) und
einem anderen männlichen Porträt doch
nicht recht zur Geltung. Denn eigentlich
ift er ein Frauenmaler. Er fchildert die
Dame mit einer mehr familiären Eleganz,
gern zeigt er fie im Freien oder vor
einem Ausblick in eine Natur mit blauem
Himmel, was zuweilen die Köpfe ein
wenig ziegelfarbig erfcheinen läßt. Auf
dem Wege zu Watteau ift er neben de
Troy, Natoire, Tournieres ein Bindeglied.
Antoine Pefne, feit 1711 Hofmaler in
Berlin, hatte weniger Talent als diefer
Künftler, und die Schwenkung zu der
lichteren und freieren Malerei, die wäh-
rend der Regence herrfchend wurde, hat
er in der Diafpora nicht mitmachen kön-
nen. Auf der Ausftellung ift er nur mit
wenigen Porträts vertreten: Friedrich der
Große als Kind mit feiner Schwefter

CHARDIN, Stilleben

CHARDIN, Stilleben

Wilhelmine (Nr. 6), das Familienbild
(Nr. 71) u. a.

In der Frühzeit des 18. Jahrhunderts
tritt mehr und mehr das Hiftorienbild
zurück und das Genre gewinnt an Be-
deutung. Eine alte halbvergeffene, aber
bis über die Mitte des 17. Jahrhunderts
zurückreichende Tradition wird wieder
lebendig. In Watteau gipfelt diefe Rich-
tung und in ihm finden die Beftrebungen:
der meiften anderen Künftler ihr Ziel. Aus
feiner vlämifchen Heimat hatte Watteau
den Gefchmack an genrehaften Schilderun-
gen mitgebracht, und Zeit feines Lebens
blieb Rubens fein Leitftern. Als er um 1704
zu Gillotkam, erweiterteer feinenDarftel-
lungskreis durch Schilderungen des Ko-
mödiantenlebens. Mit feinen Paftoralen
und den Schilderungen galanter Fefte
fchafft er die glänzendfte Leiftung der
franzöfifchen Malerei im 18. Jahrhundert.
Alle Elemente feiner Kunft liegen klar zu-

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